Weitere Planung zum Neubau des BürgerRatHauses der Stadt Essen

15.06.2021

Herausgefordert durch den technologischen, gesellschaftlichen und demographischen Wandel hat sich die Stadt Essen mit dem Projekt BürgerRatHaus das Ziel einer umfassenden Neustrukturierung der Organisation hin zu einer digitalen, modernen und bürgerfreundlichen Verwaltung gesetzt. Dabei soll das neue Verwaltungsgebäude den Ansprüchen an die zukünftige Arbeitswelt mit einer attraktiven, optimierten und arbeitsmotivierenden Arbeitsumgebung sowie modernen und digitalen Dienstleistungsangeboten gerecht werden, um auch auf den Arbeitsmarkt als attraktive Arbeitgeberin wahrgenommen und im Kampf um qualifizierte Nachwuchskräfte bestehen zu können.

Daher wurde in 2017 vom Rat der Stadt Essen der Beschluss zur Planung eines modernen Verwaltungsgebäudes gefasst. "Das neue Verwaltungsgebäude soll einerseits den Ansprüchen an zukünftige Arbeitswelten gerecht werden, denn wir wollen uns damit auch auf dem Arbeitsmarkt als attraktive Arbeitgeberin präsentieren und im Kampf um qualifizierte Nachwuchskräfte bestehen können", so Oberbürgermeister Thomas Kufen. "Und andererseits geht es uns darum, die Anforderungen an immer mehr digitale Dienstleistungsangeboten für die Bürgerinnen und Bürger umzusetzen."

Wichtige Grundlage für die Auslobung des in 2018/2019 durchgeführten Architekturwettbewerbs bildete die Raumbedarfsplanung, die durch Mitarbeiter*innen betroffener Geschäfts- und Fachbereiche in Zusammenarbeit mit einem externen Beratungsunternehmen entwickelt wurde. Basierend auf den Anforderungen in der Wettbewerbsauslobung wurde der Wettbewerbsbeitrag von agn Niederberghaus und Partner GmbH (agn) zum Sieger gekürt.

Im September 2019 wurde die Grundstücksverwaltung Stadt Essen GmbH (GVE) durch den Rat der Stadt Essen in einer ersten Stufe unter anderem mit der Erbringung der Generalplanerleistungen, zunächst bis einschließlich der Vorentwurfsplanung mit Kostenschätzung, beauftragt. Die Ergebnisse der ersten Stufe liegen vor. Auf deren Basis sollen nun der Bau- und Baubeginn des BürgerRatHauses in der kommenden Sitzung des Rates der Stadt Essen am 30. Juni entschieden werden.

Fassadengestaltung

Im Rahmen der Vorplanung wurden vom Generalplaner verschiedene Varianten der Fassade erarbeitet, bei denen thermische und schallschutztechnische Kriterien zu erfüllen sind. Zudem musste die Fassade ein wirtschaftliches und flexibles Büroraumraster ermöglichen und in Bezug auf Reinigung und Reparatur auch im Betrieb wirtschaftlich sein. Diesen Anforderungen wurden mit der ausgewählten Variante im höchsten Maß entsprochen. An das massive Sockelgeschoss mit Naturstein-Verkleidung schließt sich eine eloxierte Aluminium-Element-Fassade an und nimmt so nicht nur die Struktur und Farbgestaltung der benachbarten historischen Gebäude auf, sondern bindet das BürgerRatHaus in die bestehende Umgebung ein.

Einsatz von Grünflächen, Photovoltaik und natürlichen sowie nachhaltigen Materialien

Vor dem Hintergrund des Klimawandels wurde bereits bei der Wettbewerbsauslobung für den Neubau der Fokus auf die Verwendung von möglichst nachhaltigen Materialien und die Nutzung von regenerativen Energien und eines Regenwassermanagements in Verbindung mit einer Verbesserung des innerstädtischen Mikroklimas gelegt. Die geplante Zertifizierung des Neubaus nach DGNB (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) mit dem Niveau Gold gewährleistet zudem neben den hohen Standard für Prozesse und Qualitäten des Projekts auch eine entsprechende Auseinandersetzung mit ökologischen und nachhaltigkeitsrelevanten Materialien.

Bei der Planung des BürgerRatHauses wurden großflächige horizontale Pflanzungen (Gründächer und Pflanzenbeete) berücksichtigt. Trotz der innerstädtischen und beengten Lage sieht die aktuelle Planung rund 47 Prozent des rund 9.000 Quadratmeter großen Grundstücks nicht- oder nur eilversiegelte Fläche vor. Von den rund 4.300 Quadratmetern Grünflächenentfallen etwa 3.600 Quadratmeter auf extensiv begrünte Dachflächen und rund 700 Quadratmeter auf bepflanzte Flächen unter anderem im Bereich des Vorplatzes. Auch der Einsatz von Photovoltaikanlagen wurde der Betrachtung und Abwägung von ökologischen, technischen und wirtschaftlichen Aspekten unterzogen und entsprechend eingeplant. Das Gestaltungs- und Materialkonzept des neuen BürgerRatHauses basiert in hohem Maße auf der Verwendung von natürlichen Materialien. Im Bereich der Fassade und des Innenausbaus kommen beispielsweise Aluminium, Naturstein und Holz zur Anwendung.

