Unter der Leitung von Oberbürgermeister Thomas Kufen besuchte vom 2. bis zum 4. September 2019 eine Essener Delegation mehrere Städte in Japan. Ziel war es, die Zusammenarbeit mit der Stadt Koriyama und die wirtschaftliche Kooperation mit japanischen Unternehmen zu vertiefen. Darüber hinaus traf die Delegation die neue deutsche Botschafterin in Japan. Weitere Programmpunkte: Gespräche mit japanischen und Essener Unternehmen in Tokio sowie Gespräche mit Verantwortlichen von Olympia 2020 und den Außenhandelskammern von Japan und Deutschland. Andre Boschem, Geschäftsführer der EWG - Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH, Prof. Dr. Maren Schulze, Japanbeauftragte der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen, und Matthias Bohm, Geschäftsführer des Start-ups Grubenhelden, waren weitere Teilnehmer der Delegationsreise.
Die Stärkung der Kooperation zwischen Essen und Koriyama stand im Mittelpunkt des ersten Besuchstages. Mit einer öffentlichen Veranstaltung förderte die Stadt Koriyama den weiteren Austausch der Städte. In diesem Rahmen präsentierten Oberbürgermeister Thomas Kufen und EWG-Chef Andre Boschem den japanischen Verantwortlichen die Stadt Essen als innovativen und lebenswerten Wirtschaftsstandort. Vor rund zwei Jahren unterzeichneten die Oberbürgermeister von Essen und Koriyama das "Memorandum of Understanding" und beschlossen darin eine enge Zusammenarbeit in den Bereichen erneuerbare Energien und Umweltschutz sowie den engen Austausch im Bereich der Medizin und Gesundheit. Das "Memorandum of Understanding" behält uneingeschränkt seine Gültigkeit. Mehr noch: Die Kooperation wird nun um den Bildungsbereich und die Talentförderung ergänzt. Dies bekräftigten Thomas Kufen und sein japanischer Amtskollege Masato Shinagawa am 2. September 2019 mit der Unterzeichnung einer Zusatzvereinbarung. „Wir setzen heute einen weiteren Meilenstein auf unserem gemeinsamen Weg einer City-to-city cooperation Koriyama-Essen und bekräftigen im Namen unsere Städte unsere Verbundenheit“, sagte Thomas Kufen. Masato Shinagawa ergänzte: „Wir sind sehr stolz darüber, die Kooperation mit der Stadt Essen weiterzuführen und nun sogar ausbauen zu können.“ EWG-Geschäftsführer Andre Boschem ergänzte: „Japan ist eines der Schwerpunktländer bei der Internationalisierungsstrategie der Essener Wirtschaftsförderung. Aus diesem Grund freue ich mich sehr, dass wir vor Ort die Kooperation mit Koriyama auf unterschiedlichen für die Essener Wirtschaft wichtigen Ebenen intensivieren konnten – von Talentförderung bis Energie.“
Medizinfamulatur und Krupp-Stipendien
Erste konkrete Ergebnisse konnten im Rahmen der Reise bereits erzielt werden. Prof. Maren Schulze, Japanbeauftragte der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen, vereinbarte einen Famulantenaustausch mit dem Southern Tohoku Generals Hospital. Dadurch erhält zunächst ein Essener Medizin-Famulant die Gelegenheit, sich ab Sommer 2020 im Bereich der Neurologie in Koriyama fortzubilden. Prof. Schulze ist bei der Kooperation mit Koriayama in der medizinisch-wissenschaftlichen Ausbildung verantwortlich und will die Einbeziehung von Studentinnen und Studenten noch mehr in den Fokus rücken. Talentförderung spielte auch bei den weiteren Besprechungen der Delegation eine wichtige Rolle. Denn zukünftig können Essener Schülerinnen und Schüler über ein Alfried Krupp-Schülerstipendium für Betriebspraktika im Ausland internationale Erfahrungen in Koriyama sammeln. Die Stipendiaten sollen durch ein vierwöchiges Betriebspraktikum die Möglichkeit erhalten, erste Einblicke in das Berufsleben und dessen Anforderungen zu gewinnen und eine fremde Kultur kennenzulernen. Die Stadt Essen freut sich außerdem auf den Besuch einer Schülergruppe der Asaka-Highschool noch in diesem Jahr.
Unternehmensbesuche in Tokio: Nisshinbo, Japan Quality Assurance Organization (JQA) und ifm
Pflege und Ausbau wirtschaftlicher Kontakte auf internationaler Ebene stehen für den Oberbürgermeister und die Essener Wirtschaftsförderung weit oben auf der Agenda. Aus diesem Grund besuchte die Delegation gleich mehrere Unternehmen vor Ort in Tokio – japanische und Essener Firmen mit einer Niederlassung vor Ort. Besonderes Augenmerk lag auf den Gesprächen mit der Nisshinbo Holding, einem der weltweit größten Hersteller von Bremsbelägen. Nisshinbo ist über die Tochtergesellschaft TMD Friction seit vielen Jahren in Essen aktiv. Das Besondere: TMD Friction investiert seit 2016 mehr als 50 Millionen Euro in das Essener Werk, um hier zukünftig den deutschen Hauptsitz anzusiedeln. Dabei wurde das Unternehmen maßgeblich von der Essener Wirtschaftsförderung beraten. Im Rahmen des Gesprächs mit Masahiro Murakami, President und Representative Director bei Nisshibo, boten Oberbürgermeister Thomas Kufen und Wirtschaftsförderer Andre Boschem ihre tatkräftige Unterstützung beim weiteren Fortschritt an.
