Vor genau drei Monaten, vom 14. bis 15. Juli 2021, sorgte Tief "Bernd" auch in Essen für Starkregen und Hochwasser. Der Deilbach trat über die Ufer und auch die Ruhr hatte die Hochwassergrenze überschritten. Es kam zu Überflutungen und Schäden im Stadtgebiet, besonders betroffen waren die Stadtteile Kettwig, Kupferdreh, Steele und Werden. Zahlreiche Straßen wurden überflutet und waren unpassierbar, viele Keller sind mit Wasser vollgelaufen und Bäume sind umgestürzt. Die Feuerwehr war im Dauereinsatz.
Unmittelbar nach dem Hochwasser wurde für finanzielle Hilfen der betroffenen Bevölkerung, Gewerbebetriebe und Sportvereine in Essen gesorgt und mit der Beseitigung der Schäden begonnen. Nach drei Monaten zieht die Verwaltung nun Bilanz.
Zu den finanziellen Hilfen
Mit der NRW-Soforthilfe wurden auch Essener Bürger*innen unterstützt, die nach dem Hochwasser von existenzieller Not betroffen waren. Insgesamt gab es von Privatpersonen 530 Anträge, von denen 448 bewilligt und ausgezahlt wurden, mit einer Summe von insgesamt 930.000 Euro. Aus dem Bereich Gewerbe gab es 110 Anträge, von denen 91 bewilligt und ausgezahlt wurden, mit einem Volumen von insgesamt 455.000 Euro.
Angelehnt an die Soforthilfe des Landes hat die Stadt Essen einen Fonds für betroffene Sportvereine eingerichtet. Es konnten alle 25 eingegangenen Anträge bewilligt werden, insgesamt wurden 112.710 Euro ausbezahlt.
Den Härtefallfonds für einkommensschwache Haushalte, den die Stadt Essen noch vor der Ankündigung der NRW-Soforthilfe eingerichtet hatte, wurde insgesamt 27 Mal beantragt und in 22 Fällen auch ausgezahlt, mit einer Summe von 10.909,20 Euro.
Inzwischen bietet das Land NRW Aufbauhilfen für Privathaushalte und Unternehmen an, mehr dazu in der Pressemeldung vom 28.09.2021.
Aktueller Stand der Sanierungen städtischer Immobilien und Anlagen
Im Bereich Sport sind aufgrund des Hochwassers an der Regattastrecke, am Hockeyplatz des HTC Kupferdreh an der Sportanlage Am Eisenhammer sowie am Schwimmbad Steele 11 und am Stadtbad Werden schwere Schäden entstanden. Bei den übrigen städtischen Immobilien waren insbesondere die Kulturlandschaft Deilbachtal und das Gymnasium Essen-Werden betroffen.
Bei den für die Regatten ausgelegten Bahnen (Albano-Anlage) handelt es sich um einen Totalverlust. Für den Ersatz der Albano-Anlage (Bojen, Klipse, Seile, Schäkel, Anker, Klappanker), der verloren gegangenen Spanntonnen sowie von weiterem Arbeitsmaterial, welches von den Mitarbeiter*innen am See selbst verarbeitet wurde, sind Kosten von ca. 200.000 Euro zu erwarten. Die Wiederbeschaffung läuft bereits seit einigen Wochen, so dass nach derzeitigem Stand im Frühjahr 2022 wieder eine vollständige Anlage für die nationalen und internationalen Regatten zur Verfügung gestellt werden kann.
Der Kunstrasen-Hockeyplatz auf der Sportanlage Am Eisenhammer wurde durch den Deilbach überflutet. Der überflutete und verschlammte Kunstrasenplatz wurde provisorisch gereinigt, um ihn für Trainingszwecke nutzen zu können. Durch eine Fachfirma wurde der Bereich des Hockeyplatzes bodentechnisch begutachtet mit dem Ergebnis, dass der Platz neu aufgebaut werden müsste. Hier ist mit Kosten von ca. 750.000 Euro zu rechnen. Ein Neubau des Platzes würde nach durchgeführter Ausschreibung voraussichtlich im Frühjahr 2022 beginnen. Derzeit wird geprüft, inwieweit der Platz gegen zukünftige Hochwasserereignisse ausreichend geschützt werden kann. Die Ergebnisse dazu liegen noch nicht vor.