Einziehende Fachbereiche und Abteilungen

Nach derzeitigem Stand werden in das BürgerRatHaus die innenstadtnahen Standorte des JobCenters, das Amt für Soziales und Wohnen, Teile des Jugendamtes sowie der Bildungspunkt einziehen. Zu der nun abgeschlossenen Planungsphase gehörte unter anderem die kritische Überprüfung der im Entwurf vorgesehenen Flächen. So ermöglichten die Optimierung der unterirdischen Geschosse und der Hochhausgeschosse, die Reduzierung der IT-Schulungsräume und die Verlagerung des Fitnessbereichs in das von außen nicht einsehbare Untergeschoss die Nutzung zusätzlicher Flächen im Erdgeschoss für weitere bürgernahe Services. Hierbei handelt es sich insbesondere um das Bürgeramt aus dem Gildehof sowie die Fachabteilung für Wohnungswesen.

Auf dieser Basis wird die Verwaltung die weiteren Planungen für das neue Verwaltungsgebäude und die Finanz- und Projektplanung für die Einbeziehung des Einwohneramts in das Digitalisierungsprogramm vornehmen.

Dauerhaft flexibel

Die Corona-Pandemie stellte die Stadt Essen vor neue Herausforderungen, schnell mussten serviceorientierte digitale Lösungen gefunden und bestehende Prozesse verändert oder optimiert werden, um die Handlungsfähigkeit der Verwaltung zu erhalten. Welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die Arbeitswelt und die Planungen des BürgerRatHauses haben wird, ist derzeit noch nicht festzustellen. Erkenntnisse, die schon jetzt durch geübte Verfahrensweisen und aus der Evaluation der bisherigen Konzepte zur Planung und Digitalisierung und neuen Arbeitskonzepten gesammelt werden können, werden in die Planungen mit einbezogen. Damit ist die gegenwärtige Pandemie nicht Bremse, sondern vielmehr Katalysator des Projektes. Die Art und Weise, wie die Stadtverwaltung arbeitet und funktioniert, wird sich nachhaltig in eine agile, mobile und flexible Verwaltung verändern, ohne den Kontakt zu den Bürger*innen und den Kolleg*innen zu verlieren. Der feste und regelmäßige Arbeitsort, wie im BürgerRatHaus vorgesehen, bleibt also als bedeutsamer Ort der Kommunikation und Begegnung bestehen, allerdings ist er nur eine von mehreren Optionen der modernen Arbeit.

"Das BürgerRatHaus steht für Flexibilität und Offenheit, für variable Grundrisse und eine Ausstattung, die sich ohne großen baulichen Aufwand verändern und sich dem jeweiligen Bedarf anpassen lässt. Damit ist das BürgerRatHaus ein zukunftsfähiges Gebäude und ein echter Mehrwert für die Stadt Essen", ist Geschäftsbereichsvorstand für Stadtplanung und Bauen, Martin Harter, überzeugt.

Projektkosten

Die bisherige Schätzung des Gesamtkostenrahmens für den Neubau des BürgerRatHauses belief sich auf rund 120 Millionen Euro und umfasste die Kosten für den Neubau, den Rückbau, die Erstellung der Baugrube, den Betriebsausbau sowie die Kosten für das Grundstück.

Aufgrund der abgeschlossenen Vorentwurfsplanung und der Weiterentwicklung des Entwurfs konnte seitens des Generalplaners agn Niederberghaus und Partner GmbH nun eine vertiefte Kostenschätzung vorgelegt werden, die unter Berücksichtigung der Kosten für das Grundstück, den Abriss der Bestandsgebäude und der Kosten für den Neubau Gesamtprojektkosten in Höhe von rund 161 Mio. Euro aufweist. In den Gesamtprojektkosten sind bereits insgesamt 13 Prozent Risikorückstellungen enthalten, die unter anderem die jüngst überproportional gestiegenen Baukosten berücksichtigen. Die Kostenschätzung wurde durch die beteiligten Akteure aus der Planung (Generalplaner), der Bauwirtschaft (Markterkundung) und der unabhängigen Institute (Wissenschaft) bestätigt.

Trotz der gestiegenen Gesamtprojektkosten ist auf einen Betrachtungszeitraum von 30 Jahren der Neubau für die Stadt Essen wirtschaftlicher als die Anmietung verschiedener Verwaltungsgebäude.

Zeitliche Planung

Der Abbruch der beiden Bestandsgebäude hat zwischenzeitlich begonnen und erfolgt zunächst mit der Schadstoffsanierung und Entkernung im Inneren der Gebäude. Die gesamte Entkernung wird nach aktuellem Stand etwa ein Jahr dauern, bevor dann der tatsächliche und sichtbare Abbruch der Gebäude beginnen wird. Die durch den Abbruch entstehende Baugrube wird zugleich für die Erstellung des Neubaus genutzt. Der Neubau wird voraussichtlich ab Januar 2024 errichtet und im Dezember 2026 bezugsfertig sein.

Herausgegeben von:

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Visualisierung des neuen BürgerRatHauses

Das neue Verwaltungsgebäude soll den Ansprüchen an die zukünftige Arbeitswelt mit einer attraktiven, optimierten und arbeitsmotivierenden Arbeitsumgebung sowie modernen und digitalen Dienstleistungsangeboten gerecht werden.
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