Grün und Gruga legt erstes Essener Kleingartenentwicklungskonzept vor

Umfangreiche Analyse zeigt gemeinsamen Weg in die Zukunft auf

02.03.2022

Der Wert eines Aufenthalts im Grünen ist während der Pandemie stark gestiegen. Grünflächen im Wohnumfeld bieten auch in Essen Räume der Naherholung, der Freizeitgestaltung, der Gesundheitsförderung und des Luftholens und Erholens im urbanen Raum. Neben Parkanlagen, Wäldern, Spiel- und Sportflächen und Friedhöfen, die verstärkt für Spaziergänge genutzt wurden, gehören die Kleingartenanlagen zu den bedeutenden grünen Freiraumflächen – und das mit einer enormen Wirkung und vor allem Potential. Das von Grün und Gruga Essen in Auftrag gegebene und nun veröffentlichte Essener Kleingartenentwicklungskonzept (kurz: EKEK) zeigt genau das: Kleingärten sind ein zentraler Teil der Freiraumversorgung und somit nachhaltig zu sichern. Und Kleingärten leisten auch in Essen viel mehr, als auf den ersten Blick erkennbar ist.

Im Mai 2017 hatte der Rat der Stadt Essen den Startschuss gegeben und Grün und Gruga beauftragt, das erste Essener Kleingartenentwicklungskonzept zu erstellen. Unterstützung erhielt das städtische Grünflächenamt dabei von dem Landschaftsarchitekturbüro Emkes GmbH aus Bochum. Von Beginn an zentral bei der Aufstellung des Konzeptes war die enge Zusammenarbeit mit dem Stadtverband Essen der Kleingärtnervereine e.V. "In Essen bewirtschaften 114 Kleingartenvereine allein unter dem Dach des Stadtverbandes 203 Kleingartenanlagen mit insgesamt 9.000 Gärten – und das mit großem Engagement für die Natur und Umweltschutz, für den sozialen Zusammenhalt, für ein Gemeinschaftsgefühl in der Essener Stadtgesellschaft. Dafür möchte ich Danke sagen", sagt Simone Raskob, Umwelt-, Verkehr- und Sportdezernentin der Stadt Essen. Entstanden ist eine umfangreiche Dokumentation, in der die Akteur*innen zu Wort kommen, die das Kleingartenwesen in Essen von unterschiedlichen Seiten beleuchtet, umfangreiches Datenmaterial bereithält und Handlungsempfehlungen für die Zukunft gibt. "Die umfassenden Daten unterstreichen die Unverzichtbarkeit von Kleingärten bei der Freiflächenversorgung. Wir gestalten die Zukunft gerne mit – für eine lebenswerte Stadt", sagt Holger Lemke, Vorsitzender des Stadtverbands Essen der Kleingärtnervereine e.V.

Beteiligung als Grundlage des EKEK

Von besonderer Bedeutung war für Grün und Gruga bei der Erstellung des EKEK die Beteiligung der zentralen Akteure. Themenworkshops mit Kleingärtner*innen, Fragebogenaktionen für Pächter*innen und Vereinsvorstände, Interviews, Begehungen wurden innerhalb der vergangenen drei Jahre durchgeführt. Und auch innerstädtisch band Grün und Gruga andere Fachbereiche wie das Umweltamt, das Amt für Stadtplanung und Bauordnung sowie das Amt für Stadterneuerung und Bodenmanagement mit ein.

Nutzung und Funktion: Gartenarbeit und Naturschutz stehen weit vorne

Das Ergebnis, womit Kleingärtner*innen ihre Zeit in den Gärten verbringen, ist eindeutig: mit Gartenarbeit und mit dem Anbau von Obst und Gemüse. Aber auch Erholung, Gesundheitsförderung, der Naturschutz und das Naturerlebnis stehen weit oben. Grillen und Feiern wurde nur von etwa einem Drittel der Befragten genannt.

