Preissteigerungen und Lieferengpässe im Baubereich sorgen für Verzögerungen beim Kita-Ausbau in Essen. Darüber wird der Jugendhilfeausschuss in seiner kommenden Sitzung am Dienstag, 13. September, informiert.
Bereits während der Corona-Pandemie kam es zu Preissteigerungen bei Baumaterialien. Das statistische Bundesamt verzeichnete vor dem Krieg in der Ukraine den stärksten Preisanstieg bei Baumaterialien seit der Erhebung im Jahr 1949. Durch den Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen gegen Russland steigen die Preise für Baustoffe, Treibstoff, Logistik- und Transportleistungen weiter an. Das sorgt für Verzögerungen im gesamten Baubereich, da Material nicht lieferbar ist, Handwerksbetriebe wegen voller Auftragsbücher dem Bedarf nicht nachkommen können und Investoren Projekte verschieben.
"Die aktuellen Entwicklungen haben auch Auswirkungen auf den geplanten Ausbau von Kita-Plätzen bei uns in Essen. Einige Projekte verschieben sich auf der Zeitschiene, für andere müssen wir neue Partnerinnen und Partner finden. Deshalb arbeiten wir eng mit allen Beteiligten zusammen, um schnellstmöglich weitere Plätze für Familien mit Kindern zu realisieren. Wir bleiben am Ball", sagt Oberbürgermeister Thomas Kufen.
561 Kinderbetreuungsplätze werden im Kita-Jahr 2022/2023 realisiert
Für das Kita-Jahr 2022/2023 war geplant, durch den Bau von neuen Kindertagesstätten oder durch die Erweiterung von bestehenden Kitas sowie den Ausbau der Kindertagespflege erneut weitere 1.111 zusätzliche Plätze zu schaffen. Mit Planungsstand 15.07.2022 können voraussichtlich neun der geplanten Projekte umgesetzt werden. Bei zehn Projekten verschiebt sich dagegen die geplante Fertigstellung in das Kita-Jahr 2023/2024. Ein Projekt kann voraussichtlich erst im Kita-Jahr 2024/2025 realisiert werden. Dennoch werden voraussichtlich 561 neue Kinderbetreuungsplätze geschaffen. Bis zum Ende des Kita-Jahres 2022/2023 stehen dann für den U3 Bereich 6.797 Plätze zur Verfügung und 17.508 Plätze für den Ü3 Bereich, und damit insgesamt 24.305 Plätze.
Ausgehend von den Einwohnermeldedaten zum 30.09.2021 fehlen bis zu einer Zielversorgungsquote von 40 Prozent im U3-Berich und 100 Prozent im Ü3 Bereich noch rund 1.150 Plätze. Eine Neuberechnung der Quote erfolgt sobald die Einwohnerzahlen zum 30.09.2022 vorliegen. Zu einem Anstieg der Anzahl unter und über dreijähriger Kinder in der Stadt könnte es insbesondere durch Fluchtbewegungen kommen.
Kompensationsmöglichkeiten für Verzögerungen im Kita-Ausbau
Die Stadt Essen arbeitet aktuell unter Hochdruck an Lösungen, um die Inbetriebnahme von Kitas weiter voranzutreiben. Oberbürgermeister Thomas Kufen und Muchtar Al Ghusain, Beigeordneter für Jugend, Bildung und Kultur, haben bereits Gespräche mit Expert*innen geführt. "Das Jugendamt wird auf Investoren zugehen, die Projekte zurückgezogen oder verschoben haben und gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, um diese Projekte fortzuführen", so Muchtar Al Ghusain. Zusätzlich zu den Angeboten in Kindertageseinrichtung und der Kindertagespflege setzt die Stadt bereits seit den vergangenen Jahren auf weitere Angebote in Bildung und Betreuung von Kindern, die jedoch aufgrund des geringeren Stundenumfangs nicht als Regelangebote zählen. In Brückenprojekten, kommunal geförderten Spielgruppen und Sprachbildungsgruppen bietet die Stadt damit insgesamt zusätzlich 1.078 Plätze an. Das Jugendamt setzt sich auch für die Weiterführung und den Ausbau dieser Angebote ein.
Kinderbildungs- und Betreuungsangebote für Kinder aus der Ukraine
Im Jugendamt wurde umgehend nach Beginn des Krieges ein amtsinternes Lagezentrum eingerichtet, das auch die Versorgung der durch den Ukrainekrieg zugewanderten Kinder mit frühkindlichen Bildungs- und Betreuungsangeboten in den Blick genommen hat. Soweit möglich, sollen Sprachbildungsgruppen und Brückenprojekte ausgebaut werden, um den Start in Kita und Schule für geflüchtete Kinder zu erleichtern. Zudem wird Kindern aus der Ukraine bei Bedarf - und je nach Kapazität der Angebote - der Zugang zu den Sprachfördergruppen für Vorschulkinder ohne Kita-Platz gewährt. Aufgrund des erhöhten Bedarfs an Kita-Plätzen hat das Jugendamt die Träger von Kindertageseinrichtungen um die Schaffung von Überbelegungsplätze gebeten. Diese Plätze werden – wie alle anderen Plätze – nach Dringlichkeit und Bedarf an in Essen lebende Kinder, mit und ohne Fluchterfahrung, vergeben.
Kita-Ausbau in Essen seit 2011 höchste Priorität – seit 2015 kontinuierlicher Anstieg
Bereits seit 2011 hat der Verwaltungsvorstand den Ausbau der Kinderbetreuungsangebote als gesamtstädtische Aufgabe mit höchster Priorität definiert. Die Projektleitung des Kitaausbaus liegt in der Federführung des Jugendamtes. Der Ausbau der Kinderbetreuung ist eine komplexe und fachbereichsübergreifende Aufgabe. Oberbürgermeister Thomas Kufen hatte infolge des Essener Forums zum Ausbau der Kinderbetreuungsangebote im 2019 den Beirat zum Kita-Ausbau ins Leben gerufen. Seit dem Kita-Jahr 2015/2016 wurden in Essen die zur Verfügung stehenden Plätze in der Kinderbetreuung kontinuierlich gesteigert. 2015/2016 waren es noch 19.443, im Kita-Jahr 2022/2023 bereits 24.305 Plätze, so dass rund 4.900 neue Betreuungsplätze in Essen geschaffen wurden.
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