Unter der Dachmarke "Essen ist gefragt!" bietet die Stadt Essen unterschiedliche Beteiligungsmöglichkeiten für Bürger*innen an. Dazu gehören unter anderem die Einbindung in Planungsverfahren, Bürgerdialoge in den Stadtteilen oder auch persönliche Sprechstunden beim Oberbürgermeister. Noch relativ neu unter diesen Mitwirkungsmöglichkeiten ist die repräsentative kommunale Bürgerbefragung "Leben in Essen", die erstmals im Jahr 2019 durchgeführt wurde und aus der nun erste Ergebnisse vorliegen. Fast 4.300 Essener*innen haben an der Befragung teilgenommen.
"Mir ist es wichtig, dass wir über repräsentative Bürgerbefragungen zukünftig sowohl Informationen über die Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürgern bekommen als auch ihre Meinung und Problemwahrnehmung zu wichtigen Lebensbereichen erfahren“, erläutert Oberbürgermeister Thomas Kufen. Dieser Idee entsprechend, wurde die erste Befragung Ende 2019 als Mehrthemenanfrage angelegt. Neben allgemeinen Fragen zur Lebensqualität in Essen und zu der persönlichen Lebenssituation wurden die Bürger*innen zu den Schwerpunktthemen "Wohnen" und "Sport" befragt.
Es ist geplant, Bürgerbefragungen mit unterschiedlichen Schwerpunktthemen regelmäßig durchzuführen, sodass die Entwicklung eines Meinungs-klimas und Veränderungen in der Stadt im Zeitverlauf dargestellt werden können.
Ergebnisse der Bürgerbefragung
Die umfangreiche Analyse zum Thema "Lebensqualität und Sport“ wurde vom Amt für Statistik, Stadtforschung und Wahlen textlich und grafisch aufbereitet und fasst die Ergebnisse ausführlich und transparent für Interessierte zusammen.
Das Thema "Wohnen" befindet sich derzeit noch in der Auswertung.
Die Befragung gliedert sich in einen fest strukturierten Standardfrageteil mit einer offenen Problemabfrage und einen Schwerpunktfrageteil, der mit aktuell wichtigen Themen besetzt wird.
Der Standardteil ermittelt für die sechs Oberkategorien "Öffentlicher Raum", "Verkehr", "Zielgruppenspezifische Angebote", "Sport", "Kultur und außerschulische Bildung" sowie "Wohnen", den Stellenwert für die Befragten sowie ihre Zufriedenheit.
In Bezug auf den "Öffentlichen Raum" sind den Befragten mit rund 95 Prozent die Sicherheit im Öffentlichen Raum und die Sauberkeit in Grünanlagen am wichtigsten. Außerdem wird die Sauberkeit in der Fußgängerzone sowie die Attraktivität der Innenstadt von den meisten Befragten als wichtig erachtet. Die Befragungsergebnisse zeigen, dass rund 30 Prozent mit der derzeitigen Situation zufrieden sind.
Der Zustand der Straßen und der Öffentliche Nahverkehr sind den Befragten in der Kategorie "Verkehr" am wichtigsten. Die Unzufriedenheit ist mit 57 Prozent beim Zustand der Straßen am höchsten. Beim ÖPNV gibt es kein einheitliches Meinungsbild. 34 Prozent der Befragten sind zufrieden, 31 Prozent unzufrieden. Parkmöglichkeiten stufen 78 Prozent der Befragten als wichtig ein, 68 Prozent geben Fahrradwege als wichtig an. Rund ein Viertel der Befragten sind hiermit zufrieden, der Rest wünscht sich Verbesserungen.
Mit 72 Prozent wurde das Angebot an Schulen als wichtigstes Angebot in der Kategorie "Angebote für Zielgruppen" eingestuft. Direkt dahinter rangieren Angebote für Jugendliche, Kinderbetreuung und Angebote für Senior*innen. Explizit unzufrieden zeigen sich die Befragten mit den Angeboten an Kinderbetreuungsplätzen und den Angeboten für Jugendliche.
Unter dem Punkt "Sport" sind Schwimmbäder und Sportanlagen für die Mehrheit wichtige Infrastruktureinrichtungen. Mit gerade diesen ist die Mehrheit der Befragten nicht zufrieden. Bei den sonstigen Sportanlagen sind nur 30 Prozent nicht zufrieden. Die meisten Befragten sind unentschlossen.
Im Rahmen von "Kultur und außerschulischer Bildung" werden alle Unterkategorien (Bibliotheken, Theater/Oper, Museen, Volkshochschule) im Vergleich zu anderen Punkten als weniger wichtig eingestuft. Allerdings ist die Zufriedenheit mit all diesen Einrichtungen vergleichsweise hoch. Mit Theater, Oper und Museen sind über 60 Prozent der Befragten zufrieden.
Unter dem Punkt "Wohnen" ist den meisten Befragten preisgünstiger Wohnraum wichtig. Allerdings sind 60 Prozent mit dem Angebot an preisgünstigen Wohnungen unzufrieden. Das Angebot an hochwertigen Wohnungen wird besser beurteilt. Mehr als ein Drittel der Befragten gibt ein positives Urteil ab.