Doch neben der individuellen Nutzung erfüllt das Kleingartenwesen noch viel mehr Funktionen für die Grüne Hauptstadt Essen. Kleingärten erfüllen wichtige soziale Funktionen: In den Anlagen kommen Menschen unterschiedlichen Alters und Hintergrunds zusammen, tauschen sich aus, sind gemeinsam aktiv. In den vergangenen Jahren entstanden in Essener Kleingartenanlagen Schulgärten, Kooperationen mit sozialen Einrichtungen wie beispielsweise dem Franz-Sales-Haus und der Suchthilfe GBS Essen bieten Menschen in besonderen Lebenslagen durch das gemeinsame Gärtnern einen neuen Orientierungspunkt und geben ihnen Halt und Struktur im Alltag. Des Weiteren sind Kleingärten auch für das Stadtklima von großer Bedeutung: Sie bieten Durchgrünung und Auflockerung inmitten dichter Wohnbebauung, mindern die Wärmebelastung, tragen zum Erhalt von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen bei und vermitteln ein Bewusstsein im Umgang mit Umwelt und Natur. In vielen Kleingartenanlagen wachsen Wildblumen- und Streuobstwiesen, werden Insektenhotels gebaut, Blühstreifen angelegt und Fortbildungen zum ökologischen Gärtnern angeboten. Aber auch für die Naherholung im Wohnumfeld sind Kleingartenanlagen von großer Bedeutung, denn die Wege in den Anlagen stehen als öffentlich zugängliche, attraktive Grünfläche grundsätzlich allen Bürger*innen zur Verfügung.

Immer mehr Essener*innen wollen eigenen Kleingarten

Die Größe von fast 600 Fußballfeldern machen die kleingärtnerisch genutzten Flächen in Essen aus, das sind zwei Prozent der gesamten Stadtfläche. Neben den Flächen in der Verwaltung des Stadtverbandes (85 Prozent Flächenanteil) gibt es noch Gärten des Bahn-Landwirtschaft Bezirk Essen e.V. (7,5 Prozent), Städtisches Grabeland (2,6 Prozent) und sonstiges Grabeland (2,9 Prozent), Gemeinschaftsgärten (0,5 Prozent) und Landwirtschaftsgärten (1,1 Prozent). Und doch reichen die Fußballfelder nicht aus – der Bedarf, so ein zentrales Ergebnis des EKEK liegt höher. Schon vor der Pandemie standen 750 potentielle neue Kleingärtner*innen auf den Wartelisten der Kleingartenvereine – nach Schätzung des Stadtverbandes hat sich diese Zahl innerhalb der letzten zwei Jahre mindestens verfünffacht. Die Ergebnisse des EKEK machen neuen Pächtern derzeit keine große Hoffnung auf einen baldigen eigenen Garten, denn legt man zugrunde, wie lange aktuelle Gärtner*innen ihre kleine Oase noch behalten möchten, können durch Fluktuation nur rund 200 Flächen jährlich neu vergeben werden.

Und wie geht es jetzt weiter?

Das Ergebnis des EKEK ist eindeutig: Kleingärten genießen einen hohen Stellenwert für die Lebensqualität der Essener Bürger*innen und sind aufgrund der sozialen, ökologischen, stadtgestalterischen und klimatischen Funktionen und Wirkungen ein bedeutender Zukunftsfaktor für die grüne Infrastruktur. Sie sind somit auch in Zukunft als elementarer Bestandteil eines vielfältigen städtischen Grün- und Freiflächensystems zu fördern und in ihrer Struktur zu stärken. Doch was heißt das konkret? Die Erstellung des EKEK hat die Zusammenarbeit zwischen Stadtverband und Verwaltung gestärkt. Auch in Zukunft soll die vertrauensvolle Zusammenarbeit beibehalten und eine neue rechtliche Grundlage erhalten: Grün und Gruga und der Stadtverband haben bereits vereinbart, einen neuen Generalpachtvertrag miteinander zu schließen. Darüber hinaus legt das EKEK den Grundstein für eine Weiterentwicklung des Kleingartenwesens und der Kooperation der unterschiedlichen Akteure in Essen.

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