Im Rahmen der Vorbereitung auf eine mögliche Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Sommerspiele an Rhein und Ruhr wird die Umsetzung eines Olympischen und Paralympischen Dorfes auf dem Essener Stadtgebiet geprüft. Als potenzieller Standort für das Dorf wurde der Deckel auf der A 40 identifiziert. Auf dem heute in Troglage geführten Abschnitt zwischen den Autobahnanschlüssen Essen-Frohnhausen und Essen-Holsterhausen sowie dem tieferzulegenden Abschnitt bis zum westlichen Autobahnanschluss Essen-Zentrum könnte durch die Deckelung der A 40 ein Großprojekt wie das Olympische und Paralympische Dorf wegweisend für die Entwicklung der Stadt Essen zu einer nachhaltigen und zukunftsweisenden Großstadt sein. "Mit der Machbarkeitsstudie zeigen wir eine Vision für die Stadtteile Holsterhausen und Frohnhausen auf, die heute durch die A40 getrennt werden", so Oberbürgermeister Thomas Kufen. "Der Deckel, über den schon sehr viele Jahre diskutiert wird, würde im ersten Schritt Wohn- und Lebensraum für Athletinnen und Athleten aus aller Welt schaffen und im zweiten für die Essenerinnen und Essener."
Für die Erstellung einer städtebaulichen Machbarkeitsstudie wurde das Büro Albert Speer + Partner GmbH aus Frankfurt am Main beauftragt.
Ergebnisse der städtebaulichen Machbarkeitsstudie
Die städtebauliche Machbarkeitsstudie hatte die Planung eines Olympischen und Paralympischen Dorf auf dem Deckel der A40 zum Gegenstand und zeigt zudem die Entwicklungspotenziale des Standortes, insbesondere mit Augenmerk auf eine Zusammenführung der heute zersplitterten Stadtstruktur, auf. Das erstellte Konzept betrachtet hierbei zwei Entwicklungsphasen. Während die erste Phase das Olympische und Paralympische Dorf zum Gegenstand hat, stellt die zweite Phase die Folgenutzung des Dorfes für die Zeit nach der Austragung der Olympischen und Paralympischen Spiele dar.
"Unabhängig von der Teilnahme an den Olympischen und Paralympischen Spielen 2032 oder später bietet die Umsetzung des erstellten Konzeptes einen deutlichen städtebaulichen Zugewinn für die Stadt Essen", so Martin Harter, Geschäftsbereichsvorstand Stadtplanung und Bauen zur potentiellen Nachnutzung des Gebiets. "Die städtebauliche Machbarkeitsstudie zeigt eine nachhaltige und zukunftsweisende Lösung für den Deckel der A 40, die sowohl Wohnen, Gewerbe und viel Grün beinhaltet."
Teilbereiche des geplanten zukünftigen Olympischen und Paralympischen Dorfes
Das Konzept gliedert das Plangebiet in drei Teilbereiche, die unterschiedliche Qualitäten insbesondere in den Bereichen Städtebau, Funktion, Nutzung und Freiraum aufweisen. Alle Teilbereiche sollen durch einen linearen Grünkorridor mit punktuellen Parkstrukturen verbunden werden.
Der westliche Teilbereich zwischen der Wickenburgstraße und Breslauer Straße soll als westliches Eingangstor im Wesentlichen die bestehende Blockrandstruktur über den Deckel hinweg ergänzen, Verbindungen inszenieren und einen städtebaulichen Hochpunkt als Auftakt setzen. Dieser als "West Village" bezeichnete Teilbereich soll die Residental Zone I des Dorfes mit Unterkünften und dezentralen Angeboten wie Dining Hall, Service Center/Management, Fitness und Freizeit etc. bilden. Für die Zeit nach der Austragung der Olympischen Spiele soll hier vorwiegend Wohn- und Büronutzung vorgesehen werden.
Der östliche Teilbereich zwischen der Hobeisenstraße und Holsterhauser Straße soll als östliches Eingangstor dienen. Hier soll städtebaulich ein neuer Stadtbaustein mit direkter Anbindung an das Zentrum sowie an umliegende Parks und Freiräume entstehen. Auch hier soll ein städtebaulicher Hochpunkt den Auftakt bilden. Dieser als "East Village" bezeichnete Teilbereich bildet die Residental Zone II des Dorfes und enthält wie die Residental Zone I Unterkünfte und dezentrale Angebote. Für die Zeit nach den Spielen ist hier überwiegend Wohnnutzung angedacht.
