Ich bin M. Altenbeck, 29 Jahre alt und Essenerin. Ich bin hier geboren, aufgewachsen und nun habe ich das Glück, für die Stadt zu arbeiten. Ich kann also behaupten, ich bin mit Leib und Seele dabei.
Meine Verbundenheit mit der Stadt ist auch der Grund dafür, auf die ausgeschriebene Stelle aufmerksam geworden zu sein. Nach meinem Berufsstart in der Medienbranche und ein paar Jahren Erfahrung dort, habe ich mich dafür entschieden, einen anderen Weg einzuschlagen. Ich wollte raus aus dem Agenturumfeld, rein in eine Branche mit besseren Aussichten, besseren Arbeitsbedingungen und Tätigkeiten mit Sinn und Zweck.
Bevor ich aktiv auf die Suche nach einer neuen Aufgabe gegangen bin, musste ich erst mal herausfinden, was mir bei diesem Neustart wichtig ist. Auf ein Studium oder eine langjährige Ausbildung hatte ich keine Lust. Ich wollte arbeiten – und das so schnell wie möglich. Aber nicht nur irgendwie, sondern in einem Umfeld, in dem Wert auf Mitarbeiterzufriedenheit, gute Arbeitsbedingungen und Fairness gelegt wird. Mir war auch wichtig, mich mit dem neuen Unternehmen und den Aufgaben identifizieren zu können.
Der Gedanke, als Essenerin für Essener*innen zu arbeiten, hat mir gut gefallen, weshalb meine Suche direkt auf essen.de begann (und – Spoiler – auch endete). Ich habe eine Möglichkeit gefunden, in 1,5 Jahren eine Ausbildung zu absolvieren, mit der ich in ein tarifgebundenes Unternehmen eintreten kann, das mir Sicherheit und faire Behandlung verspricht – im Zweifel auch mit der Unterstützung eines aktiven Personalrats.
Wie bereits verraten, startete ich die Ausbildung im Studieninstitut der Stadt Essen. Das Ausbildungsteam hat sich bemüht uns einen angenehmen Start zu ermöglichen und das, aus meiner Sicht, sehr gut gemacht. Bevor es an die Lerninhalte ging, hatte ich die Gelegenheit, die anderen Mit-Azubis / Kursteilnehmer*innen bei ein paar sportlichen und kulturellen Aktivitäten kennenzulernen. Soweit ich weiß, wird sich zu jedem Ausbildungsstart etwas Neues überlegt. Mein Kurs war bowlen, das RuhrMuseum auf Zollverein besuchen und Pommes Currywurst essen – letzteres zähle ich zum Punkt „Kulturelles“.
In der ersten Woche am Studieninstitut lernten wir die für uns Verantwortlichen Mitarbeiter*innen kennen und haben einen Einblick erhalten, was in den nächsten Monaten auf uns zukommen würde. Neben dem klassischen Unterricht am Studieninstitut beinhaltet die Ausbildung nämlich Projektphasen, Hospitationen bei den Ämtern der Stadt Essen und Workshops – alles mit Inhalten und Ratschlägen für das praktische Arbeiten nach der Ausbildung.
Zum Unterrichtsinhalt kann ich sagen, dass man sich von den vielen Fächern anfangs erschlagen fühlen kann. Ich, vorher noch nie mit Gesetzestexten in Berührung gekommen, hatte auch mit den zahlreichen Rechtsvorschriften erst einmal Schwierigkeiten. Im Nachhinein kann ich aber jedem nur Mut zusprechen und sagen, dass Startschwierigkeiten überwunden werden, je mehr man sich mit den Paragraphen auseinandersetzt. Hätte ich auch nicht gedacht, aber mittlerweile kenne ich mich sogar im Pappermann ganz gut aus (2,5 Kilo Rechtsvorschriften in Nordrhein-Westfalen).
Natürlich wurden nicht nur Rechtsvorschriften gepaukt, auch Verwaltungsarbeit, Controlling und buchhalterisches Rechnen waren Lerninhalte, die ich mir mit mal mehr und mal weniger Erfolg angeeignet habe. Ich bin ein Beispiel dafür, dass man kein Profi in Mathe sein muss, um die Ausbildung erfolgreich abzuschließen – versprochen. Man muss sich jedoch bewusst sein, dass der Lehrgang nur mit Disziplin und Lernbereitschaft bestanden werden kann, aber Fleiß wird hier belohnt.
Nun arbeite ist seit einigen Monaten im Amt für Soziales und Wohnen, in welchem ich während meiner Ausbildung bereits hospitieren durfte. Ich bin sehr glücklich mit der Entscheidung, diesen Weg gegangen zu sein. Ein Quereinstieg bedeutet natürlich immer, dass man seine Komfortzone verlässt, um etwas Neues anzufangen und dafür auch einige Unbequemlichkeiten auf sich nehmen muss. Aber erst mal angekommen, fühlt man sich schnell als ein Teil eines wichtigen Prozesses der Gesellschaft.
Ja, die Möbel der Verwaltungsgebäude sind so grau, wie man sie sich vorstellt und ja, frisch aus der bunten Agenturwelt muss man sich erst mal an die klassischen Hierarchien innerhalb der Verwaltung gewöhnen – aber durch die vielen jungen Nachwuchskräfte ändert sich der Stereotyp des „Behördenmitarbeiters“, das Klischee möchte ich nämlich nicht bedienen. Ich habe meine Kolleg*innen gefragt, sie auch nicht.
Meine klare Empfehlung ist also, wer bereit ist 1,5 Jahre lang - auch außerhalb des Studieninstituts - zu lernen, dafür aber anschließend einer sinnvollen und fairen Arbeit für einen Querschnitt der Bürger der Stadt Essen nachgehen möchte, soll sich bewerben!