Studium Soziale Arbeit

Ein Erfahrungsbericht von Gedeon Antonio

"Mein Name ist Gedeon Antonio, ich bin 25 Jahre alt und studiere Soziale Arbeit im dualen Studiengang an der Fliedner Fachhochschule. Zurzeit befinde ich mich im 4. Semester und bin im Jugendamt der Stadt Essen tätig – genauer gesagt im Integrationsmanagement für Menschen mit libanesischer Zuwanderungsgeschichte. Dieses Praxisfeld ist Teil unseres Studienmodells, das Theorie und Praxis eng miteinander verknüpft. Es bietet mir die Möglichkeit, mein Wissen anzuwenden, mich weiterzuentwickeln und meine persönlichen Stärken gezielt einzubringen.

Schon früh war mir klar: Ich möchte mit Menschen arbeiten. Nicht nur im Austausch sein, sondern aktiv unterstützen, begleiten und Veränderung mitgestalten. Die Soziale Arbeit bietet genau diesen Raum – und mir ist dabei besonders wichtig, Menschen in herausfordernden Situationen mit Empathie, Fachwissen und Respekt zu begegnen.

Was ich an unserem dualen Modell besonders schätze, ist die Vielseitigkeit. In jedem Semester lernen wir ein neues Praxisfeld kennen. Dadurch entsteht nicht nur Abwechslung, sondern wir bekommen auch ein breites Verständnis für die verschiedenen Bereiche der Sozialen Arbeit. Begleitet wird der Praxiseinsatz durch regelmäßige Praxisbegleitung und einen monatlichen Austausch in unserer Gruppe von dual Studierenden. Diese Treffen sind eine gute Gelegenheit, um Erfahrungen aus dem Alltag zu besprechen, Fragen loszuwerden und sich gegenseitig Tipps zu geben. Der Austausch hilft nicht nur fachlich weiter, sondern schafft auch ein starkes Wir-Gefühl und zeigt, dass wir mit unseren Herausforderungen nicht allein sind.

Mein erster Praxiseinsatz war in der Stadtteilarbeit im Bezirk V (Altenessen). Dort konnte ich erste Erfahrungen mit lebensweltorientierter Arbeit sammeln und direkt umsetzen, was wir zuvor theoretisch behandelt hatten: Angebote entwickeln, Ressourcen erkennen und aktiv mitgestalten, was Menschen vor Ort stärkt.

Im zweiten Semester war ich in der Fachgruppe für unbegleitete minderjährige Geflüchtete eingesetzt. Diese Zeit war intensiv und lehrreich. Ich habe mit Jugendlichen aus unterschiedlichen Herkunftsländern gearbeitet und dabei viel über kultursensible Soziale Arbeit gelernt. Auch rechtliche Grundlagen wie Aufenthaltsrecht, Vormundschaft und Kinderschutz spielten eine wichtige Rolle. Mein eigener kultureller Hintergrund war dabei von großem Vorteil – ich konnte Vertrauen aufbauen, Sprachbarrieren abbauen und eine offene, respektvolle Atmosphäre schaffen.

Ein Moment ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Ein Jugendlicher, der anfangs sehr zurückhaltend war, begann sich nach einigen Gesprächen zu öffnen – weil ich seine Sprache sprach und er sich verstanden fühlte. Diese Erfahrung hat mir deutlich gemacht, wie wertvoll Vertrauen und Nähe in der Sozialen Arbeit sind – und wie sehr kulturelle Verbindung helfen kann, Brücken zu bauen.

Im dritten Semester war ich beim sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamts. Dieses Praxisfeld war fachlich und emotional sehr anders als die bisherigen. Ich habe dort viel über psychische Erkrankungen, das PsychKG und die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit psychiatrischem Unterstützungsbedarf gelernt. Auch hier zeigte sich, wie eng Theorie und Praxis miteinander verbunden sind – und wie wichtig Sensibilität und Fingerspitzengefühl im Umgang mit Betroffenen sein können.

Aktuell bin ich – wie bereits erwähnt – im Integrationsmanagement tätig. Ich begleite Menschen mit libanesischer Zuwanderungsgeschichte in ganz unterschiedlichen Lebenslagen – bei Fragen zu Behörden, beim Ankommen in Deutschland oder bei alltäglichen Herausforderungen. Gerade in diesem Bereich merke ich, wie sehr mein kultureller Hintergrund eine verbindende Rolle spielen kann.

Im kommenden 5. Semester steht ein Wechsel in ein weiteres Praxisfeld an. Wo genau ich eingesetzt werde, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen, aber ich freue mich darauf, noch einmal eine neue Perspektive innerhalb des Jugendamts oder eines kooperierenden Fachbereichs kennenzulernen.

Die letzten beiden Praxisphasen im 6. und 7. Semester werde ich im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) absolvieren. Darauf bin ich besonders gespannt, da der ASD viele zentrale Aufgaben der Sozialen Arbeit bündelt und ein sehr praxisnahes, breites Tätigkeitsfeld bietet.

Das duale Studium ermöglicht es mir, verschiedene Perspektiven einzunehmen. Jede Praxisphase erweitert meinen Blickwinkel, hilft mir, meine berufliche Richtung zu finden und mein Profil weiterzuentwickeln. Gleichzeitig entsteht im Laufe des Studiums ein starkes Netzwerk – sowohl innerhalb des Jugendamts als auch darüber hinaus. Das ist nicht nur hilfreich, sondern auch eine echte Chance für meine berufliche Zukunft.

Langfristig kann ich mir gut vorstellen, im Bereich Migration oder Jugendhilfe weiterzuarbeiten. Ich möchte Menschen auf ihrem Weg zu mehr Selbstständigkeit und Teilhabe begleiten – mit Haltung, Engagement und einem offenen Blick. Besonders motivierend finde ich die klare Perspektive: Nach dem Studium werden wir übernommen. Diese Sicherheit ist nicht selbstverständlich – und zeigt, welchen Stellenwert die Nachwuchsförderung bei der Stadt Essen hat. Sie gibt mir nicht nur Orientierung, sondern auch die Möglichkeit, mich mit meiner Arbeit langfristig einzubringen und etwas zu bewirken."

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