"Mein Name ist Nicolas Sondermann, ich bin 30 Jahre alt und habe im Februar 2024 die Qualifizierung zum Verwaltungsfachwirt mit dem Schwerpunkt "Allgemeine Verwaltung" bei der Stadt Essen begonnen.
Nach meinem Abitur war ich lange unsicher über meine berufliche Zukunft. Nach diversen Praktika und einem längeren Auslandsaufenthalt entschied ich mich zunächst für ein Studium der Medieninformatik, das ich jedoch nach zwei Semestern wieder abbrach. Anschließend studierte ich Geschichte und Anglistik an der Universität Duisburg-Essen und schloss mein Bachelorstudium erfolgreich ab. Ich wechselte ins Masterstudium, hatte jedoch mittlerweile zunehmend das Interesse am Studium verloren und sah auch keine beruflichen Perspektiven für mich in diesem Bereich.
Auf der Suche nach einer Möglichkeit, mich beruflich umzuorientieren und dabei bestenfalls noch einen Nutzen aus dem Studium zu ziehen, stieß ich schließlich bei der Internetrecherche auf den Quereinstieg bei der Stadt Essen. Die Bewerbung war erfolgreich und ich wurde zu einem Online-Eignungstest eingeladen. Dieser umfasste beispielsweise Fragen zum Allgemeinwissen, zur Sprachkompetenz, zur logischen Denkfähigkeit sowie Rechenaufgaben und Persönlichkeitsfragen, die unter Zeitdruck bearbeitet werden mussten.
Nach dem Eignungstest wurde ich zu einem Online-Bewerbungsgespräch eingeladen und erhielt bereits am nächsten Tag die Zusage. Nach dem Einreichen der notwendigen Unterlagen und der Unterzeichnung des Arbeitsvertrags konnte meine Ausbildung beginnen.
Der erste Tag startete mit einer Begrüßung in der 22. Etage des Rathauses unter anderem durch die Personaldezernentin Frau Brandes, danach folgte eine Stadtrundfahrt. Am zweiten Tag trafen wir uns dann erstmalig im Studieninstitut, wo wir zunächst weitere Informationen zur Stadt Essen und zur Qualifizierung erhielten. Den Nachmittag verbrachten wir beim gemeinsamen Bowling.
Die eigentliche Ausbildung begann in der folgenden Woche. Der Unterricht am Studieninstitut findet in der Regel von 7:45 bis 15:05 Uhr statt und umfasst eine Vielzahl von Fächern (siehe Fächerübersicht). Die meisten Fächer hat man tatsächlich auch schon von Beginn an, sodass man sich gleichzeitig mit etwa 15 Fächern auseinandersetzen muss. Die Menge an Stoff kann anfangs etwas überwältigend wirken und das Lernpensum ist angesichts der vielen Klausuren und Lernzielkontrollen durchaus hoch, aber mit etwas Einsatz lässt sich das alles gut bewältigen.
Unser Kurs besteht aus 29 Personen mit einem Durchschnittsalter von 31 Jahren, wobei die jüngste Teilnehmerin 22 und der älteste Teilnehmer 46 Jahre alt ist. Auch die Lebensläufe der Teilnehmer sind sehr unterschiedlich, was den Austausch und die gegenseitige Unterstützung im Kurs sehr bereichert. Wir haben einen starken Zusammenhalt und verstehen uns alle sehr gut.
Nachdem in den letzten Wochen noch einige Klausuren zu schreiben waren, befinden wir uns derzeit in der dreiwöchigen Hospitationsphase. Hier wurden wir für jeweils eineinhalb Wochen in zwei Fachbereichen eingesetzt. Wie die meisten im Kurs, wurde ich für den ersten Abschnitt der Hospitation dem JobCenter zugeteilt. Danach ging es für mich in den Fachbereich Schule.
Auch wenn man selbst in dieser kurzen Zeit nicht viele Aufgaben übernehmen kann, waren die Einblicke in die Abläufe und Aufgaben dieser Bereiche sehr interessant. Die Mitarbeiter, die ich kennenlernen durfte, waren sehr freundlich und aufgeschlossen, sodass ich mich von Anfang an wohlgefühlt habe.
Nach der Hospitation stehen weitere Klausuren und schließlich die schriftlichen Abschlussprüfungen für den Verwaltungslehrgang I an, bevor es im August in den wohlverdienten dreiwöchigen Urlaub geht. Danach startet direkt der Verwaltungslehrgang II. Hier werden keine Klausuren mehr geschrieben. Stattdessen gibt es eine Projektphase, bei der wir noch einmal die Gelegenheit haben, näher mit einem Fachbereich in Kontakt zu kommen. Auch sind eine Hausarbeit und mehrere Modulprüfungen zu schreiben. Die Qualifizierung endet mit einer dreimonatigen Praxisphase und einer mündlichen Abschlussprüfung.
Rückblickend bin ich überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Die Qualifizierung bietet eine zukunftssichere berufliche Perspektive und ermöglicht es mir, meine Fähigkeiten und Interessen sinnvoll einzusetzen."