"Homeoffice und Betreuung der Kinder sind für viele Eltern derzeit eine Herausforderung. Bis mindestens Ostern bleiben Kitas und Schulen in NRW wegen der Corona-Pandemie geschlossen", erklärt Ulrich Engelen, Fachbereichsleitung des Jugendamtes der Stadt Essen. Für Eltern, die ihre Kinder jetzt ganztätig daheim betreuen müssen, kann das zur Belastungsprobe werden. Das Jugendamt der Stadt Essen und der Arbeitskreis Jugend gibt unter www.essen.de/familie Tipps, wie die gemeinsame Zeit für alle ein Gewinn sein kann. Parallel gibt es bei den Erziehungsberatungsstellen viele Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, die telefonisch für Eltern erreichbar sind. Der Familienpunkt der Stadt Essen vermittelt unter der Telefonnummer 0201 88-51777. Für Jugendliche hat das Jugendamt unter www.townload-essen.de praktische Ideen für die Zeit Zuhause zusammengestellt. Die Tipps und Ideen werden fortlaufend erweitert.
Die Tipps im Einzelnen
Ruhig bleiben
Angst ist ansteckend. Wenn Eltern selbst ruhig bleiben, gibt das ihrem Kind Sicherheit. Eltern sollten ihren Kindern in Ruhe erklären, dass eine Zeit lang die Schule nicht zu besuchen dazu beiträgt, dass sich möglichst wenige Menschen anstecken.
Struktur
Klarer Tagesablauf: Strukturen und Tagesrhythmen sind für Kinder wichtig. Eltern können dazu beitragen, dass diese auch Kita und Schule greifen. Eltern sollten beispielsweise eine Zeit vereinbaren, zu der Schulaufgaben gemeinsam erledigt werden, sofern Kinder diese bekommen haben. Doch auch zu klaren Schlafenszeiten und festgelegten Zeiten für das gemeinsame Essen, Spielen oder Basteln raten Experten – ebenso wie zu fest definierte Momenten, in denen auch mal der Fernseher eingeschaltet oder das Smartphone herausgeholt werden darf.
Natur
Frischluft und Forschergeist: Blätter sammeln im Wald – und zu Hause nachschlagen, was es ist. Das können Kinder und Eltern tun. Den ganzen Tag in den eigenen vier Wänden auszuharren, fällt den meisten Kindern schwer. Frische Luft und Bewegung sind daher weiterhin wichtig, solange der Gang vor die Haustür erlaubt ist. Der eigene Garten oder der Park bieten Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder – solange sie und ihre Eltern den Abstand zu Mitmenschen wegen der Corona-Ansteckungsgefahr wahren. Eltern können diese Momente sogar nutzen, um die Forscherin oder den Naturkundler in ihrem Nachwuchs zu wecken. Man kann zum Beispiel Steine oder Blätter sammeln und fotografieren und dann zu Hause in Büchern oder im Internet herausfinden, welche es sind.
Kontakte
Telefon, E-Mails und Briefe: In Zeiten des Coronavirus wird immer wieder betont, dass vor allem ältere Menschen besonders gefährdet sind und daher besonders geschützt werden müssen. Für viele Kinder bedeutet dies, dass sie ihre Großeltern nicht besuchen können. Das heißt nicht, dass Enkel keinen Kontakt mehr zu Oma oder Opa haben dürfen. Vielmehr bietet die Situation Eltern eine Chance, ihre Kinder sinnvoll zu beschäftigen. Die neuen Medien bieten viele Möglichkeiten sich beim Telefonieren auch zu sehen – sei es via WhatsApp, Facetime, Skype oder anderen Programmen. Eltern können ihren Kindern damit helfen, soziale Kontakte digital aufrechtzuerhalten. Darin liegt sogar eine Lernmöglichkeit. So könnten Eltern den Kindern die Situation schildern, indem sie ihnen deutlich machten, dass Oma und Opa traurig seien, weil sie ihre Enkel nicht besuchen könnten. "Schreibt denen doch eine Geschichte oder einen Brief oder malt ihnen ein Bild“, könnten Eltern dann ihren Kindern sagen.
Lernen
Lesen und lesen lassen: Kinder lieben es, wenn ihnen Erwachsene etwas Vorlesen. Und die meisten hassen es, wenn ihnen das Lesen verordnet wird. Experten empfehlen daher, dass Kinder allein oder gemeinsam mit ihren Eltern Bücher auswählen. Und wenn Kinder selbst nicht sofort motiviert sind, selbst in einem Buch zu lesen, können Erwachsene ihnen zunächst eine Passage vorlesen – und bestenfalls an einem spannenden Punkt abbrechen. Die Kinder lesen dann die nächste Passage vor. Danach beginnt das Ganze von vorne. Anschließend wird darüber gesprochen, was man gerade gelesen hat. Schule zu Hause - wie lernen, wenn die Schule geschlossen ist? Diese Frage stellen viele Eltern und Lehrkräfte. Die ARD hat Angebote für alle Altersklassen. Und natürlich: Die Maus ist auch dabei.
