Das Jugendamt der Stadt Essen hat am Montag (29.04) zum ersten Essener Fachkräftetag für die Suche nach Sozialarbeiterinnen*Sozialarbeitern und Erzieherinnen*Erziehern eingeladen. Der Fachkräftetag im ChorForum Essen stand unter dem Motto "Zukunftsgestalter*innen, Sandkasten-Aktivist*innen und Entwicklungs-Coaches dringend gesucht! Gemeinsam für Essen – weil es um das Ganze geht!". Oberbürgermeister Thomas Kufen begrüßte zur Veranstaltung, zu der rund 130 Teilnehmer*innen kamen.
Oberbürgermeister Thomas Kufen betonte die Dringlichkeit des Themas, das ihm auch ein persönliches Anliegen sei: "Der Mangel an Fachkräften in Erziehungs- und Sozialberufen ist für unsere Gesellschaft und für eine Kommune wie Essen in mehrfacher Hinsicht eine große Herausforderung. Es braucht künftig mehr und entsprechend qualifizierte Fachkräfte in Betreuungseinrichtungen, genauso wie im Kinder- und Jugendschutz oder den Hilfen zur Erziehung für Familien. Diese Herausforderung können wir nur gemeinsam schaffen", so das Stadtoberhaupt. Auch Geschäftsbereichsvorstand Muchtar Al Ghusain erläuterte: "Das Thema Fachkräftemangel beschäftigt uns national. Wir müssen viel dafür tun, dass der Beruf auch attraktiver wird. Es geht um die Berufe, die für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft zentral wichtig sind." Mit dem Fachkräftetag wiesen die Akteurinnen*Akteure auf die sich abzeichnende prekäre Personalsituation im Bereich Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen hin.
Ideen und Ansatzpunkte für Verbesserungen – Abbrecherquote minimieren
Beim Fachkräftetag wurden Ideen entwickelt und Ansatzpunkte identifiziert, wie die Essener Akteurinnen*Akteure gemeinsam dieser Herausforderung begegnen können. Philipp Hennen, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtsverbände Essen, begrüßte den Essener Fachkräftetag: "In Essen gelingt uns ein abgestimmtes Vorgehen besser als in anderen Kommunen. Wir haben eine Vorreiterrolle. Wir machen uns gemeinsam auf den Weg." Mirja Lange und Jakob Gossen, aus der Autorinnengruppe*Autorengruppe des Forschungsverbundes Deutsches Jugendinstitut / Technische Universität Dortmund präsentierten einen Teil ihrer Forschungsergebnisse. Ihr Befund: In Nordrhein-Westfalen (NRW) zeichnet sich ein deutliches Personalwachstum in der Kinder- und Jugendhilfe ab. In Essen im Vergleich sogar ein größeres Personalwachstum als im NRW-Durchschnitt. Die Studie verdeutlichte, dass das Ausbildungswachstum jedoch nicht den diagnostizierten Personalbedarf deckt. In NRW schließen 26 Prozent der angehenden Fachkräfte ihre Ausbildung nicht ab. "Hier könnte ein Verbesserungsansatz liegen", so das Forscher-Duo. Heike Krutoff von der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement bot in ihrem Vortrag "Dem Fachkräftemangel ganzheitlich begegnen" innovative Ideen für die Personalakquise.
Bis zum Jahr 2030 werden insgesamt rund 2.500 Erzieher*innen benötigt
In Essen zeichnet sich, wie deutschlandweit, ein großer Fachkräftebedarf ab und die Auswirkungen werden zunehmend spürbar. Besonders deutlich wird dieser in der Frühkindlichen Bildung, den Heimen und der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Mit Einführung des Rechtsanspruchs zeichnen sich die Herausforderungen auch in der Offenen Ganztagsschule ab. Die Arbeitsfelder der Kinder- und Jugendhilfe sind ein Wachstumsfeld auf dem Arbeitsmarkt und das seit mehr als zehn Jahren. Beispielsweise der erfolgreiche Kita-Ausbau erhöht den Fachkräftebedarf. Der Fachkräftemangel trifft die Schwächsten der Schwachen: Gerade auch die Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien in prekären Lebenslagen sind vom Fachkräftemangel betroffen. Durch Personalfluktuation, Renteneintritte und dem Ausbau der Angebote werden in Essen bis zum Jahr 2030 insgesamt rund 2.500 Erzieher*innen benötigt. Davon rund 1.500 Erzieher*innen alleine im Bereich der Kindertageseinrichtungen, wo landesweit im gleichen Zeitraum sogar insgesamt bis zu 20.000 Fachkräfte benötigt werden. Dustin Backhaus, angehender Erzieher einer AWO-Kita und ehemaliger Fallschirmjäger, erklärte, weshalb er sich für den neuen Beruf entschieden hat: "Kinder leben immer im Hier und Jetzt, das hat mich persönlich inspiriert." Diese Motivation gilt es zu unterstützen. Die Begleitung der Auszubildenden nimmt dabei eine zentrale Rolle ein. Eine wichtige Stellschraube ist die Senkung der Abbruchquoten der unterschiedlichen Ausbildungsformen, die derzeit zwischen 25 und mehr als 50 Prozent liegen.
Essen nimmt Vorreiterrolle ein
Die Stadt Essen hat bereits im vergangenen Jahr die Einrichtung einer Task-Force für Fachkräfte beschlossen und nimmt damit in NRW eine Vorreiterrolle ein. Die Stadt Essen und die Träger*innen der freien Wohlfahrtspflege und Jugendverbände setzen im Sinne der Verantwortungsgemeinschaft, ein klares Signal für die Umsetzung trägerübergreifender Aktivitäten. "Gemeinsames Arbeiten gelingt in Essen. Der Fachkräftetag ist ein Ergebnis der guten Zusammenarbeit aller Akteurinnen und Akteure. Die freien Träger und die Jugendverbände haben sich aktiv in die Vorbereitung und Gestaltung des Fachkräftetages eingebracht und unterstützen auch die weitere Umsetzung der zahlreichen Ideen. Dieser Schulterschluss ist aber auch in Richtung Land von besonderer Bedeutung. Durch die besondere Einheit von Trägern und Stadt können die Herausforderungen und Lösungsansätze mit starker Stimme in Richtung Land NRW vorgebracht werden", erklärte Carsten Bluhm, Fachbereichsleiter des Jugendamtes der Stadt Essen. Der Fachkräftetag stellte Weichen: In Workshops wurden wichtige Aktivitäten identifiziert, mit der dem Fachkräftemangel begegnet werden kann. Beispielsweise durch die Erhöhung der Ausbildungs- und Weiterbildungskapazitäten, die Gewinnung neuer Zielgruppen, Stärkung der Berufsorientierung, die Attraktivitätssteigerung der Arbeitsfelder beziehungsweise des Standortes und durch eine gemeinsame Imagekampagne.
Essener Bündnis für Fachkräfte im Sozial- und Erziehungsdienst
Künftig soll ein Essener Bündnis für Fachkräfte im Sozial- und Erziehungsdienst gegründet werden bei dem alle Interessierten aufgerufen sind sich einzubringen. Der Zweck des Bündnisses für Fachkräfte ist die gemeinsame Verdeutlichung der Herausforderungen, die Einbindung einer breiten Allianz von Unterstützerinnen*Unterstützern (auch auf Landes- und Bundesebene) und die Entwicklung gemeinsamer Maßnahmen und Aktivitäten.
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