Ausweitung der Klassenassistenzen für schulische Inklusion beschlossen

22.09.2021

Der Rat der Stadt Essen hat sich in seiner heutigen (22.09.) Sitzung für die Verstetigung und Ausweitung der Poollösung für Integrationsassistenzen an Essener Grundschulen ausgesprochen. Diese werden künftig unter der neuen Bezeichnung "Klassenassistenzen für schulische Inklusion" kurz "KASI" gefasst.

Heterogenität in den Schulen nimmt immer weiter zu. Lehrkräfte stehen durch den Zuwachs an Kindern mit Zuwanderungsgeschichte sowie Kindern mit hohen Unterstützungsbedarf, seelischen Beeinträchtigungen und herausfordernden Verhaltensweisen zunehmend vor vielfältigen Herausforderungen. Um allen Schüler*innen gerecht werden zu können, drohende Behinderungen abzuwenden und Inklusion in der Schule zu ermöglichen, benötigt es zusätzliches geschultes Personal.

Neben dem bereits bestehenden Konzept der Individualassistenzen für Kinder mit besonderem oder sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf, hat die Stadt Essen mit dem Modellprojekt "Poollösung für Integrationsassistenzen" gezeigt, wie ein inklusives Bildungssystem auf allen Ebenen gewährleistet werden kann. Unter der neuen Bezeichnung KASI soll das präventiv ausgelegte Modell im nächsten Schritt verstetigt und ausgeweitet werden und Schulen als inklusive Lernorte stärken. KASI soll als infrastrukturelles ergänzendes Angebot an Schulstandorten etabliert werden. Der individuelle Rechtsanspruch auf eine Individualassistenz bei Schüler*innen mit entsprechenden Unterstützungsbedarfen bleibt dabei bestehen. Ob der Unterstützungsbedarf des Kindes im Rahmen von KASI abgedeckt werden kann, und/ oder eine Individualassistenz nötig ist, wird in einem Beratungsgespräch ermittelt. Die Entscheidung wird jeweils anhand des Unterstützungsbedarfs des einzelnen Kindes unter Bezug aller Beteiligten getroffen und im Verlauf der Grundschulzeit immer neu evaluiert.

KASI - Klassenassistenzen für schulische Inklusion

Klassenassistenzen im Rahmen von KASI unterstützen im Sinne eines präventiv angelegten infrastrukturellen Angebots antragsunabhängig und zeitlich flexibel alle unterstützungsbedürftigen Schüler*innen im Klassenverband oder in einer Lerngruppe. Besonders Schüler*innen, deren Unterstützungsbedarf keinen Anspruch auf eine Individualassistenz hat, die aber teilweise Hilfe benötigen, werden im Rahmen von KASI bedarfsgerecht unterstützt. Klassenassistenzen stellen eine ergänzende Unterstützungsstruktur dar – sie bilden eine zusätzliche Ressource, die von der Schule in den Klassen flexibel im Vor- und Nachmittagsbereich eingesetzt werden kann. Als fester Bestandteil im Klassengefüge können sie Schüler*innen begleiten, unterstützen, fördern und an der Teilnahme am Unterricht motivieren sowie ermutigen. Zudem übernehmen sie eine Vermittlungsfunktion für Fach- und Vertretungslehrkräfte, Eltern und Erzieher*innen.

Durch den Einsatz von Klassenassistenzen in Ergänzung zu Individualassistenzen und der Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams in den Schulen, können gute Voraussetzungen zur Erziehung zur Selbstständigkeit und Vermeidung einer Überbetreuung geschaffen werden.

Die wissenschaftliche Evaluation des Modellprojekts mit Einschätzungen und Erfahrungen der verschiedenen Akteur*innen (Schulleitung, Grundschullehrkräfte, Sonderpädagog*innen, Erzieher*innen, Eltern, Kinder) in den beteiligten Projektschulen bestätigt den positiven Einfluss der Poolkräfte auf die soziale Struktur des Klassenverbandes, auf das Wohlbefinden der Kinder und auf die Lern- und Arbeitsprozesse. Daher plädieren Lehrkräfte, Poolkräfte und Schulleitungen auch für die Verstetigung und Ausweitung des Essener Modellprojekts.

Ziele und Vorteile des Essener Modellvorhabens

Ziele des Essener Modellvorhabens sind die Entwicklung und Erprobung von Konzepten, die es Schüler*innen mit besonderem Unterstützungsbedarf ermöglichen, ihren Schulalltag mit größtmöglicher Selbständigkeit zu meistern.

KASI bietet den Vorteil eines präventiv ausgerichteten und niederschwelligen Zugangs, da aufwändige und zeitintensive einzelfallbezogene Antragstellungs- und Verwaltungsverfahren entfallen. Die Bedarfsermittlung erfolgt in erster Linie nicht durch die Sozialleistungsträger, sondern durch die Schule in Absprache mit den Eltern. Der Aufwand für Leistungsträger, Leistungsberechtigte, Leistungserbringer und Schulen wird verringert.

Mit der Verstetigung und Ausweitung von KASI sind insgesamt pädagogisch wertvolle sowie wirtschaftliche Entwicklungen im Bereich der schulischen Inklusion zu erwarten. Es entstehen keine Mehrkosten für den Haushalt der Stadt Essen. Durch dieses verlässliche, qualitativ hochwertige und präventiv ausgelegte Unterstützungsangebot für Schüler*innen mit Lern- und Entwicklungsbeeinträchtigungen wird ein wichtiger Baustein für ein inklusives Schulsystem aufgebaut und der Auftrag der 9. UN-Behindertenrechtskonvention erfüllt.

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