Bei 20.356 Verbraucheranliegen war die Verbraucherzentrale in Essen im letzten Jahr Anlaufstelle für Fragen und Probleme. Mit rund 2.900 Rechtsberatungen und -vertretungen hat sie sich meist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt. In einigen Branchen gelingt es dem Einzelnen immer seltener, sein Anliegen selbstständig beim Anbieter vorzubringen.
Untergeschobene Lieferverträge für Strom und Gas. Dreiste Abzocke auf Marktplätzen im Internet. Trotz High-Speed-Werbeversprechen lahmt es beim Down- und Upload im Alltag. Inkassounternehmen drangsalierten nicht nur mit überzogenen Forderungen, sondern legten mit tückischen Ratenzahlungsvereinbarungen weitere Fallstricke aus. Und einmal mehr versuchten Schlüsseldienste, Telefon-Hotline-Betreiber und sogar Schädlingsbekämpfer mit undurchsichtigen Geschäftsmodellen Kasse zu machen. Die Angebote der Beratungsstelle Essen halfen dabei, sich gegen Fallstricke des Verbraucheralltags zu wappnen und gegen unberechtigte Forderungen zu wehren. "Damit unterstützen wir keineswegs nur Haushalte mit knappen Kassen, sondern eröffnen beispielsweise auch finanzielle Spielräume, etwa um fürs Alter vorzusorgen, um sich gegen Risiken wie Berufsunfähigkeit abzusichern oder auch in Maßnahmen zur Energieeinsparung zu investieren", erläutert Beratungsstellenleiterin Manuela Duda.
Gefragt waren die Hilfestellungen bei ganz unterschiedlichen Ausgangssituationen: Sowohl "Vorinformierte", die etwa übers Internet schon mögliche Problemlösungen recherchiert hatten und damit dann gescheitert waren, als auch Ratsuchende, die aufgrund vielfältiger Faktoren nur über geringes Potenzial zur Selbsthilfe im Verbraucheralltag verfügen, zählten zu den Ratsuchenden.
Die Themen in 2018 waren vielfältig: Einmal mehr waren ungewollte Wechsel des Energieversorgers und Vertragsumstellungen Dauerbrenner der Beratungsnachfrage, die als Ausgangspunkt in der Regel ein Telefonat oder einen Kontakt an der Haustür hatten. Mal hatten sich die Werbenden als Vertreter eines Energieversorgers, mal als Energieberater oder als Vermittler vorgestellt. Als Grund für die Kontaktaufnahme wurde ein konkretes Angebot genannt oder auch mit vagen Umschreibungen wie "Preisvergleich", "Energieberatung" oder "Aussicht auf Kostenersparnis" gearbeitet.
Auch berichteten Verbraucher, mit dem Hinweis auf ein Gewinnspiel, eine Umfrage oder die Auszahlung eines Guthabens in ein Gespräch verwickelt worden zu sein. Anliegen dabei war es, persönliche Daten in Erfahrung zu bringen, um einen Wechsel des Stromanbieters einzuleiten. Diese Intention wurde deutlich, wenn Wochen später überraschend der Vertrag vom bisherigen Anbieter gekündigt wurde oder eine Auftragsbestätigung für einen neuen Vertrag eintraf.
Beim Online-Shoppen auf virtuellen Marktplätzen wurde für viele Käufer die Hoffnung auf einen billigen Einkauf zum teuren Vergnügen. Die Shopping-App Wish offerierte für Mode über Elektronik bis hin zur Deko fürs Heim zwischen 60 und 90 Prozent günstiger als im stationären Handel, doch das Ordern der "billigen Produkte" kam Kunden teuer zu stehen. So beschwerten sich Ratsuchende über überraschend in Rechnung gestellte Zollgebühren, Steuern und Versandkosten sowie über monatelange Lieferzeiten und minderwertige Qualität der Waren.
Schon der Name schien Programm: Der Kreditvermittler blitz.credit bot im Internet und via Facebook eine MasterCard Gold und einen Sofort-kredit bis zu 7.777 Euro an. Selbst wenn die persönlichen Finanzen in Schieflage geraten waren, versprach das Angebot den unproblematischen Zugang zum bargeldlosen Bezahlen. "Doch die Bestellung nahm einen enttäuschenden Ausgang: Denn Verbraucher erhielten nicht den erhofften Kredit, sondern ein Starterpaket mitsamt Zugangsdaten für die Beantragung einer kostspieligen Prepaid-Kreditkarte. 149,90 Euro Ausgabegebühr sollten bei der Auslieferung per Nachnahme beglichen werden", entlarvt Beratungsstellenleiterin Manuela Duda die Masche.
Wurde die Annahme verweigert, folgten Zahlungsaufforderungen und zusätzliche Mahn- sowie Inkassokosten von bis zu 555,45 Euro. All dies wurde für eine bloße Prepaid-Kreditkarte verlangt, auf die vor der Benutzung erst Geld geladen werden muss.
Bei vielen außergerichtlichen Rechtsberatungen und -vertretungen standen einmal mehr Probleme mit Telekommunikationsanbietern im Mittelpunkt.
Nicht nachvollziehbare Posten in der Rechnung, Stolperfallen beim An-bieterwechsel sowie die Leistung und Geschwindigkeit des Internetanschlusses, die mit den Versprechungen in der Werbung oder des Kundenberaters nicht übereinstimmte. Weil oft mit hohen "bis-zu"-Bandbreiten geworben wurde, geriet der Frust groß, wenn angepriesene Highspeed-Verbindungen dann im Nutzeralltag als "lahme Enten" strandeten. Mit einem Informationspaket begleitete die Beratungsstelle den digitalen Verbraucheralltag, um sich über vertraglich zustehende Geschwindigkeiten zu orientieren. Dabei wurde erklärt, wie die tatsächliche Surfgeschwindigkeit ermittelt und auch rechtssicher festgehalten wird.
Was läuft im Keller? – Mit dieser Frage hatte sich die Verbraucherzentrale bei ihrer Kampagne "Besser heizen" aufgemacht, Energieeinsparpotenzialen auf die Spur zu kommen. Denn 60 Prozent aller Heizungen verbrauchen nach heutigem Stand der Technik zu viel Energie. Und schon mit dem einfachsten Schritt, dem Tausch des alten Öl- oder Gasheizkessels gegen moderne Brennwerttechnik, sinkt der Energieverbrauch um ein Viertel.
"Die Verbraucherzentrale ist ein wichtiger und guter Ansprechpartner in Essen, wenn es um Verbraucherrechte geht", so Oberbürgermeister Thomas Kufen. "Hier finden viele Bürgerinnen und Bürger nicht nur einen Rat, sondern auch eine gute Rechtsberatung. Denn der Verbraucheralltag hat oft seine Tücken - ob beim Anbieterwechsel mit Vertragsumstellung, beim Online-Shoppen auf unbekannten und nicht zertifizierten Plattformen oder beim Kreditabschluss. Umso wichtiger, dass es bei der Verbraucherzentrale in Essen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner gibt, die unsere Verbraucherrechte schützen."
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