Spielen
Knobeln, Rätseln, Schauspielern: Bilderrätsel, Rechenrätsel, Kreuzworträtsel – all das macht nicht nur vielen Erwachsenen Spaß. Und Kinder trainieren nebenbei Logik, Kopfrechnen, Lesen und den Umgang mit Menschen, mit denen sie gemeinsam eine Aufgabe lösen. Entsprechende Rätsel finden sich in Büchern und Zeitschriften, aber auch in Gesellschaftsspielen für unterschiedliche Altersstufen. Selbsterfundene Spiele können die Zeit daheim zu einem Abenteuer machen. Wie wäre es mit einer Verkleide-Ecke, in der das Kind in bunte Stücke aus Ihrem Kleiderschrank, Schuhe oder ausgediente Hüte schlüpfen kann? Auch eine Schatzsuche in der Wohnung bringt Spaß. Wenn Eltern Kuscheltiere, Legosteine oder kleine Naschereien verstecken, können sich vor allem jüngere Kinder eine ganze Zeit lang in eine spannende Suche vertiefen.
Kreativität
Malen, Basteln und Konstruieren: Tuschen oder Zeichnen, Kneten oder Falten, Bauen oder Konstruieren – all dies fördert die kindliche Kreativität und bietet oft stundenlange Beschäftigung. Ob Malbuch, Bauklötze, Papierflieger oder Lego, die Möglichkeiten für Kinder sind hier unbegrenzt. Basteln ist ein toller Zeitvertreib und kommt im hektischen Alltag oft zu kurz. Leere Klopapierrollen werden mit bunten Papier-Ohren, Draht-Schnurrbarthaaren und Watte-Schwänzchen zu kleinen Osterhasen und aus einfachem Salzteig können Herzen oder Tiere als Tisch-Deko für den Ostersonntag entstehen. Wem das Spielzeug zuhause ausgeht, der kann auch auf Alltagsgegenstände zurückgreifen und aus ihnen Dinge erschaffen.
Heimspielplatz
Decken, Kartons und Klebeband: Das Spielplatzverbot, ist für Eltern eine besondere Herausforderung. Denn der Drang von Kindern, sich zu bewegen und auszuprobieren, muss nun in andere Bahnen gelenkt werden.
In Haus oder Wohnung eignen sich dazu zahlreiche Alltagsgegenstände. Ein Krepp-Klebeband am Stuhl befestigt kann schon Kleinkinder faszinieren. Größere Kinder wissen oft sehr viel mit Kartons anzufangen, vor allem wenn sie diese mit Löchern und Farbe gestalten können. Und ein Evergreen ist und bleibt die Bettdecke, die aus zwei Stühlen oder einem Esszimmertisch eine Höhle macht – die dann natürlich auch passend eingerichtet werden muss. Allerdings müssen die "Bewegungsräume" in der Wohnung festgelegt werden. Es ist schlecht, wenn Kinder gerade etwas Schönes aufgebaut haben, und es kurz darauf abgeräumt werden muss.
Einbinden
Frühjahrsputz und Kochkurs: Viele Kinder freuen sich, wenn sie das Gefühl haben, Dinge zu tun, die sonst eigentlich den Erwachsenen vorbehalten sind. Dies kann sogar für die tägliche Hausarbeit gelten – die nun einfach gemeinsam mit verteilten Aufgaben erledigt wird. So kann beispielsweise jemand die Spülmaschine ausräumen oder die Wäsche nach Farben sortieren. Und vor dem Kochen wird vielleicht gemeinsam ein Rezept ausgewählt, das Obst abgewaschen oder der Tisch gedeckt. Und auch im Garten gibt es manches zu tun, dass auch Kindern Spaß macht.
Auszeiten
Nichtstun gehört auch mal dazu: Bei der Beschäftigung von Kindern empfehlen Experten Eltern zudem, Auszeiten einzuplanen und Langeweile zuzulassen. Denn auch dies fördert Kreativität und Erfindergeist. Es muss allerdings Teil der gemeinsam festgelegten Tagesstruktur sein. Auszeiten, in denen Eltern arbeiten können oder auch einmal für sich selbst Lesen oder Musikhören, sollten daher eingeplant werden. Worauf Eltern dabei allerdings stets achten sollte, ist ihre eigene Vorbildfunktion.
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