In seiner Sitzung im November 2018 hatte der Rat der Stadt Essen die Verwaltung beauftragt, eine Milieustudie für die Gebiete des Projektes "Starke Quartiere – starke Menschen“ (SQSM) erarbeiten zu lassen. Die Erarbeitung dieser Studie erfolgte anschließend durch den VHW-Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V. und betrachtet die folgenden Gebiete bzw. Stadtteile:
Für die Studie hat der VHW bis Ende 2019 eine Vielzahl von Daten vom Amt für Statistik, Stadtforschung und Wahlen sowie weiterer Daten aus den zehn entsprechenden Stadtteilen zusammengetragen und verwendet. In seiner heutigen Sitzung (22.09.) hat sich der Rat der Stadt Essen mit den zusammengefassten Ergebnissen der Ausarbeitungen befasst.
In einem ersten Teil der Studie wurden durch den VHW die Rahmenbedingungen der sozialräumlichen Entwicklung in Essen mit Faktoren wie der Zuwanderung oder dem Thema Arbeit betrachtet. Hierbei lässt sich festhalten, dass Essen in den Jahren von 2000 bis 2019 sehr viele Zuzüge aus dem Ausland erfahren hat, insbesondere im Zeitraum ab 2015 bis 2019. Den größten prozentualen Zuwachs hatten 2015 bis 2019 Menschen aus Syrien, Irak, Afghanistan und Iran. Bei knapp einem Viertel der in Essen lebenden Ausländer*innen handelt es sich um Schutzsuchende. Dies entspricht einem Anteil an der Gesamtbevölkerung von gut 4 Prozent. In Bezug auf das Thema Beschäftigung zeigt sich, dass die Aufnahme für Nicht-Deutsche in den Arbeitsmarkt unterdurchschnittlich und vorwiegend in die Branchen Lebensmittel- und Gastgewerbe sowie Reinigung und Logistik erfolgt.
Im SQSM-Gebiet leben rund ein Viertel der Einwohner*innen von Essen. Im Vergleich der SQSM-Gebiete mit der Gesamtstadt ergeben sich strukturell große Differenzen. Beispielsweise treten Gruppen von Nichtdeutschen besonders hervor, die im Vergleich zu ihrem Anteil im gesamtstädtischen Bereich überproportionale in den SQSM-Gebieten vertreten sind. So leben beispielsweise rund 54 Prozent aller aus dem Libanon stammenden und in Essen lebenden Personen in diesen zehn Stadtteilen. Bei Personen aus dem Irak und Rumänien liegt dieser Anteil bei rund 52 Prozent, bei Menschen aus Syrien, Afghanistan und der Türkei bei rund 48, 47 bzw. 46 Prozent.
Der Milieuansatz
Ganz grundsätzlich lässt sich der Begriff der Milieus so definieren, dass in ihnen Gruppen zusammengefasst sind, die gemeinsame Werthaltungen und Mentalitäten aufweisen und eine gemeinsame Art haben, beispielsweise ihre Umwelt in ähnlicher Weise zu sehen und zu gestalten. Diese Gruppen ähneln sich in ihrer Lebensgestaltung, in ihren Beziehungen zu Mitmenschen, aber auch in ihren Alltagseinstellungen, beispielsweise in Bezug auf ihre Lebensziele, die Arbeit, das Gesellschaftsbild sowie das Freizeit- und Konsumverhalten und ihrer sozialen Lage. Dies alles vor dem Hintergrund, dass die Grenzen zwischen den Milieus fließend sind und es zwischen den einzelnen Milieus auch entsprechende Berührungspunkte gibt. Das Ziel dieser Milieubetrachtung ist es, Alltagsbewusstsein und Alltagsleben möglichst ganzheitlich zu erfassen.
Beispiele für diese Milieus sind unter anderem folgende, wobei die Namen der einzelnen Milieus einen illustrativen Charakter haben und die tatsächliche Lebenswelt nicht umfassend beschrieben werden kann. Die Definitionen basieren auf Ausführungen aus der MILIEUSTUDIE DERLANDESHAUPTSTADT SAARBRÜCKEN (Hrsg.: Die Oberbürgermeisterin der Stadt Saarbrücken, Saarbrücken, Dezember 2013; Entwicklungsplanung der Landeshauptstadt Saarbrücken, vhw, Bereich Forschung und Beratung):
Betrachtung der Milieus in SQSM-Gebieten in Essen
Besonders weichen in den SQSM-Gebieten die Anteile des Traditionellen Milieus sowie des Hedonistischen als auch Prekären Milieus im Vergleich zur gesamtstädtischen Betrachtung nach oben ab. Liegt das Traditionelle Milieu in Essen insgesamt bei unter zehn Prozent, liegt es in den SQSM-Gebieten bei 25,5 Prozent. Dem Hedonistische Milieu können in den SQSM-Gebieten rund 34 Prozent zugewiesen werden, gesamtstädtische sind es ebenfalls unterhalb der Zehn-Prozent-Schwelle. Zum Prekären Milieu gehören im gesamten Stadtgebiet unter zehn Prozent, in den SQSM-Gebieten etwa 12,6 Prozent. Und auch das bürgerliche Milieu ist weitaus größer (rund 12,7 Prozent) als im Vergleich zur Essener Gesamtzahl (knapp sieben Prozent).
Grundsätzlich zeigt sich, dass sich die Grundinformationen der Auswertung des VHW mit den Einschätzungen der Stadtverwaltung decken und sie daher bereits eine umfangreiche Arbeitsgrundlage für eine Vielzahl von bereits erarbeiteten Konzepten darstellt. Die unterschiedliche strukturelle Entwicklung und das friedliche Zusammenleben in den verschiedenen Teilräumen von Essen werden seit vielen Jahren in Verwaltung und Politik thematisiert. Die Stadtverwaltung betrachtet sie als grundlegende Fragestellungen, die in den verschiedensten Konzepten und Strategien aufgegriffen werden.
Eine Vielzahl von gesamtstädtischen sowie SQSM-spezifischen Konzepten und Strategien, die die Stadtverwaltung in diesem Zusammenhang verfolgt, sind neben weitere Informationen zur Milieustudie online im Ratsinformationssystem abrufbar: https://ris.essen.de/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZdRZRARp29OE2xq6khUg4FvT2KenVbvtBzz2DbWfTG1Z/Vorlage_1022-2021-7.pdf
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