Fachtag "Dialog" - Die Kunst des gemeinsamen Denkens

23.08.2023

Wie reden wir eigentlich miteinander? Und was sagt die Art, wie wir uns miteinander verständigen über uns, unser Weltbild und unser Menschenbild aus? Über Fragen wie diese tauschten sich heute (23.08.) die Teilnehmer*innen des Fachtags "Dialog" aus, zu dem das Kommunale Integrationszentrum der Stadt Essen in Kooperation mit dem Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (MKJFGFI) eingeladen hatte.

Oberbürgermeister Thomas Kufen begrüßte die Teilnehmenden zu Beginn des Fachtags: "Sie alle wollen heute übers Reden reden. Und mehr noch: Es geht darum, die Denkprozesse zu verstehen, die unseren Worten vorausgehen. Es geht um die Kunst des gemeinsamen Denkens, um die Voraussetzungen für einen gemeinsamen Dialog. Warum ist das wichtig? Weil wir in einer pluralen Gesellschaft leben, in der verschiedene Lebensrealitäten und Weltanschauungen existieren – und bisweilen hart aufeinandertreffen. Und all das, verbunden mit der eigenen Sprachlosigkeit, macht gerade jenen Menschen Angst, die den größten Teil ihres Lebens noch vor sich haben: unseren Kindern und Jugendlichen. Ihnen müssen wir aufzeigen, wie wichtig und wirksam der gemeinsame Dialog sein kann, um den Herausforderungen unserer Welt – aktuellen wie zukünftigen – begegnen zu können."

Dem Grußwort des Oberbürgermeisters folgte eine Online-Grußbotschaft der Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration, Josefine Paul. Im Anschluss daran gab es einen Vortrag zum Thema "Dialog – Resonanzraum statt Echokammer". Für diesen konnte mit Prof. Dr. Falko Wilms, Trainer, Berater und Hochschullehrer an der Fachhochschule Vorarlberg in Dornbirn, Österreich, ein renommierter Vertreter der Dialogischen Haltung in Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft gewonnen werden. Am Nachmittag des Fachtags bekamen die Teilnehmer*innen die Gelegenheit, die dialogischen Prinzipien in begleiteten Foren zu erproben und so den Unterschied zu einer Diskussion oder Debatte zu erleben.

Zudem nutzte das Team des antisemitismus- und rassismuskritischen Präventionsprojektes "Run in My Shoes" des Kommunalen Integrationszentrums der Stadt Essen die Möglichkeit, seine Arbeit vorzustellen und von Erfahrungen mit dem dialogischen Ansatz in der Arbeit mit Jugendlichen zu berichten. Bereits seit 2007 werden unter Federführung des Kommunalen Integrationszentrums in Essen sogenannte "Jugenddialoggruppen" im schulischen und außerschulischen Rahmen angeboten. Das Konzept setzt auf eine dialogische Haltung nach David Bohm, mit der Jugendliche in einem vertrauensvollen Setting eigene Erfahrungen und kritische Fragen einbringen und sich so mit Unterstützung der dafür ausgebildeten Dialogprozessbegleiter*innen mit den Themen beschäftigen, die sie bewegen. Da hierzu auch eigene Ausgrenzungserfahrungen, Vorurteile gegenüber anderen Menschen und Gruppen sowie gesellschaftliche Debatten um verschiedene Dimensionen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus gehören, wurden 2018 die Erfahrungen mit den Jugenddialoggruppen zum Ausgangspunkt genommen, um mit "Run in My Shoes" das mit Landesmitteln finanzierte Projekt des Kommunalen Integrationszentrums der Stadt Essen zu entwickeln. Das Projekt wurde auf Initiative des Oberbürgermeisters Thomas Kufen und der damaligen Staatssekretärin für Integration Serap Güler ins Leben gerufen und kann von Essener Schulen und außerschulischen Einrichtungen beim Kommunalen Integrationszentrum angefragt werden. Nach der Erprobungsphase in Essen soll die Erfahrung aus "Run in My Shoes“ für einen Transfer den anderen Kommunalen Integrationszentren in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung gestellt werden.

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Oberbürgermeister Thomas Kufen beim Fachtag "Dialog".
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