Bereits seit längerem stehen die Japan Quality Assurance Organization (JQA) und die EWG im intensiven Austausch. Die mit dem deutschen TÜV vergleichbare JQA hat in Essen ihren europaweiten Hauptsitz. Anknüpfungspunkte der Zusammenarbeit liegen vor allem im Bereich der Medizintechnik (Robotik und Künstliche Intelligenz) und der Sicherheitstechnik – über den „japanischen TÜV“ ließen sich beispielsweise medizinische Produkte aus Japan für den europäischen Markt testen und zulassen.
Station machte die Delegation auch bei ifm electronic, einem Essener Sensorikhersteller mit weltweit rund 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Masayuki Kitajima, Japan-Präsident von ifm, nahm sich persönlich die Zeit, Thomas Kufen und seiner Begleitung das Geschäftsmodell in Japan vorzustellen. Die Hightech-Sensoren sind in Japan unter anderem in der Lebensmittel- und Automobilindustrie im Einsatz.
In Koriyama besuchte die Delegation die Tohoku Murata Manufacturing, einen der weltweit größten und innovativsten Batteriehersteller. Die ehemalige Sony-Batteriesparte forscht am Standort Koriyama seit 1991 an besseren, effizienteren und langlebigeren Speichern. Solche Großspeicher spielen im Zuge der Energiewende eine immer bedeutendere Rolle. Die Essener erhielten exklusive Einsicht in die Batterieproduktion und -austauschmöglichkeiten. Der Kontakt zwischen Tohoku Murata Manufacturing und der EWG entstand im Rahmen der Messe E-world energy & water im Jahr 2019 und konnte nun vertieft werden.
Zusammenarbeit mit Wirtschaftsvertretungen
Neben den Besuchen fanden auch zwei Treffen mit Wirtschaftsvertretungen in Tokio statt. Gemeinsam mit E.ON und der Außenhandelskammer NRW Japan K.K. veranstaltete die Stadt Essen ein Kamingespräch, das von Georg Löer, Präsident NRW Japan K.K., moderiert wurde. Dabei kamen rund 40 Vertreterinnen und Vertreter namhafter japanischer und deutscher Unternehmen zusammen und informierten sich intensiv über die Stadt Essen und das Energieunternehmen E.ON – eine hervorragende Gelegenheit, Essen als Wirtschaftsstandort vorzustellen und Unternehmer direkt zu vernetzen. Zu Beginn der Delegationsreise fand bereits ein Treffen mit Marcus Schürmann statt, dem Geschäftsführer der Außenhandelskammer (AHK) Japan, an dem auch Vertreter der japanischen Niederlassungen von thyssenkrupp, DB Schenker und Evonik teilnahmen.
Besuch der deutschen Botschaft in Tokio
Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen stattete in Tokio zudem Ines Leipel, der neuen deutschen Botschafterin in Japan, seinen „Antrittsbesuch“ ab. Ines Leipel ist erst seit wenigen Tagen im Amt und besitzt eine persönliche Beziehung zur Ruhrgebietsmetropole: sie ist in Essen aufgewachsen. Leipel und Kufen besprachen unter anderem das in diesem Jahr abgeschlossene Freihandelsabkommen zwischen der EU und Japan sowie ganz konkret die mögliche Unterstützung bei einem geplanten Schüleraustausch.
Olympia 2020 in Tokio: Austausch mit dem Olympischen Büro
Im Zuge der Überlegung, sich als Stadt Essen gemeinsam mit 13 weiteren Städten aus der Rhein-Ruhr-Region für die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2032 zu bewerben, fanden Gespräche mit dem Olympischen Büro in Tokio statt. Der Hintergrund: Die japanische Metropole richtet im kommenden Jahr die Spiele aus und konnte aus erster Hand von Bewerbung und Vorbereitung berichten.
Katsura Enyo empfing deshalb die Essener Delegation. Die stellvertretende Durchführungsverantwortliche des Olympischen Büros hob mehrere Punkte hervor: Aus ihrer Sicht ist eine dezentrale Bewerbung sinnvoll, da Lasten auf mehrere Städte verteilt werden. Katsura Enyo empfahl auch eine möglichst frühe Bürgerbeteiligung, Transparenz und Offenheit und betonte den Aspekt der Nachhaltigkeit. Ein Beispiel: Die Medaillen der Olympischen Spiele und Paralympics 2020 werden komplett aus Recylingmaterialien – zum Beispiel Teile alter Smartphones – gefertigt. Einen guten Eindruck des Vorbereitungsstandes gewannen die Essener beim Besuch einer olympischen Trainingsschwimmhalle in Koriyama.
Fazit
„Im Rahmen unserer Internationalisierungsstrategie haben wir im vergangenen Jahr klare Schwerpunkte gesetzt. So gehört unter anderem Japan zu den Schwerpunktländern, in denen wir die Zusammenarbeit insbesondere in den Bereichen Gesundheit und Energie forcieren. Aufgrund der langjährigen guten Kontakte nach Japan konnte mit der nun stattgefundenen Delegationsreise ein neues Kapitel in der Zusammenarbeit aufgeschlagen werden“, so EWG-Geschäftsführer Andre Boschem.
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