Risikobaum Am Dönhof musste gefällt werden

29.03.2022

Die Linde Am Dönhof 26 musste heute (29.03.) gefällt werden. Bereits am 18.02. sollte die der BV II angekündigte Risikobaum-Fällung durchgeführt werden. Aufgrund eines Protestes von Anwohner*innen musste die Maßnahme zu diesem Zeitpunkt abgebrochen werden.

Um die notwendige Fällung den Anwohner*innen zu erklären und die Bezirkspolitik zu informieren, fanden in den vergangenen Wochen mehrere Termine statt. Anfang März kamen Mitglieder der BV II, Anwohner*innen und Verwaltungsvertreter*innen vor Ort zusammen. Fachlich begleitet wurde dieser Termin von einem externen Sachverständigen, der die Einschätzung der Grün und Gruga-Baumkontrolle bestätigte. Am 24.3.2022 fand eine weitere Beratung mit der BV II statt, bei der sowohl von Grün und Gruga als auch von dem externen Gutachter die Notwendigkeit der Maßnahme noch einmal erläutert wurde. Am gestrigen Montag wurde noch eine Artenschutzprüfung einer Sachverständigen vor Ort durchgeführt. Die Prüfung wurde ohne Befund abgeschlossen, so dass heute die Fällung erfolgte.

Warum musste die Linde gefällt werden?

Die Stadt Essen setzt für die Kontrolle der Bäume, die sowohl dem Erhalt und der Entwicklung des städtischen Straßenbaumbestandes als auch der Identifikation von Gefährdungen dient, ausschließlich durch die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL) zertifizierte Baumkontrolleure ein. Immer mit dem Ziel, die Balance zwischen einem vitalen, möglichst alten und verkehrssicheren Stadtbaumbestand zu erhalten und weiter zu entwickeln.

Doch je älter ein Baumindividuum wird, desto mehr Ereignisse kann es erfahren, die sich negativ auf dessen Vitalität auswirken, bei gleichzeitig konstanten Anforderungen an seine Verkehrssicherheit. Dies gilt in besonderem Maße für Straßenbäume.

So stellt es sich auch bei der hier im Fokus stehenden Linde dar: Im Laufe ihres beeindruckend langen Lebens konnte sie sich an viele menschengemachte Einflüsse und deren Einwirkungen, wie Baummaßnahmen im Wurzelbereich, der entstandenen Bodenversiegelung bedingt durch Gehweg- und Straßenbau und dem im Laufe der Jahrzehnte zunehmend beengten Lebensraum, anpassen. Diese Anpassungen erfordern jedoch enormen Einsatz von Ressourcen, so dass sich die Vitalität des Baumes hierdurch beeinträchtigt werden kann und ihn anfälliger gegenüber Schädlingen und Schaderregern macht.

Erschwerend zu den sich stets wandelnden Lebensbedingungen wurden tausende Stadtbäume, darunter auch diese Linde, schwer durch das Orkanereignis "Ela" im Jahr 2014 getroffen. Die Krone und somit der lebenswichtige Bereich des Baums wurde dabei zu ca. 70 Prozent zerstört. Grün und Gruga setzte sich damals, trotz der enormen Anzahl schwerst geschädigter Bäume das Ziel, möglichst viele der geschädigten Bäume dauerhaft zu erhalten. Um diesen noch nie dagewesenen Umständen fachgerecht zu begegnen, wurde in Zusammenarbeit ein gutachterliches Konzept zum Umgang mit sturmgeschädigten Bäumen erstellt, welches auch in die Regelwerke der Fachwelt aufgenommen wurde.

Trotz der Umsetzung dieses Konzeptes muss nun auch noch nach mittlerweile acht Jahren festgestellt werden, dass nicht an allen Bäumen die Einwirkungen des Sturmereignisses und die darauf durchgeführten gutachterlichen Maßnahmen zum erhofften Ergebnis geführt haben.

Wie auch an dieser Linde, führten die Schäden und erforderlichen Eingriffe dazu, dass der Baum aus seinen verbliebenen Ressourcen schnellst möglich die verlorene Assimilationsmasse neu auszubilden versuchte, um in erster Linie zu überleben und zugehörig auch die unzähligen schweren Verletzungen zu versorgen. Dabei wurden an den verbliebenen Ästen und Stämmen neue Zweige gebildet, jedoch durch den völlig geschädigten Hormonhaushalt des Baumes in chaotischer Anordnung im direkten Bereich der Schadstellen.

Leider musste im Rahmen der Baumkontrolle festgestellt werden, dass die Schäden des Baumes in ihrer Anzahl und Schwere zu stark waren. Die Schadstellen konnten von der Linde nicht in ausreichendem Maße versorgt werden, so dass wir in den vergangenen Jahren eine zunehmend negative Entwicklung der Wundreaktion bei gleichzeitigem Befall mit holzzersetzenden Pilzen an nahezu allen Schadbereichen dokumentieren mussten. Gleichzeitig liegt durch die nach dem Schadereignis neu gebildeten und stetig gewachsenen Zweige, die nun zu starken Ästen geworden sind, eine erhebliche Last auf den eingefaulten Bereichen. Diese einwirkende Last verstärkt sich zusätzlich durch Windeintrag, in besonderem Maße im belaubten Zustand des Baumes. Dabei sind die Schadstellen als statisch äußerst kritisch und nicht mehr bruchsicher zu bewerten. Bereits mehrfach kam es in diesen Bereichen zu massiven Ausbrüchen, wobei schwere Äste und Teile des befallenen Stämmlings abbrechen. Die endgültige Entscheidung zur Entnahme des Baumes erfolgte bereits mit beginnendem Laubabwurf. Um das Risiko von Ausbrüchen möglichst zu vermeiden als auch dem Landesnaturschutzrecht zu entsprechen, wurde die Fällung des Baumes außerhalb der Artenschutzzeit und gleichsam vor Entfaltung des Blattaustriebes eingeplant.

Bereits seit Jahren nimmt die Vitalität der Linde einen negativen Trend, der durch erneute schwere Eingriffe und damit unvermeidbaren erneute massiven Schädigungen weiterhin verstärkt werden würde. Diese wären jedoch unvermeidbar um den Baum erneut in einen sicheren Zustand zu bringen.

Die von Anwohner*innen vermutete Kostenfrage stand zu keinem Zeitpunkt dem fachlichen Entscheidungsprozess entgegen.

Die Ersatzpflanzung wird nach Prüfung des zuständigen Fachbereiches für Straßen und Verkehr an der Finefraustraße geplant.

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