Die Stadt Essen ist seit 1995 Mitglied der Arbeitsgemeinschaft "Fahrradfreundliche Städte, Kreise und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen". In den zurückliegenden Jahren hat die Stadt Essen ihr Radverkehrsnetz auf über 200 Kilometer ausgebaut. Zahlreiche interessante Fahrradrouten wurden - teils über ehemalige Bahntrassen - konzipiert.
In der Bewerbung zur Grünen Hauptstadt Europas formulierte die Stadt bereits im Jahr 2014 das Ziel, den Modal-Split bis 2035 auf 4 x 25 Prozent zu entwickeln. Die Verkehrswende und Gleichberechtigung aller Mobilitätsarten bis zum Jahr 2035 ist das Ziel: jeweils 25 Prozent aller Bürger*innen sollen bis dahin das Fahrrad, den ÖPNV beziehungsweise das Auto nutzen oder zu Fuß gehen. Vor diesem Hintergrund wurde in der Ratssitzung am 25. September 2019 das Handlungskonzept "Mobilität neu denken - Handlungskonzept Modal-Split 2035" diskutiert und die Verwaltung anschließend beauftragt, einen Entwurf für den Bearbeitungsprozess eines Essener Mobilitätsplans zu erstellen.
Zahlreiche Essener Firmen, Verbände und Organisationen haben sich seither auf den Weg gemacht, ihren Beitrag zur Mobilitätswende zu leisten. Immer mehr Unternehmen setzen in Essen dabei auf Fahrradfreundlichkeit.
Fahrradfreundliche Arbeitgeber*innen - Hintergrund
Das EU-weite Siegel "Zertifizierter Fahrradfreundlicher Arbeitgeber" wird in Deutschland exklusiv vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) vergeben. Europäische Union und ADFC haben einheitliche Kriterien festgelegt, die Unternehmen helfen sollen, das EU-Zertifikat in den Abstufungen Gold, Silber und Bronze zu erreichen.
Die wenigsten Mitarbeiter*innen wohnen fußläufig zum Arbeitsplatz und sind daher auf private oder öffentliche Verkehrsmittel zur Erreichung des Arbeitsplatzes angewiesen. Dabei stehen vom motorisierten Individualverkehr bis zur kostengünstigen und umweltfreundlichen Alternative zahlreiche Möglichkeiten zur Auswahl.
Seit dem Jahr der "Grünen Hauptstadt Europas – Essen 2017" bietet die Stadt Essen interessierten Essener Unternehmen gemeinsam mit der EWG - Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH Workshops zum Thema "Fahrradfreundliche*r Arbeitgeber*in" gemeinsam mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) regelmäßig an.
Ziel ist es, Arbeitgeber*innen zu motivieren, sich umweltfreundlicher aufzustellen und den Mitarbeiter*innen für den Weg zur Arbeit und für dienstliche Wege den Umstieg vom Auto auf das Rad durch geeignete Maßnahmen zu erleichtern.
Die Aktion "Fahrradfreundliche*r Arbeitgeber*in" leistet insoweit einen wichtigen Beitrag, die nachhaltige Mobilität in Essen zu steigern.
Die Stadt Essen - das Rathaus
Ein Konzept zur Förderung der Fahrradnutzung von Beschäftigten im Konzern Stadt Essen wurde im Jahr 2018 vorgestellt und von den entsprechenden Ratsgremien verabschiedet.
Über diese grundsätzlichen Rahmenbedingungen hinaus werden nun den Mitarbeiterinnen*Mitarbeitern der Stadtverwaltung zahlreiche weitere Angebote zur Verfügung gestellt.
Seit 2019 ist das Essener Rathaus als "Fahrradfreundlicher Arbeitgeber“ zertifiziert, zuletzt 2022 mit Gold rezertifiziert, und damit eines von derzeit mehr als 25 zertifizierten Unternehmensstätten in Essen. Damit ist Essen Spitzenreiter in Deutschland. Weitere Unternehmen planen eine Zertifizierung.
Die umweltfreundliche Mobilität steht nicht nur bei der Stadt Essen als Arbeitgeberin im besonderen Fokus. Als emissionsfreies und leises Verkehrsmittel ist das Fahrrad als umweltgerechtes Fortbewegungsmittel auch für weitere Arbeitgeber*innen in Essen von besonderem Interesse.
