Die Kultur- und Kreativwirtschaft prägt das gesellschaftliche Leben und die Vielfalt einer Stadt. Sie ist darüber hinaus aber auch ein noch häufig unterschätztes Wirtschaftssegment. Während Monitoringberichte auf Bund- und Länderebene seit vielen Jahren regelmäßig die ökonomische Bedeutung der Branche belegen, fehlt es auf kommunaler Ebene mancherorts noch an Datenanalysen. Für die Essener Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW) haben die Stadt Essen und die EWG - Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH jetzt eine solche Datenanalyse vorgelegt, die die wirtschaftlichen und beschäftigungsbezogenen Strukturen der Branche beleuchtet.
Die Analyse verwendet dabei Daten der amtlichen Statistiken. Da diese zum Teil nur zeitverzögert zur Verfügung stehen, ist der aktuelle Datenstand für die Angaben das Jahr 2019. Die Abgrenzung der Branche erfolgt nach der bundesweit abgestimmten Definition der Kultur- und Kreativwirtschaft aus der Wirtschaftsministerkonferenz 2016. Demnach umfasst die Kultur- und Kreativwirtschaft elf Teilmärkte: Den Architektur- und den Buchmarkt, die Design- und die Filmwirtschaft, den Kunstmarkt, den Markt für darstellende Künste, die Musikwirtschaft, den Pressemarkt, die Rundfunkwirtschaft, die Software-/Games-Industrie sowie den Werbemarkt.
In Essen arbeiten in der so definierten Kultur- und Kreativwirtschaft über 13.300 Erwerbstätige, darunter 8.620 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 1.851 Selbständige und Unternehmen mit einem Jahresumsatz von jeweils über 17.500 Euro sowie 2.861 geringfügig entlohnt Beschäftigte. Insgesamt erwirtschaftet die Branche einen Umsatz von 2,54 Milliarden Euro. Damit entspricht die wirtschaftliche Bedeutung dieser Branche in etwa dem Essener Baugewerbe. Das Essener Baugewerbe, das die Bereiche Hochbau, Tiefbau und vorbereitende Baumaßnahmen umfasst, erwirtschaftet im gleichen Jahr 2,84 Milliarden Euro und hat 1.801 Unternehmen und Selbständige.
Der Vergleich der Beschäftigungsarten zeigt: Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigen in der Essener Kultur- und Kreativwirtschaft ist mit 64,66 Prozent höher als im Bundesdurchschnitt (63,64 Prozent). Auch der Anteil der geringfügig entlohnt Beschäftigten in Essen (21,46 Prozent) übersteigt den gesamtdeutschen Durchschnitt von 19,51 Prozent, während der Anteil der Unternehmen und Selbständigen in Essen mit 13,88 Prozent niedriger ausfällt als auf Bundesebene (16,86 Prozent). Insgesamt sind rund 4 Prozent aller Erwerbstätigen in Essen in der Kultur- und Kreativwirtschaft beschäftigt. Mit diesem Anteil belegt die Essener Kultur- und Kreativwirtschaft eine Spitzenposition in der Metropole Ruhr. Auch im Vergleich zu Dortmund, der einwohnerstärksten Stadt in der Metropole Ruhr, schneidet Essen gut ab: Die Essener Kultur- und Kreativwirtschaft weist rund 3.200 Erwerbstätige mehr auf als die Dortmunder.
In Essen sind mit 3.595 die meisten Erwerbstätigen im Teilmarkt Design zu finden, gefolgt vom Werbemarkt mit 3.462 Erwerbstätigen, der Software-/Games-Industrie (3.249), dem Markt für darstellende Künste (1.401) und dem Pressemarkt (1.320). Anders sieht die Rangfolge nach Umsatz aus. Hier belegt der Pressemarkt in Essen mit 1,76 Milliarden Euro den eindeutig ersten Rang, was sicherlich auf die in Essen angesiedelten Verlage zurückzuführen ist. Den zweithöchsten Umsatz erwirtschaftet die Software-/Games-Industrie mit 282 Millionen Euro. Die nächsten Plätze belegen die Designwirtschaft (244 Millionen Euro) und der Werbemarkt (193 Millionen Euro) gefolgt vom Architekturmarkt (67 Millionen Euro).
Der Vergleich der prozentualen Umsatzanteile der einzelnen Essener Teilmärkte mit den Umsatzanteilen im bundesdeutschen Durchschnitt ergibt eine bessere Platzierung der Essener Märkte Presse, Design, Architektur, Musik, darstellende Künste und Kunst. Das lässt auf eine Spezialisierung der Essener Kultur- und Kreativwirtschaft in diesen Teilmärkten schließen.
Erwerbstätigen nach Teilmärkten in Essen im Jahr 2019:
Insgesamt zeigt die Analyse der Strukturdaten, dass die Essener Kultur- und Kreativwirtschaft eine nicht zu unterschätzende Branche am Standort Essen ist. Trotz ihres wirtschaftlichen und auch gesellschaftlichen Beitrags gibt es auf Essener Ebene bislang keine zentrale Anlaufstelle für die Kultur- und Kreativwirtschaft, die die Branche mit speziell auf sie zugeschnittenen Service- und Beratungsleistungen unterstützt.
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