"Mir ist nach meinem Abitur schnell klar geworden, dass ich mich nicht nur im Studium mit den theoretischen Inhalten einer Profession beschäftigen möchte, sondern direkt die Praxis im Arbeitsfeld miterleben möchte. Darum hat mir die Kombination aus dem Bachelorstudiengang Soziale Arbeit an der Fliedner Fachhochschule und dem Praxiseinsatz beim Jugendamt der Stadt Essen recht eindeutig zugesagt.
Beim Angebot des Jugendamtes hat mich überzeugt, dass im Laufe der 3,5 Jahre (also 7 Semester) ganz viele unterschiedliche Praxisstellen durchlaufen werden und man somit am Ende des Studiums schon über einen reichen Erfahrungsschatz und vielseitige Berufserfahrung verfügt.
Ich war im Laufe meines Studiums eingesetzt im Bürgerhaus Storp9, in der Fachgruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, in der Clearingstelle der Jugendberufsagentur, den flexiblen Hilfen des Heimverbundes, im Pflegekinderdienst, in der Stabstelle Jugendhilfe-Bildungseinrichtungen sowie dem Allgemeinen Sozialen Dienst (kurz: ASD).
In all diesen Praxisstellen konnte ich wertvolle Kompetenzen und Kenntnisse erwerben und die theoretischen Inhalte, die in der Fachhochschule vermittelt werden, auch in der Praxis wiederfinden. Diese Vernetzung stellt für mich einen persönlichen Zugewinn dar.
Trotzdem hat mich natürlich die Gleichzeitigkeit der vielen unterschiedlichen Themen auf beiden Seiten auch gefordert und teilweise an meine Grenzen gebracht. Daraus habe ich Schlüsse im Hinblick auf meine Arbeitsausgestaltung, das Zeitmanagement und den eigenen Anspruch ziehen können. Aber durch den unmittelbaren Abgleich zwischen Theorie und Praxis war es mir auch möglich, Gegebenheiten auf beiden Seiten kritisch zu hinterfragen und durch neuen Input mitzugestalten.
Ebenfalls hilfreich waren die monatlich stattfindenden Austauschtreffen in der Gruppe der dual Studierenden mit Unterstützung der Personalentwicklung. So konnte ich bereits vor meinem offiziellen Berufseinstieg als staatlich anerkannte Sozialarbeiterin damit beginnen, eine berufliche Haltung und professionelle Identität zu entwickeln, von der ich heute in meiner täglichen Arbeit profitiere.
Mit Abschluss meines Studiums konnte ich im ASD eine Stelle in dem Bezirk antreten, in dem ich bereits meine letzten beiden Semester drei Tage wöchentlich das Alltagsgeschehen miterleben und -gestalten durfte. Aufgrund der hohen Komplexität dieses Arbeitsfeldes, war ich sehr froh darüber, dass ich mich schon im Vorfeld mit dem Netzwerk des Sozialraums und den Aufgabenbereichen des ASDs vertraut machen konnte.
Der bei Sozialarbeitenden oft beschriebene "Praxisschock" nach Abschluss des Studiums blieb aufgrund dessen für mich weitestgehend aus. Trotz der lernintensiven Praxis im Studium, ist es natürlich notwendig, auch mit Antritt der Stelle als Bezirkssozialarbeiterin noch eingearbeitet zu werden. Dies erfolgt im ASD des Jugendamtes immer einerseits durch die jeweilige Teamleitung als auch durch eine Mentorin oder einen Mentor. Insbesondere in den ersten Wochen und Monaten war ich froh, auf diese intensive Betreuung zurückgreifen zu können und bei komplexeren Terminen begleitet zu werden.
Mit inzwischen einem Jahr Berufserfahrung nach meinem Abschluss fühle ich mich sicher in meiner alltäglichen Arbeit. Durch die sich stetig verändernden Situationen der Familien, mit und für die wir arbeiten, treten selbstverständlich immer wieder Fragen auf, die dann im Sinne eines kollegialen Austauschs meist schnell geklärt werden können."