Drei Schritte zur Zertifizierung
Interessierte Unternehmen können auf Fahrradfreundlicher Arbeitgeber mit einem Selbsttest herausfinden, ob bereits eine Zertifizierung möglich ist oder ob weitere Maßnahmen erforderlich sind. Es folgt die Anmeldung des Betriebes zum Audit durch den ADFC-Auditor. Er überprüft vor Ort die bestehenden Angebote und berät über ergänzende Möglichkeiten zur Optimierung. Ist das Ergebnis des Audits positiv, erhält der Betrieb das Qualitätssiegel "Zertifizierter Fahrradfreundlicher Arbeitgeber" in Bronze, Silber oder Gold.
Die Zertifizierung ist für drei Jahre gültig.
Was ist ein fahrradfreundlicher Betrieb?
Grundvoraussetzung für die Zertifizierung ist die Benennung einer betrieblichen Mobilitäts-/Radverkehrskoordinatorin, bzw. eines Mobilitäts-/Radverkehrskoordinators als zentrale Ansprechperson. Bewertet wird die Fahrradfreundlichkeit in sechs Aktionsfeldern. Punkte bringen beispielsweise die Teilnahme an der Kampagne "Mit dem Rad zur Arbeit", regelmäßige Aktionen wie "Radlerfrühstück", individuelle Streckenberatung oder Betriebsausflüge mit dem Rad. Im Bereich Infrastruktur liegen Arbeitgeber*innen richtig, wenn sie die ausreichend vorhandenen Fahrradparkplätze überdachen, beleuchten, barrierefrei gestalten und nah am Eingang anlegen. Umkleidemöglichkeiten und Duschen zählen ebenfalls. Im Bereich Service punkten Angebote für die Fahrradreparatur, saisonale Fahrrad-Checks oder die Anschaffung von Diensträdern. Im Bereich Koordination können Arbeitgeber*innen mit dem Einsatz von Rädern, Lastenrädern oder Fahrradanhängern in der eigenen Logistik punkten. Beim Parkraummanagement gibt es Punkte, wenn die Alternativen gegenüber dem PKW-Parken privilegiert werden, beispielsweise indem PKW-Parkplätze kostenpflichtig sind. Zertifizierungsrelevant sind auch vergünstigte Angebote für alternative Mobilitätsformen, also für ÖPNV, Bahn und Car- oder Bike-Sharing. Bei Firmen oder Einrichtungen mit Kundenbetrieb wird positiv bewertet, wenn es Fahrradparkplätze und Fahrrad-Motivationsprogramme für Kundinnen*Kunden gibt.
Vorteile für Arbeitgeber*innen- Zwei Tage weniger krank, schlanker und glücklicher
Arbeitnehmer*innen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen, sind durchschnittlich zwei Tage pro Jahr weniger krank, als solche, die das Auto oder den ÖPNV wählen. Das hat die Studie "Mobilität und Gesundheit" von EcoLibro und der AG Mobilitätsforschung der Universität Frankfurt ergeben. Dabei ist es für den Gesundheitseffekt besonders günstig, wenn man sich ganzjährig für den aktiven Arbeitsweg entscheidet, reine "Sommerradler*innen" haben bei den Krankheitstagen kaum positive Effekte.
Als Fahrradfreundliche*r Arbeitgeber*in erhöhen Arbeitgeber*innen ihre Attraktivität, tragen zur Gesundheit der Mitarbeiter*innen und zum Umweltschutz bei und senken gleichzeitig ihre Kosten.
Arbeitskreis Fahrradfreundlicher Arbeitgeber
Zahlreiche Essener Firmen, Verbände und Organisationen haben sich bereits auf den Weg gemacht, ihren Beitrag zur Mobilitätswende zu leisten. Bundesweit einmalig hat sich in Essen mittlerweile ein Arbeitskreis "Fahrradfreundlicher Arbeitgeber" gebildet. Nicht zuletzt über diesen Weg wird es gelingen die Anstrengungen zum Umstieg auf das Fahrrad in den beteiligten Unternehmen weiter voranzutreiben.
Der Wandel beim Thema "Mobilität" nimmt verstärkt Fahrt auf!