Gestern Abend (24.08.) haben ihr viele zugeschaut und emotional Anteil genommen: Katharina Bruckner alias Corinna Harfouch als Frau vom Jugendamt, die für den kleinen Joe und seine Mutter die Weichen für eine bessere Zukunft stellt. Katharina Bruckner steht für viele in dieser Gesellschaft. Bundesweit sind mehr als 17.000 Bezirkssozialarbeiter*innen in den Allgemeinen Sozialen Diensten (ASD) der Jugendämter beschäftigt – allein 159 davon in Essen.
Häufig redet man in der Öffentlichkeit nur dann über ihren Beruf, wenn es schlecht läuft, wenn Kinder trotz Hilfe zu Schaden kommen. Damit gerät aus dem Blick, welch vielfältige und oft erfolgreiche Unterstützung für Kinder, Jugendliche und Familien die Mitarbeiter*innen der Allgemeinen Sozialen Dienste leisten. Sie beraten Mütter, Väter und alle Personen mit Erziehungsfragen, organisieren alltagspraktische Hilfen und Entlastung für Familien, fördern Kinder in ihrer Entwicklung – oder sorgen im Zweifelsfall, wie bei Joe in dem ARD-Film, zeitweilig auch für den notwendigen Schutz von Kindern. Das Spektrum an Problemen, auf die der ASD tagtäglich Antworten sucht, ist dabei breit: ratlose Eltern, Familienkrisen, Schulprobleme, Gewalt, Alkohol- und Drogensucht.
"Wir wissen, dass Eltern in der Regel das Beste für ihre Kinder wollen. Nur manchmal ist der Alltag, die eigene Biografie so belastend, dass Erziehung alleine nicht gelingt. Häufig hilft es dann, jemanden an seiner Seite zu haben. Deshalb setzen wir auch bei Problemen in erster Linie alles daran, die Eltern in ihrer Erziehung zu stärken und zu unterstützen und mit ihnen gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Wir sind ihre Partner in Erziehungsfragen", erläutert Susanne Schreinert, die den Allgemeinen Sozialen Dienst in Essen leitet.
Die Sozialen Dienste der Jugendämter haben die Aufgabe, Eltern und ihre Kinder dort zu unterstützen, wo Hilfe notwendig ist. Dies erfolgt vor allem durch beratende und unterstützende Hilfen bei der Erziehung, wie etwa in Form einer ambulanten Familienhilfe. Auf diese Hilfe sind zunehmend mehr Familien angewiesen: Rund 963.000 Hilfen zur Erziehung haben die Jugendämter 2020 bundesweit (240.454 in NRW) geleistet, 11 Prozent mehr als noch 2010 (in NRW 12 Prozent). Auch in der Pandemie wurden diese tendenziell eher fortgeführt als beendet. Mehr als zwei von drei dieser Hilfen werden in der Familie erbracht. Allein in Essen wurden im Jahr 2020 7.957 Familien, Kinder und Jugendliche durch Erziehungshilfen erreicht.
Wann aber ist Unterstützung und Hilfe in der Familie noch aussichtsreich? Und wann ist der Punkt erreicht, wo Sicherheit und Schutz des Kindes eine zumindest vorübergehende Trennung von den Eltern erfordern? Und welche Risiken wiederum birgt die Trennung von den Eltern für den weiteren Lebensweg des Kindes? Alle sind sich einig: Kinder und Jugendliche bedürfen des Schutzes durch die Gesellschaft. Doch welcher Weg im Einzelfall der richtige ist, diese Frage verlangt den Sozialarbeiter*innen im Jugendamt im Einzelfall schwierige Abwägungsprozesse ab. Kinderschutz ist eben kein Kinderspiel! "Wir versuchen uns immer ein möglichst umfassendes Bild zu machen und vielfältige Perspektiven einzunehmen. Alleine kann man eine solche Entscheidung oft gar nicht treffen, schließlich haben sie weitreichende Folgen für die Lebensläufe der Kinder. Die Beratung jedes einzelnen Falls mit den Kollegen und Kolleginnen ist deshalb unverzichtbarer Bestandteil unserer täglichen Arbeit", erläutert Susanne Schreinert. Und auch hier erhöhen steigende Fallzahlen die Belastungen für die Fachkräfte der Allgemeinen Sozialen Dienste: Im Jahr 2020 wurde seitens der Jugendämter bundesweit in fast 200.000 Fällen geprüft, ob ein Kind gefährdet ist und ob akute Maßnahmen zu seinem Schutz ergriffen werden müssen (in NRW in 2021: 55.363).
Was braucht der ASD, um diese schwierige Arbeit so erfolgreich schultern zu können wie Katharina Bruckner? Susanne Schreinert hat darauf eine klare Antwort: "Wir brauchen genügend und gut qualifiziertes Personal, das durch Supervision, Beratung und Fortbildung in dieser schwierigen Aufgabe ausreichend unterstützt wird. Und wir brauchen Bürgerinnen und Bürger, für die das Jugendamt nicht Drohkulisse, sondern unverzichtbarer Partner im Kinderschutz ist und die Eltern ermutigen und bestärken, sich bei Fragen und Problemen auch hier Hilfe zu suchen. Denn das ist oft schon der erste Schritt zur Lösung."
Hinweis an die Redaktionen
Sollte Interesse bestehen, in das Thema tiefer einzusteigen und beispielsweise einen „Sozial-Profi“ bei der Arbeit zu begleiten, kommen Sie bitte auf uns zu. Wir vermitteln den Kontakt zu Susanne Schreinert, Leiterin des Allgemeinen Sozialen Dienst des Jugendamtes der Stadt Essen.
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