Was im Sommer 2019 als ein Bürger*innenbegehren für die Verbesserung der Radwege-Infrastruktur in Essen startete, befürwortete bereits ein Jahr später – am 26. August 2020 – der Rat der Stadt Essen mit großer Mehrheit: den RadEntscheid Essen. Dieser sieht innerhalb von neun Jahren die Umsetzung zahlreicher Maßnahmen vor, die die Sicherheit und Attraktivität für den Rad- und Fußverkehr in Essen steigern sollen. Zwei Jahre nach dem Startschuss hat die Stadt Essen bereits erste Etappenziele erreicht, die auch zur insgesamten Neuausrichtung der Mobilität in Essen beitragen: Der sogenannte Modal Split sieht vor, dass bis 2035 jeweils 25 Prozent auf den motorisierten Individualverkehr, den öffentlichen Personennahverkehr, den Fuß- und den Radverkehr entfallen sollen.
- Durchgängiges Netz für den Alltagsradverkehr ausbauen
Das Radhauptrouten- und Ergänzungsnetz der Stadt Essen wird unterbrechungsfrei, vom Fußverkehr getrennt und durchgängig beleuchtet ausgebaut. Planung und Ausbau erfolgen gemäß den jeweils gültigen Regelwerken, insbesondere den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA). Ab 2022 werden jährlich 10 Kilometer dieses Netzes auf den o. g. Standard gebracht. Lücken im Radhauptroutennetz werden dabei priorisiert. - Kreuzungen sicher umbauen
Ab 2022 werden jährlich drei Kreuzungen im Radhauptrouten- und Ergänzungsnetz mit Priorität auf Sicherheit und zügiges Vorankommen für Fuß- und Radverkehr nachfolgenden Grundprinzipien umgebaut: Radfahrende sind im Sichtfeld von Kraftfahrzeugen zu führen und erhalten Wartezonen im vorgelagerten Sichtbereich. Die Abbiegegeschwindigkeit von Kraftfahrzeugen wird durch den Abbiegewinkel verringert, z. B. durch Schutzinseln oder Rückbau/Anpassung von "freien" Rechtsabbiegefahrstreifen für Kfz. Die Signalisierung minimiert Wartezeiten für den Radverkehr und räumt diesem Vorrang ein, abgesetzte Radverkehrsfurten werden durch eigene Ampelphasen gesichert. Umbaupriorität haben Kreuzungen mit besonderem Gefährdungspotenzial. - Fahrradstraßen- und -zonen einrichten, Einbahnstraßen öffnen
25 Kilometer bestehende Fahrradstraßen werden gemäß Typ "Modellstadt Essen" (Lead City) ausgestaltet und weitere 25 Kilometer neue Fahrradstraßen eingerichtet. 50 Prozent der bestehenden Tempo-30-Zonen werden in Fahrradzonen im Sinne der StVO-Novelle 2020 umgewandelt. Bei unverträglichen Verkehrsmengen werden Kfz-Durchgangsverkehre in Fahrradstraßen und -zonen unterbunden. Einbahnstraßen werden mit dem Ziel überprüft, weitere 100 für den Radverkehr in Gegenrichtung freizugeben. - Sichere Radwege an Hauptstraßen anlegen
Zusätzlich zu Ziel 1 werden an Hauptverkehrsstraßen im Radhauptrouten- und Ergänzungsnetz jährlich 8 Kilometer Radwege oder Radfahrstreifen mit wenigstens folgenden Regelbreiten angelegt: Radschnellverbindungen 3,0 Meter, Radhauptverbindungen 2,5 Meter und Basisnetz 2,0 Meter. Radverkehrsanlagen werden vor Befahren, Halten und Parken durch Kfz geschützt, z. B. durch Borde oder Markierungsnägel, und sind vom Fußverkehr getrennt zu führen. - Radwege durchgängig und einheitlich gestalten
Neue oder zu sanierende Radfahrflächen sind in Konflikt- und Kreuzungsbereichen deutlich durch eine rote Farbe (z.B. farbiger Asphalt) vom übrigen Straßenraum abgesetzt. Geh- und Radwege sind räumlich voneinander getrennt, min. durch 30 cm taktile Streifen. Radwege sind durchgängig, sicher und zügig befahrbar. Ihre Führung ist unterbrechungsfrei. Bordsteine quer zur Fahrtrichtung sind auf 0 cm abgesenkt. Bevorrechtigte Geh- und Radwege werden jeweils niveaugleich weitergeführt und sind optisch sowie baulich eindeutig hervorgehoben oder der Radweg wird als Radfahrstreifen weitergeführt. - Fahrradabstellplätze ausbauen
Die Stadt Essen errichtet zusätzliche Fahrradstellplätze:- 4.000 Stellplätze in bewachten Fahrradparkhäusern oder als Fahrradboxen an Bahnhöfen mit hohem Pendelaufkommen
- 2.500 überdachte, beleuchtete Stellplätze an weiteren Bahnhöfen und Haltestellen
- 5.000 Stellplätze an Schulen, Sportstätten, in Einkaufsstraßen und Wohnquartieren vorrangig durch Umwidmung von PKW-Stellplätzen
- 500 Stellplätze für Lastenräder.
- Mobilitätswende konsequent und transparent fördern
Die Stadt Essen verfolgt die den Radverkehr betreffenden Ziele der Öffentlichkeitsarbeit gemäß dem in ihrem Handlungskonzept Modal Split 2035 genannten Umfang. Sie stellt die dafür erforderlichen Mittel zur Verfügung. Ein schriftlicher Bericht über den Umsetzungsstand der vorgenannten Ziele und über die städtische Akquise von Fördermitteln zu deren Realisierung wird jährlich in einer öffentlichen Dialogveranstaltung vorgestellt.