Der Kulturausschuss der Stadt Essen hatte in seiner Sitzung am 5. Mai 2021 die Verwaltung beauftragt, den Standort "Zeche Carl" einer städtebaulichen Prüfung zu unterziehen und die Planungen zur Realisierung der Junior Universität und Nutzungspotenziale der Grubenschreinerei als Standort der Stadtteilbibliothek Altenessen zu prüfen.
Hierzu gehörten, neben der Feststellung der baulichen Bedarfe beider Projekte, eine Übersicht über potenzielle Baufelder, die Prüfung der Raumkapazitäten innerhalb des denkmalgeschützten Malakowturms sowie Erweiterungsmöglichkeiten an dessen rückwärtiger Ostseite. Die Nutzungspotenziale der ehemaligen Grubenschreinerei und Schlosserei und die Entwicklungsmöglichkeiten der vorhandenen Freiflächen im vorderen Bereich des Ensembles Zeche Carl sollten ebenfalls Bestandteil der Untersuchungen sein.
Zur Vorbereitung der Umsetzung des Vorhabens beauftragte die Stadt Essen im April 2022 die NRW.URBAN Kommunale Entwicklung GmbH (NRW.URBAN) mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie zur Klärung der Umsetzbarkeit und der Erfüllbarkeit des mit dem Projekt verbundenen Raum- und Funktionsprogramms durch eine vorläufige Gebäude- und Geschossbelegung. Daneben haben die heutigen und die potenziellen Nutzenden des Ensembles ein aufeinander abgestimmtes Nutzungskonzept für den "Campus Zeche Carl" erarbeitet, dessen Raum- und Nutzungsbedarfe sich ebenfalls in der vorläufigen Gebäude- und Geschossbelegung wiederfinden.
Die Art und das Maß der baulichen Nutzung, die Erschließung, die städtebauliche Einordnung und die Erfüllung der funktionalen Erfordernisse wurden unter Berücksichtigung objektspezifischer Notwendigkeiten, nutzungsbedingter Vorgaben und Vorstellungen der Stadt daraufhin von NRW.URBAN untersucht und in einer Machbarkeitsstudie zusammengefasst.
Die Studie enthält eine erste Risikobewertung, einen groben Terminplan, einen Kostenrahmen getrennt nach einzelnen baulichen Projekten und Handlungsempfehlungen, für die weiteren Planungen. Der Kulturausschuss nahm diese in seiner Sitzung am Mittwoch, 3. Mai, zur Kenntnis.
Ergebnisse der Machbarkeitsstudie
Die von NRW.URBAN vorgelegten Ergebnisse beruhen auf gemeinsam geführten Gesprächen mit der Stadt Essen, der Denkmalbehörde, den potenziellen und bereits ansässigen Nutzenden und den bis dato vorliegenden Plan- sowie Gutachterunterlagen. Es ergeben sich zwei Baufelder, die sich neben der Ertüchtigung des Malakowturms zur Schaffung von Gebäuden für die Junior Uni Essen und die Stadtbibliothek Altenessen sowie zur Deckung von Raumbedarfen der Bestandsnutzer eignen:
1. Rückwärtige Erweiterung des Malakowturms nach Osten
2. Erweiterung der ehemaligen Grubenschreinerei und Schlosserei nach Norden
Beide Optionen setzen eine Sanierung des Malakowturms voraus. Der Neubau an der ehemaligen Grubenschreinerei und Schlosserei wäre, wenn die Baugrunduntersuchung hinter dem Malakowturm ergibt, dass dort eine Baureife für den Anbau nicht oder nur mit einem wirtschaftlich vertretbaren Aufwand herstellbar ist, allein für die Junior Universität Essen vorzusehen. Ansonsten könnten hier von den Bestandsnutzenden im Rahmen der Studienerstellung abgefragte Raumbedarfe verwirklicht werden.
Der Erweiterungsbau an der ehemaligen Grubenschreinerei und Schlosserei würde nur einen Teil der für beide Projekte benötigten Flächen bereitstellen. Eine Unterbringung der Stadtteilbibliothek auf dem Areal wäre nicht möglich.
Weiteres Vorgehen
Um einen Zeit- und Maßnahmenplan aus den konkreten Bodensanierungs- und Gründungskonzepten zu entwickeln, ist im nächsten Schritt eine unverzügliche Baugrunderkundung zwingend erforderlich. Wegen des besonderen Baugrunds - kontaminiertes ehemaliges Zechen- und Kokereigelände - und daraus möglicher Bauzeitverzögerungen wird die Verwaltung eine Baugrunduntersuchung inklusive Gefährdungsabschätzung für die geplanten Baumaßnahmen als weiteren Schritt vornehmen und dafür NRW.URBAN beauftragen. Die Untersuchungen sollen im August 2023 beginnen und voraussichtlich im Januar 2024 soll das Gutachten zur Gefährdungsabschätzung vorliegen.
Nach der Baugrunduntersuchung soll die Planung für die am schnellsten umsetzbare Maßnahme zur Schaffung von Räumen für die Junior Uni Essen aufgenommen werden. Die übrigen Maßnahmen schließen sich in Abhängigkeit von Bauzeit und verfügbaren Haushaltsmitteln sukzessive an.
Ein Neubau für Junior Uni und Stadtteilbibliothek am Malakowturm kann bei Bedarf auch unabhängig von einem eventuell etwas längerem Umbauprozess des Malakowturms beschleunigt, geplant und bereits eigenständig genutzt werden, bis dann gegebenenfalls nach Fertigstellung des Malakowturms der ideale Zustand einer miteinander verbundenen Einheit aus Bestand und Neubau erreicht ist. Im weiteren Planungsprozess kann auch noch entschieden werden, auf die Einbindung des Malakowturms gänzlich zu verzichten oder diesen nur als Entrée für den Neubau im Bereich des Erdgeschosses herzurichten. Die ehemalige Grubenschreinerei und Schlosserei sind im Bedarfsfall als eigenständiger Baustein als kleineres Interim für die Junior Uni zu entwickeln.
Kosten
Aktuell liegt die Kostenschätzung bei dem Projekt bei rund 21 Millionen Euro. In der Kostenschätzung sind die Kosten für ein Verkehrskonzept sowie ein Altlastenkonzept nicht enthalten. Auch mögliche Handlungsbedarfe für das Außengelände des Areals wurden bisher nicht einkalkuliert.
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