Pluriversum der Bilder: Museum Folkwang zeigt Alexander Kluge

Ausstellung von Freitag, 15. September, bis Sonntag, 7. Januar 2018. Der Eintritt in die Ausstellung ist frei.

14.09.2017

Das Museum Folkwang präsentiert anlässlich des 85. Geburtstags von Alexander Kluge die erste große Museumsausstellung des Filmemachers und Autors. Für Pluriversum (Freitag, 15. September, bis Sonntag, 7. Januar 2018) hat Alexander Kluge durchweg neue Arbeiten geschaffen und verlegt sein Werk erstmals in den musealen Raum. Er installiert in sechs multimedialen Räumen neue filmische Bildmontagen zusammen mit Objekten, darunter eine Fotografie von Thomas Demand, Glasplatten von Kerstin Brätsch und Lithografien von Paul Klee. Alexander Kluge gewährt zudem zum ersten Mal Einblicke in bisher unveröffentlichte Materialien und Filmsammlungen, die zwischen 1985 und 2007 entstanden sind.

Alexander Kluge ist einer der vielseitigsten Intellektuellen in Deutschland. Sein Werk kreist um die großen Themen der Moderne. Der Autor sammelt seine Rohstoffe aus historischen Ereignissen, kosmischen Begebenheiten, individuellen Erlebnissen, und entwickelt mit den Mitteln der Montage neue Werke. Ähnlich bringt er als Filmemacher Texte und Bilder in Konstellationen zueinander. Darüber hinaus besteht sein Werk aus literarischen und wissenschaftlichen Publikationen. Für die Ausstellung im Museum Folkwang hat Alexander Kluge seine Kernthemen in sechs Räumen konzentriert. Erstmals treten die Filme in Dialog mit Objekten, Kurzgeschichten, den Kunstwerken anderer Künstlerinnen und Künstler und werden zu Diagrammen und Bildern. Den Ausstellungsraum erobert sich Kluge als Medium – als einen Ort, um neue Zusammenhänge herzustellen. Er ist sich "sicher, dass sich Museen heutzutage zu Werkstätten wandeln".

Die "Sternenkarte der Begriffe" nimmt im ersten Raum der Ausstellung Alexander Kluges zentrale Themen auf. Seine Schlüsselbegriffe – Bodenhaftung, Ohr, "Philosophie der Fußsohle", Arbeit, Antirealismus des Gefühls, Crossmapping, Zirkus, Öffentlichkeit oder Eigensinn – ziehen sich durch die gesamte Ausstellung. Wie die Spinne Arachne, mit der Kluge seine Arbeit wiederholt verglichen hat, webt er ein Netz aus Themen und Medien. Eine multimediale Rauminstallation kreist um das Thema Lebenszeit: Geld ist eine Währung. Die Lebenszeit ist dazu das Gegenkapital.

Im "Arbeitszimmer" werden Alexander Kluges Geräte und Arbeitsweisen, Bücher und Filme gezeigt. Auch Spuren von Projekten, die nicht realisiert wurden, und die Arbeit an neuen Projekten sind dort ausgestellt.

"Das Gedächtnis der Bilder" im folgenden Raum stellt Kluges Atlas vor, an dem er über Jahrzehnte mit seinen Editoren gearbeitet hat. Es sind filmische Sequenzen und Versuchsreihen, die die Fortsetzung der Filmgeschichte inmitten der digitalen Welt thematisieren. In der Ausstellung werden auf fünf Screens erstmals Beispiele aus diesen Arbeiten gezeigt.

Im nächsten Saal umfängt den Besucher das "Pluriversum der Bilder". Kluge zitiert in der raumfüllenden Video-Arbeit Mehrfachbilder für 5-Projektoren vorfilmische Fotografien von Eadweard Muybridge ebenso wie abstrakte Filme von Hans Richter. In der 5-Kanal-Projektion stellt Kluge die ozeanische Freiheit singender Buckelwale den menschengemachten Grenzen an Land gegenüber. Mediengeschichte verzahnt er mit Kriegsgeschichte, die Machtlosigkeit der Tiere im Bombenkrieg mit der Macht eines Donald Trump.

Ein Schwerpunkt der Präsentation sind die vielfältigen Kooperationen Kluges, das Zusammen-Denken mit Wissenschaftlern und Künstlern. Helge Schneider, Sarah Morris, Thomas Thiede, Thomas Demand, Gerhard Richter und Anselm Kiefer – sie alle kommen in der einen oder anderen Form in der Ausstellung vor. In Raum 6 – "Uns trennt von Gestern kein Abgrund, sondern die veränderte Lage" – werden darüber hinaus Werke aus der unmittelbaren Zusammenarbeit Kluges mit den Künstlerinnen Kerstin Brätsch und Adele Röder gezeigt.

Zentral für die Präsentation von Kluges Werk im Museum Folkwang ist auch die Frage nach den Adressaten und Rezipienten seiner Arbeit. Mit Pluriversum erfährt das Oeuvre eine neue Kontextualisierung und Vermittlung: Die Ausstellung bietet Kluge eine neue Öffentlichkeit. Sein Werk kann sich somit – so die These der Ausstellung – in ganz neuer und vielleicht sogar idealer Weise darstellen.

In Kooperation mit dem 21er Haus, Wien.

Die Ausstellung wird gefördert von der Kulturstiftung des Bundes und der Kunststiftung NRW.

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