Das Hochwasser hat die technischen Anlagen des Stadtbads Werden im Bereich Heizung, Lüftung und Elektroverteilung stark beschädigt, sodass eine Sanierung dieser Anlagenteile erforderlich ist. Aufgrund der örtlichen Nähe des Schwimmbades zur Ruhr ist es zwingende Voraussetzung, dass das Risiko weiterer Schäden durch Überschwemmungen so gering wie möglich gehalten wird. Das wird in der jetzigen Planung bereits berücksichtigt, beispielweise werden die Abwasseranlagen mit Rückstauklappen ausgestattet. Derzeit befindet sich die Sanierungsmaßnahme in dem Status der Vorplanung. Zum jetzigen Zeitpunkt wird mit Kosten für die Sanierung in Höhe von 621.000 Euro netto gerechnet. Nach heutigem Planungsstand wird von einer Fertigstellung voraussichtlich im Sommer 2022 ausgegangen.
Das Freibad Steele wurde durch das Hochwasser ebenfalls stark beschädigt. Durch die Überflutung der Ruhr wurden das Schwimmbecken, die schwimmbadtechnischen Anlagen und Gebäudeteile soweit geschädigt, dass das Freibad nicht mehr betriebsfähig ist. Die Pumpen und elektrischen Anlagen sind nicht mehr zu reparieren. Im Moment finden Untersuchungen statt, um zu ermitteln, inwieweit der Schwimmbeckenkörper durch das Hochwasser unterspült und beschädigt wurde. Hierzu werden Baugrund- sowie statische Untersuchungen durchgeführt. Parallel dazu werden die notwendigen Ingenieurleistungen ausgeschrieben. Mit der Beauftragung eines Fachplanungsbüros wird Anfang November 2021 gerechnet. Für die Planungs- und Bauleistungen der Sanierung sind Kosten laut Kostenrahmen in Höhe von 1.000.000 Euro veranschlagt worden. Nach derzeitigem Planungsstand ist mit einer Wiederinbetriebnahme des Freibades nicht vor Mai 2023 zu rechnen.
Auch das Museum Kupferhammer in der Kulturlandschaft Deilbachtal wurde stark beschädigt. Durch das Hochwasser wurden der Keller und Teile des Erdgeschosses geflutet. Im Außenbereich waren Mauern und Brückenbauwerke durch die Hochwassermassen beschädigt. Insgesamt werden die Kosten zur Schadensbeseitigung (Aufräum-, Trocknungs- und Reinigungsarbeiten, Reparaturen Hochbau, Erneuerung technische Anlagen) auf 200.000 Euro geschätzt. Die Sofortmaßnahmen konnten bis Anfang August abgeschlossen werden und alle weiteren Instandsetzungsarbeiten wurden mittlerweile begonnen. Die Wohnungen an der Nierenhofer Straße 8 waren nach wenigen Tagen alle nutzbar.
Die Bereiche in Untergeschoss und Erdgeschoss werden aktuell in Gänze saniert. Putz und Oberböden mussten demontiert werden und werden erneuert, ebenso wird in diesen Bereichen die Elektrik erneuert. Mauern und Brückenelemente im Außenbereich am Deilbach wurden abgetragen und werden neu aufgebaut. Die vorhandene und beschädigte Ölheizungsanlage wird im Zuge der Sanierung auf Flüssiggas umgestellt, um die Gefahr von Umweltschäden bei weiteren Hochwasserereignissen zu verringern. Die Demontage und sonstige vorbereitenden Arbeiten sind abgeschlossen, die Arbeiten zur Neuerrichtung wurden in dieser Woche begonnen.
Am Gymnasium Werden waren verschiedene Bereiche im Untergeschoss betroffen. Im Kellergeschoss des Schulgebäudes wurden die Heizungsanlage und der Ballettsaal durch Ruhrwasser geflutet und vollständig zerstört. Zur Sicherstellung des Schulbetriebs nach den Sommerferien wurden zunächst alle Sofortmaßnahmen fristgerecht umgesetzt, unter anderem die Entrümpelung und Trockenlegung zentraler Bereiche. Die Heizungsanlage wird nun prioritär bearbeitet. Für die Übergangszeit wurde eine mobile Heizungsanlage installiert. Trotz Problemen bei der Materiallieferung sollen die Arbeiten in dieser Woche soweit abgeschlossen werden, dass die neue Heizungsanlage in Betrieb genommen werden kann, so dass auf die mobile Anlage verzichtet werden kann. Die Restarbeiten erfolgen, vorbehaltlich der ausstehenden Materiallieferung, im Nachgang. Für den Bereich des Ballettsaals 2 wurde bereits mit den Planungen für die notwendige Generalssanierung begonnen. Alle Arbeiten vor Ort im laufenden Schulbetrieb werden eng mit der Schulleitung abgestimmt.
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