Der mittlere und dritte Teilbereich zwischen der Breslauer Straße und Hobeisenstraße übernimmt die Funktion eines Bindegliedes und vermittelt zwischen dem östlichen und westlichen Teilbereich. Hier soll der zentrale Park des Dorfes entstehen. Städtebaulich soll die aufgelockerte Bebauung im Umfeld in den Park weiterentwickelt und bestehendes Grün vernetzt werden. In diesem als "Olympic Village Plaza" bezeichneten Teilbereich sollen neben Unterkünften auch Shops und Cafés angeordnet werden. In der Zeit nach den Spielen soll hier ein Wohnen am Park ermöglicht werden.
Verkehrliche Aspekte der städtebaulichen Machbarkeitsstudie
Das Konzept sieht zur Ermöglichung der Planung den Rückbau verschiedener Autobahnauf- und -abfahrten vor. Zudem müsste gemäß Konzept die Höhenlage der A 40 im Abschnitt zwischen Hobeisenstraße und Tunnelöffnung am Autobahnanschluss Essen-Zentrum abgesenkt werden (Tieferlegung), um den Deckel von Westen bis zum Tunnel im Osten realisieren zu können. Da für die Zeit der Spiele die Sperrung der A40 aus Sicherheitsgründen erforderlich sein wird, schlägt das Konzept vor, den gesperrten Teilbereich der A 40 als "Transport Mall" für Shuttle Service und Logistik zu nutzen. Die Stadtbahn entlang der A40 soll auf der heutigen Höhe verbleiben und somit künftig im Tunnel verkehren. Alle Stadtbahnhaltestellen bleiben erhalten, müssen aber während der Spiele, wie die Linie selbst, außer Betrieb genommen werden. Stellplätze sollen zum Teil im zweischalig konstruierten Deckel in Form von Tiefgaragen untergebracht werden.
Insgesamt ermöglicht das Konzept eine Kapazität in Höhe von ca. 13.000 Betten. Bei einer höheren Verdichtung der Bebauung wäre eine Kapazität von ca. 16.000 Betten möglich. Die gesamte Bruttogeschossfläche beträgt ca. 340.000 m², davon sollen ca. 35 Prozent auf dem Deckel und ca. 65 Prozent in den angrenzenden und überplanten Bestandsgebieten entstehen. Die im Konzept vorgesehene Geschossigkeit bewegt sich zwischen zwei und 36 Geschossen. Während die 4- bis 6-Geschossigkeit überwiegt, sind die höchsten Geschosszahlen in den Hochpunkten am westlichen und östlichen Ende des Plangebietes mit 20 (Westen) bzw. 36 Geschossen (Osten) zu identifizieren.
Weiteres Vorgehen
Mit dem vorliegenden Konzept der städtebaulichen Machbarkeitsstudie soll die Bewerbung der Stadt Essen als möglicher Standort für das Olympische und Paralympische Dorf 2032 erfolgen. Die Frist für die Bewerbung endet am 31. Mai 2021.
Der Ausschuss für Stadtentwicklung, -planung und Bauen wird sich in seiner nächsten Sitzung am 06. Mai mit Thema beschäftigen. Anschließend wird der Rat der Stadt Essen in der Sitzung vom 12. Mai darüber entscheiden, ob sich die Stadt Essen als möglicher Standort für das Olympische und Paralympische Dorf 2032 auf Grundlage der Ergebnisse der städtebaulichen Machbarkeitsstudie bewerben soll. Zudem entscheidet der Rat darüber, ob die Verwaltung die Umsetzung der Ergebnisse der städtebaulichen Machbarkeitsstudie in Bezug auf die technischen, verkehrlichen und wirtschaftlichen Belange weiter untersuchen und mit den betroffenen Stellen in Bund und Land erörtert werden sollen. Hierzu würde die Verwaltung schrittweise Projektpläne erarbeiten und in die politischen Gremien einbringen.
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