Seit Anfang Oktober führen Christliche Jugenddorf Zehnthof Essen (CJD) und Die Boje - gemeinnützige katholische Jugendsozialarbeit Essen GmbH im Auftrag des JobCenter Essen das Modellprojekt "Rückenwind" durch. Es richtet sich an schwer erreichbare junge Menschen. Durch aufsuchende Jugendsozialarbeit und persönlich geprägte, langfristige Betreuungsbeziehungen wollen CJD und Boje die Wiedereingliederung dieser jungen Menschen erreichen.
Immer wieder rutschen junge Menschen durch das sozialen Netz. Trotz eines umfangreichen Angebots an Arbeitsmarktdienstleistungen und sozialpädagogischen Hilfen wird eine nicht unbedeutende Gruppe junger Menschen von bestehenden Beratungs- und Qualifizierungsangeboten nicht erreicht. Sie haben sich aus unterschiedlichen Gründen aus den gängigen Regelsystemen - wie Schule, Arbeit oder Maßnahmeangebote des JobCenters - aber auch aus familiären Strukturen und anderen sozialen und emotionalen Bezügen zurückgezogen.
Diese jungen Menschen werden auch als "entkoppelte Jugendliche" bezeichnet. Sie befinden sich in problematischen Lebenssituationen und sind von Obdachlosigkeit und gesellschaftlicher Ausgrenzung bedroht. Die Vielzahl und Schwere ihrer Probleme lässt ihnen keinen Raum für die Planung und Erreichung beruflicher Ziele und die Gestaltung eines selbstbestimmten Lebens. Sie benötigen zusätzliche Betreuung und Unterstützung um bestehende Schwierigkeiten – auch bei der Beantragung und Annahme von Sozialleistungen - zu überwinden.
Diese zusätzliche Betreuungs- und Unterstützungsleistungen werden durch die im August 2016 eingeführte Förderung schwer zu erreichender junger Menschen nach § 16h Zweites Buch Sozialgesetzbuch (SGB II) ermöglicht. Durch das Modellprojekt "Rückenwind" im Auftrag des JobCenter Essen bietet sich eine neue Chance, junge Menschen in schwierigen Lebenslagen zu erreichen und in die Gesellschaft, das Bildungssystem und die Arbeitswelt zurück zu holen.
CJD und Boje führen das Modellprojekt ausgehend vom neuen Projektstandort in der Stadtmitte, Viehofer Platz 10, durch. Die Räumlichkeiten wurden so eingerichtet, dass in einem freundlichen Ambiente beraten werden kann und auch niederschwellige offene Angebote möglich sind. Das vierköpfige Rückenwind-Team besteht aus Frauen und Männern. Für die mobile oder aufsuchende Jugendsozialarbeit stehen zwei Beratungsbusse zur Verfügung. Mit diesen Bussen fährt das Team zu festgelegten Zeiten an bestimmte Orte, um so junge Menschen in ihrem Lebensraum anzutreffen. Weiterhin besteht die Möglichkeit beim Jugendlichen vorzufahren und ihn "an Bord zu nehmen".
Von anderen Angeboten unterscheidet sich das Modellprojekt vor allem durch seinen Betreuungsschlüssel. Eine Fachkraft betreut fünf junge Menschen, dadurch steht für jeden viel mehr Zeit zur Verfügung, als es sonst üblich ist. Die persönlich geprägte, langfristige Beziehung bildet die Grundlage für die Schaffung von Vertrauen und Sicherheit. Die Jugendlichen werden kontinuierlich und verlässlich begleitet, eine 24-Stunden-Hotline stellt eine Versorgung rund um die Uhr sicher. Unabhängig von festen Beratungszeiten wird der Kontakt zum Jugendlichen entsprechend des individuellen Bedarfes gehalten und dieser wird nach einem Übergang in einen der Rechtskreise oder eines der Hilfesysteme fortgeführt.
Das Modellprojekt Rückenwind basiert auf der Vernetzung und Zusammenarbeit mit den zahlreichen Essener Akteuren. Alle notwendigen regionalen Potenziale für die individuelle Unterstützung der jungen Menschen werden miteinander vernetzt und aufeinander abgestimmt. Der Jugendliche erhält die Möglichkeit, Angebote entsprechend des individuellen Bedarfes kennenzulernen und dort "anzudocken". Die Koordination durch das Rückenwind-Team und die Beziehungskontinuität gewährleisten, dass Schnittstellen nicht zu Hürden werden und Übergänge nahtlos miteinander verknüpft werden.
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