Auf der Rüttenscheider Straße soll eine Fahrradstraße entstehen, die sich künftig im Abschnitt zwischen der Baumstraße im Norden und der Einigkeitstraße im Süden erstrecken soll.
Nach einer breiten öffentlichen Beteiligung mit Terminen mit Interessenverbänden im November 2019 und Januar 2020 sowie zwei interfraktionellen Arbeitskreisen, die im Oktober 2019 und Januar 2020 tagten, wurde zuletzt Ende Februar eine Öffentlichkeitsveranstaltung im Ratssaal der Stadt Essen unter großer Beteiligung durchgeführt.
Auf Basis dieses regen öffentlichen Austausches hat sich eine grundlegende Anpassung bei den Planungen zur Fahrradstraße auf der sogenannten Rü ergeben. Demnach soll der zunächst geplante modale Filter an der Martin- bzw. Klarastraße zunächst hintenangestellt werden. Ursprünglich war der Plan, den Durchgangsverkehr auf der Rüttenscheider Straße im Abschnitt zwischen der Martinstraße und dem Rüttenscheider Stern mit einem Abbiegegebot zu regulieren. Demzufolge hätte der aus Süden kommende Autoverkehr an der Martinstraße sowie aus Norden kommende Autos am Rüttenscheider Stern durch diese Regelung nicht mehr geradeaus in den besagten Bereich einfahren können.
Vor dem Hintergrund der diesbezüglich aufgekommenen Diskussion sieht der aktualisierte Plan jetzt vor, zunächst mit der Errichtung der Fahrradstraße auf der Rüttenscheider Straße zu beginnen und den modalen Filter erst nach einer Evaluation nach einem Jahr umzusetzen, sofern es zu keiner Verringerung des Durchgangsverkehrs kommt.
Planungsbestandteile im Überblick
Nach aktuellem Stand sehen die Planungen für die Fahrradstraße auf der Rü vor, die aktuelle Fahrbahn zu erhalten und vom nördlichen Punkt ausgehend ab der Kreuzung Baumstraße in Richtung Süden eine Fahrradstraße einzurichten. An unsignalisierten Kreuzungen erhalten die Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer auf der Fahrradstraße Vorfahrt, was durch eine entsprechende Beschilderung kenntlich gemacht werden soll.
An bestimmten Ampelkreuzungen sehen die Planungen gesonderte Aufstellflächen für den Radverkehr vor, die von Radfahrerinnen und Radfahrern mittels eines Vorbeifahrstreifens am Fahrbahnrand erreicht werden können. Die Radaufstellflächen ermöglichen es den Radfahrerinnen und Radfahrern, sich vor dem Autoverkehr aufzustellen und bei Grün zuerst losfahren zu können. Diese Aufstellflächen sind sowohl am Knotenpunkt Klarastraße/Zweigertstraße sowie Martinstraße/Franziskastraße als auch an der Kreuzung Kahrstraße/Witteringstraße vorgesehen.
Im Zuge der Umsetzung der Fahrradstraße werden laut Planungen etwa drei Prozent der Kfz-Stellplätzen entfallen – insgesamt 13 von 377. Darüber hinaus soll der aktuell bestehende Bordsteinradweg im Zuge der Realisierung der Fahrradstraße entfallen, was eine Verbreiterung des Fußgängerweges auf beiden Seiten der Rüttenscheider Straße bedeutet.
Rahmenbedingungen und Verkehrsbelastung auf der Rü
Täglich fahren rund 6.000 Autos auf der Rüttenscheider Straße, im Kernbereich zwischen Martin- und Klarastraße liegt der Anteil des reinen Durchgangsverkehrs bei rund 40 Prozent in Nord-Süd-Richtung und etwa 50 Prozent in Süd-Nord-Richtung. Zudem verkehren auf der Rü die Buslinie 142 sowie der Nachtbus NE 8. Der aktuelle Anteil des Radverkehrs liegt zwischen 25 und 30 Prozent.
Eine Befragung, welche Ende August 2019 durchgeführt wurde, gewährte Einblicke aus der Perspektive verschiedener Nutzergruppen. Demnach wurde die Qualität der Rüttenscheider Straße von 66 Prozent der Radfahrenden als ausreichend oder mangelhaft bewertet, 70 Prozent der Autofahrenden bewerteten genauso schlecht. Als Gründe hierfür wurde von Autofahrerinnen und Autofahrer vor allem zu viel Verkehr (37 Prozent) und bei Radfahrerinnen und Radfahrer besonders zu schmale Radwege (22 Prozent) genannt.
Darüber hinaus gaben aber auch 64 Prozent der Autofahrenden, 68 Prozent der Radfahrenden als auch 50 Prozent der Fußgängerinnen und Fußgänger an, häufiger das Rad nutzen zu wollen, wenn es mehr Fahrradstraßen im Essener Stadtgebiet geben würde.
Insgesamt handelt es sich bei der Befragung um keine repräsentative Umfrage. Pro Gruppe, sprich Auto- und Radfahrenden sowie Fußgängerinnen und Fußgänger, wurden jeweils 50 Personen befragt.
Finanzierung
Die Kosten für die Straßenbau-, Markierungs- sowie Beschilderungsmaßnahmen für die Umsetzung der Fahrradachse B auf der Rüttenscheider Straße betragen voraussichtlich 324.000 Euro. Gedeckt werden diese aus Mitteln des Bundesförderungsprogramms "Saubere Luft" (Lead City) in Höhe von 107.000 Euro sowie Mitteln aus den städtischen, eigenfinanzierten Töpfen für "Radwege an Hauptverkehrsstraße" sowie "Erneuerung von Nebenstraßen" in Höhe von 120.000 Euro bzw. 97.000 Euro.
Entscheidung über Planungen
Die Entscheidung über die beschriebenen Planungen fällt nach Anhörung der Bezirksvertretungen für die Stadtbezirke I und II am 26. März im Bau- und Verkehrsausschuss. Es ist vorgesehen, die Fahrradstraße auf der Rüttenscheider Straße im September/Oktober 2020 in Betrieb zu nehmen.
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