PCB-Belastung in Essen-Kray geht deutlich zurück – neue Messergebnisse liegen vor

02.03.2022

Im Essener Stadtteil Kray wird seit Jahren die Luftbelastung durch polychlorierte Biphenyle (PCB) überwacht. Obwohl der Schredderbetrieb der ehemaligen Firma Richter GmbH bereits stillgelegt wurde, stand der Stadtteil auch im Jahr 2021 weiter im Blickpunkt der Bezirksregierung Düsseldorf als Überwachungsbehörde des Landes Nordrhein-Westfalen sowie des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) und des Umweltamtes der Stadt Essen.

Jetzt liegen die aktuellen Messergebnisse zur Immissionsbelastung vor. Diese zeigen erfreulicherweise, dass die Belastungen in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen sind und nun erstmalig an keinem der fünf Messpunkte eine Erhöhung von PCBgesamt im Vergleich zur Hintergrundbelastung in Nordrhein-Westfalen vorliegt.

Ergebnisse des aktuellen Gutachtens

Im Umfeld der ehemaligen Firma Richter betreibt das LANUV seit Jahren Messstellen zur Überprüfung der Schadstoffbelastung, an denen Grünkohl aufgrund seiner großen Blattoberfläche als Bioindikator eingesetzt wird.

Da der Gesetzgeber keine rechtlich verbindlichen Grenzwerte festgelegt hat, wird die sogenannte regionale Hintergrundbelastung als Vergleichswert für eine Beurteilung zugrunde gelegt. Für dioxinähnliche PCB wird zusätzlich der so genannte EU-Auslösewert herangezogen. Wird dieser Wert überschritten, müssen Ursachen für die hohen, den Hintergrund überschreitenden, Werte ergründet werden und Maßnahmen zu deren Verringerung eingeleitet werden.

Im Jahr 2021 wurde erneut anhand von Grünkohlproben die PCB-Belastung gemessen. Insgesamt wurden an fünf Messpunkten Untersuchungen durchgeführt. Erfreulicherweise zeigen die Ergebnisse, dass die PCBgesamt-Belastung an allen Messpunkten deutlich rückläufig ist und sich an keinem der fünf Messpunkte eine Erhöhung der PCBgesamt-Werte im Vergleich zur Hintergrundbelastung im Ruhrgebiet mehr feststellen lässt.

Trotz deutlichem Rückgang der PCBgesamt-Belastung im Vergleich zu den Vorjahren sind die Messwerte aber an zwei Probenahme-Stellen noch erhöht, die zum einen unmittelbar an das ehemalige Betriebsgelände der Firma Richter grenzen, zum anderen im Bereich Kruckenkamp liegen. Die ebenfalls untersuchten dl-PCB-Gehalte (dioxinähnliche PCB) überstiegen an zwei von den fünf untersuchten Messpunkten den Wert der Hintergrundbelastung in NRW, jedoch nicht den EU-Auslösewert.

Die jährlichen Untersuchungen werden seitens des LANUV an allen fünf Standorten vorsorglich fortgesetzt.

Keine Bürgerversammlung wegen Corona-Pandemie

Die Ergebnisse der Untersuchungen werden in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie nicht auf einer Bürgerversammlung präsentiert.

Verzehrhinweis für Gemüse bleibt bestehen

Da PCB zu 90 Prozent über die Nahrung aufgenommen wird, empfehlen die Stadt Essen und das LANUV Anwohner*innen sowie den Kleingärtner*innen in den betroffenen Bereichen (Kleingartenanlage Bonifacius Joachim und Hausgärten Kruckenkamp und Am Mechtenberg 40) weiterhin vorsorglich, den Verzehr von Grünkohl und anderem Blattgemüse wie Mangold, Endivie oder Spinat aus eigenem Anbau auf maximal zweimal in der Woche zu beschränken.

Sollten die Messwerte im Jahr 2022 weiterhin unterhalb der Hintergrundbelastung für Nordrhein-Westfalen liegen, können die Verzehrsempfehlungen entfallen.

Keine Gesundheitsgefährdung durch das Spielen im Freien

Auch wenn die gemessenen Werte teilweise über der durchschnittlichen Belastung im Ruhrgebiet liegen, besteht keine Gesundheitsgefährdung. Deshalb ist auch der Aufenthalt im Freien unbedenklich. Dies gilt uneingeschränkt auch für Kinder.

Das Angebot des Gesundheitsamtes der Stadt Essen an betroffene Bürger*innen, individuelle gesundheitliche Beratungen und Untersuchungen vornehmen zu lassen, besteht weiterhin.

Zum Hintergrund

Als Hauptverursacher der hohen PCB-Belastung stand der ehemalige Recyclingbetrieb der Firma Richter, der mit zwei großen Standorten im Stadtteil Essen-Kray vertreten war, im Fokus der Behörden. Die Bezirksregierung Düsseldorf hatte der Firma seit Jahren unterschiedliche Auflagen gemacht, um die vom Betrieb ausgehenden Emissionen soweit wie möglich zu senken. Insbesondere Messungen im Abgas der Schredderanlagen machten in 2016 deutlich, dass gasförmige PCB-Emissionen dieser Anlagen den Hauptanteil der PCB-Belastung im Stadtteil bewirken.

Aus wirtschaftlichen Gründen hatte die Firma Richter zum 31.12.2016 beschlossen, die Schredderanlagen an beiden Betriebsstandorten außer Betrieb zu nehmen und auf die Genehmigung zum Betrieb dieser Anlagen rechtskräftig zu verzichten. Anfang 2017 ging die Firma Richter in die Liquidation und beantragte im April 2017 Insolvenz.

Die Firma Richter hat mittlerweile den gesamten Betrieb an beiden Standorten stillgelegt. Die Ergebnisse des aktuellen Gutachtens stützen die Annahme, dass die PCB-Belastungen von der ehemaligen Firma Richter herrühren. Allerdings sind weitere mögliche Unternehmen nicht auszuschließen, so dass gewerbliche Nutzungen in der Umgebung diesbezüglich überprüft werden. Auch ist zu erwarten, dass an den Orten, an denen die Werte noch leicht erhöht sind, in den folgenden Jahren ein Rückgang zu beobachten sein wird. Es kann nicht ganz ausgeschlossen werden, dass durch Demontage- bzw. Aufräumarbeiten auf den beiden Betriebsgeländen noch Schadstoffe in geringer Menge freigesetzt werden. Das LANUV wird auch zukünftig so lange in Essen-Kray PCB im Grünkohl messen, bis auch hier die Werte unauffällig sind.

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