Heute (09.06.) wurde zahlreichen Interessierten aus den Kommunalen Integrationszentren Nordrhein-Westfalens das Essener Modellprojekt "Run in My Shoes" gegen Antisemitismus und Rassismus in einer digitalen Tagung vorgestellt.
"Wir alle haben die Pflicht, uns jeglicher Form von Diskriminierung und Gewalt gegenüber Menschen, die aufgrund ihrer religiösen Identität abgewertet und bedroht werden, entschieden entgegenzustellen!" - Dieser gemeinsamen Überzeugung von Oberbürgermeister Thomas Kufen und der Staatssekretärin für Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Serap Güler, konnten wohl nicht zuletzt aufgrund der Aktualität antisemitischer und rassistischer Vorfälle alle Teilnehmenden der Tagung zustimmen.
Das Kommunale Integrationszentrum der Stadt Essen, das seit 2018 mit "Run in my Shoes" ein Präventionsprojekt für Jugendliche gegen Antisemitismus und Rassismus durchführt, hatte zu der Veranstaltung eingeladen. Neben Informationen zum Projekt, das nach Abschluss der Pilotphase im Frühjahr in eine 2. Projektphase übergegangen ist, wurden in interaktiven Gruppenphasen didaktische Ansätze des Projekts für die Teilnehmenden aus anderen Kommunen erfahrbar gemacht. Im Mittelpunkt stand zudem der Austausch aller Akteur*innen über Erfahrungen mit Netzwerken und Maßnahmen gegen Antisemitismus und Rassismus.
Moderiert wurde die Online-Veranstaltung von Halla Zhour, die das Projekt "Run in My Shoes" seit Sommer 2020 als dialogische Prozessbegleiterin begleitet. Der dialogische Ansatz, der in Essen erfolgreich seit vielen Jahren in Jugenddialoggruppen und Arche-Dialoge umgesetzt wird, ist auch ein leitendes didaktisches Prinzip im Präventionsprojekt. Der Eingangsvortrag zur Veranstaltung stand unter dem Titel „Antisemitismus und (antimuslimischen) Rassismus in der Bildungsarbeit zusammen denken“ und wurde von der Politikwissenschaftlerin und Leiterin der Programme und Projekte der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main, Saba-Nur Cheema, gehalten.
Am Podiumsgespräch nahmen Oberbürgermeister Thomas Kufen, Serap Güler, Staatssekretärin für Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, und die Politikwissenschaftlerin Saba-Nur Cheema teil. Einigkeit bestand darüber, dass der Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus gemeinsame Aufgabe von Politik und Zivilgesellschaft ist. Darüber hinaus sei es notwendig, auf Kinder und Jugendliche so früh wie möglich durch Präventionsangebote einzuwirken, so dass Vorurteile, Stereotype und negative Zuschreibungen hinterfragt und reflektiert würden.
Im Projekt "Run in my Shoes" – werden junge Menschen dazu ermutigt, die Perspektive von Anderen einzunehmen. Nur so sei es möglich Empathie zu entwickeln und sich zu trauen, das Gespräch mit den vermeintlich "Anderen" zu suchen, anstatt sich von ihnen abzuwenden.
Das Projektteam entwickelte 2021 angesichts der pandemiebedingten Einschränkungen des Schulbetriebs digitale Workshop-Angebote, die ab sofort von Schulen und außerschulischen Gruppen angefragt werden können.
Gefördert wird das Projekt aus Mitteln des Ministeriums für Kinder, Familien, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen.
Zum Hintergrund
Das Projekt "Run in My Shoes" wurde 2018 vom Kommunalen Integrationszentrum der Stadt Essen auf Initiative der Staatssekretärin für Integration, Serap Güler und des Oberbürgermeisters Thomas Kufen entwickelt und wird seit dem Frühjahr 2019 in Kooperation mit der Schulaufsicht, der Alten Synagoge, der Jugendhilfe Essen gGmbH und der Kommission Islam und Moscheen in Essen durchgeführt.
Das Projekt "Run in My Shoes" unterstützt Essener Schulen und außerschulische Einrichtungen in ihrem Engagement gegen Antisemitismus und Rassismus. Geschulte Multiplikator*innen greifen in Workshops Erfahrungen und Einstellungen von Jugendlichen auf, erarbeiten Ausprägungen und Folgen von Antisemitismus und Rassismus mit ihnen und regen in praktischen Übungen zum Perspektivwechsel und couragierten Handeln gegen Diskriminierung an. Das Projekt richtet sich an Jugendliche ab der 9. Jahrgangsstufe aller Essener Schulen der Sekundarstufen I und II sowie an Jugendliche ab dem 14. Lebensjahr in außerschulischen Einrichtungen. Seit der Einführung des Projekts wurden in 18 Lerngruppen der Jahrgangsstufen acht bis 12 an zehn Essener Schulen verschiedener Schultypen Workshops im Rahmen des Projekts durchgeführt. So wurden bis Dezember 2020 mehr als 300 Jugendliche mit Workshops und mehr als 900 Jugendliche mit begleiteten Veranstaltungen in Kooperation mit der Alten Synagoge erreicht.
Eine Erweiterung auf jüngere Schüler*innen an weiterführenden Schulen ist geplant. Das Projektteam unterstützt zudem pädagogische Fachkräfte, etwa durch Fortbildungsangebote in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzteam des Schulamtes und der Alten Synagoge Essen.
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