Im Rahmen der Umfrage konnten die Bürger*innen ohne Vorgaben für sie drängende Themen benennen. Zu den drei wichtigsten Themenfeldern gehören für die Befragten der Verkehr, die Sicherheit und die Infrastruktur:
43 Prozent der Befragten wünschen sich Veränderungen im Bereich Verkehr. Befragte bemängeln vor allem den Zustand der Straßen sowie zu viele Baustellen. Auf Platz zwei rangiert mit 37 Prozent das Thema Sicherheit. Hier wird insbesondere die Clan-Kriminalität genannt. 27 Prozent der Befragten geben Punkte als problematisch an, die sich unter die Kategorie Infrastruktur fassen lassen. Hier werden vor allem zu wenig Kindertagesplätze sowie der Zustand der Schulen bemängelt.
Schwerpunktthema Sport
Warum treiben die Essener*innen Sport oder auch aus welchen Gründen nicht? Welche Sportarten sind gefragt? Wo treiben die Bürger*innen gerne Sport? Sind sie Mitglieder in Sportvereinen? Wo müsste aus Sicht der Essener*innen mehr investiert und gefördert werden? All diesen Fragen geht die Bürgerbefragung "Leben in Essen" im Schwerpunktteil Sport auf den Grund.
Das Ergebnis zeigt, dass 30 Prozent der Befragten gelegentlich Sport treiben und 45 Prozent mindestens einmal die Woche. Von allen sportlich aktiven Befragten sind rund 31 Prozent Mitglieder in Sportvereinen. Hauptgründe hierfür sind das Sportangebot und die Geselligkeit. Wichtigster Grund für Sport ist die Gesundheit. Auf Platz zwei folgen Ausgleich, Entspannung und Erholung. Die vier beliebtesten Sportarten sind Radfahren, Gymnastik, Entspannungs-, Fitness-, Bewegungssportarten, Walken/Joggen und Schwimmen. Die Mehrheit der Befragten nutzt den öffentlichen Raum für sportliche Aktivitäten, danach folgen Fitnessstudios und Hallenbäder. 79 Prozent der Befragten wählen den Sportort aufgrund der Nähe zum Wohnort.
Das durchschnittliche Budget für Sport liegt bei rund 400 Euro im Jahr.
Fragt man die Essener*innen nach der "Unterstützung von Sportbetrieben" wünschen sich 70 Prozent der Befragungsteilnehmer*innen mehr Unterstützung für den Schulsport. 68 Prozent wünschen sich eine Sanierung der Hallen- und Freibäder, 60 Prozent möchten die Sporthallen saniert sehen.
Rückschlüsse
Die Ergebnisse der Bürgerbefragung sollen Verwaltung und Politik bei ihren Entscheidungen unterstützen. Die Ergebnisse der Umfrage werden im nächsten Schritt an den Hauptausschuss der Stadt Essen und an die Geschäftsbereiche weitergeleitet und auch den politischen Gremien zur Verfügung gestellt
Eine erste Analyse ergibt folgende Arbeitsschwerpunkte:
Für die Zukunft gilt es, die vorhandenen Mittel fortwährend in die Erneuerung der Straßeninfrastruktur fließen zu lassen. Die Umfrageergebnisse sowie die Auswertung der aktuellen Befahrungsergebnisse zeigen, dass das Budget für Hauptverkehrsstraßen angepasst werden muss.
In den kommenden Jahren gilt es, die vorhandenen Radverkehrsanlagen zu verbessern, um nicht nur objektive Verkehrssicherheit zu gewährleisten, sondern das subjektive Sicherheitsempfinden der Radfahrenden zu erhöhen. Vor allem sollen aber die Lücken im Radhaupt- und Ergänzungsnetz geschlossen werden, um den Radverkehr zu stärken und die Mobilitätswende voranzutreiben.
Die Sauberkeit von Grünflächen wird von 94 Prozent der Befragten als Wichtig erachtet. Aktuell werden über 7,5 Millionen Euro für die Reinigung von Grünanlagen ausgeben. Zudem erstellt die Stadt Essen derzeit ein Konzept für ausgewiesene Grillzonen, mit dem eine Reduzierung des Müllaufkommens in den Parkanlagen erreicht werden soll.
Für die Spielplätze arbeitet die Stadt Essen derzeit an einer Spielraumleitplanung. Die Ergebnisse der Bürgerbefragung werden aufgenommen. Jährlich werden etwa 25 bis 30 öffentliche Spielplätze von der Stadtverwaltung aufgewertet oder sogar komplett neu gestaltet. Die Priorisierung erfolgt gemäß den Ergebnissen aus der Spielraumanalyse, die von Mitarbeiter*innen der Verwaltung in Zusammenarbeit mit Spielplatzpat*innen, Kindern sowie Bezirksvertretungen und Kinderbeauftragten der Bezirksvertretungen vorgenommen wird.
Die Umfrageergebnisse zeigen deutlich, dass die Qualität der Parkanlagen nicht ausreichend ist. Dies wird im Rahmen der Budgetplanung für die Grünanlagen und für die nächsten Haushaltsgespräche berücksichtigt werden. Die Ansprüche an individuelle Sportangebote werden vielfach über die Angebote auf Spielplätzen (Basketballfelder, Volleyball, Skateanlagen o.ä.) sowie mit Bolzplätzen abgedeckt. Der Punkt soll außerdem in der Spielraumleitplanung Beachtung finden.
Der ÖPNV wird unter dem Aspekt der Verkehrswende im Rahmen des Mobilitätsplanes ausführlich betrachtet. Die Ruhrbahn GmbH testet aktuell die Einführung eines sogenannten On-Demand-Shuttles
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