Stadt Essen seit November "kinderstark"-Kommune

14.06.2022

Bundesweit engagieren sich Kommunen und Länder in der Entwicklung und Umsetzung von Präventionsstrategien, um den Folgen von Kinder- und Jugendarmut zu begegnen. Im Vordergrund steht dabei die Förderung der Gesundheit, Bildung sowie der materiellen und soziokulturellen Teilhabe für alle Kinder und Jugendlichen. Vor allem für alle, die in Armutslagen aufwachsen. "Je früher Prävention hier greift, desto größer ist die Wirkung auf individueller und gesellschaftlicher Ebene", erklärt Muchtar Al Ghusain, Geschäftsbereichsvorstand Jugend, Kultur und Bildung der Stadt Essen. Der Rat der Stadt Essen hatte die Verwaltung beauftragt (22. September 2021), aufbauend auf den bereits vorhandenen Ansätzen eine Integrierte kommunale Präventionsstrategie zu entwickeln, um die Teilhabechancen von Kindern, Jugendlichen und Familien in Essen weiter zu erhöhen. Im Jugendhilfeausschuss (14.06.) wurde ein erster Bericht zur Zusammenführung der kommunal gesteuerten Arbeitsansätze zur Vermeidung der Folgen von Kinder- und Jugendarmut vorgestellt.

Entwicklung einer Präventionsstrategie unter Federführung des Jugendamtes

Unter Federführung des Jugendamtes wird eine Präventionsstrategie unter Beteiligung des Fachbereichs Schule, des Sozialamtes, des Gesundheitsamtes, des JobCenters Essen und anderer Akteur*innen entwickelt und umgesetzt. Die bisher zur Verfügung stehenden Personalressourcen aus dem Jugendamt für das Projekt "Starke Quartiere – starke Menschen (SQSM)" werden hierzu fortgeführt und mit den Aufgaben des Programmes "kinderstark – NRW schafft Chancen" beauftragt. Kommunen können durch gezielten Ressourceneinsatz und integrierte Konzepte viel dafür tun, Entwicklungschancen für Kinder und Jugendliche zu schaffen und Armutsfolgen zu mildern.

Stadt Essen seit 1. November 2021 "kinderstark -NRW schafft Chancen" Kommune

Die Stadt Essen ist seit 1. November 2021 teilnehmende Kommune am Landesprogramm "kinderstark – NRW schafft Chancen". Die entsprechenden Anträge für 2021 und 2022 wurden beim Landschaftsverband Rheinland gestellt und bewilligt. Die Regiestelle "kinderstark" im Jugendamt wurde im November 2021 als Teil der Jugendhilfeplanung installiert. "Für die ersten Monate standen der Aufbau der Arbeits- und Steuerungsstrukturen sowie die systematische Sichtung und Einordnung der bereits bestehenden Konzepte und Ratsaufträge im Fokus. Über den Austausch innerhalb des Landesprogrammes konnten Erfahrungen anderer Kommunen miteinbezogen werden", sagt Sybille Krüger. Sie ist gemeinsam mit Nadine Perner beim Jugendamt für die Regiestelle "kinderstark – NRW schafft Chancen" zuständig.

Schwerpunkte für 2022 Vernetzung und Verstärkung der Präventionsstrukturen

In 2022 liegt einer der Schwerpunkte auf der Vernetzung der verwaltungsinternen Akteur*innen. Die Bekämpfung der Folgen von Kinder- und Jugendarmut ist eine Querschnittsaufgabe für die gesamte Verwaltung. Sie besitzt in diesem Prozess aufgrund ihrer steuernden und koordinierenden Funktion eine Schlüsselrolle. Ziel ist eine Verstärkung der für das Thema Prävention relevanten Kooperationsstrukturen, um perspektivisch die Fachplanungen und den Ressourceneinsatz noch besser aufeinander abzustimmen. Im März 2022 wurde der fachbereichsübergreifende Austausch zunächst unter Beteiligung des Fachbereiches Gesundheit, des Amtes für Statistik, Stadtforschung und Wahlen, des Fachbereiches Schule, des Geschäftsbereiches Jugend, Bildung und Kultur sowie des Geschäftsbereiches Soziales, Arbeit und Gesundheit initiiert. Im Zentrum steht aktuell eine Neufassung des Monitoringkonzepts.

Einordnung 10-Jahres-Programm "Kinderarmut bekämpfen – Teilhabe ermöglichen" (2011 bis 2021)

Mit dem gesamtstädtischen Konzept "Kinderarmut bekämpfen – Teilhabe ermöglichen" und dem daraus entwickelten gleichnamigen Arbeitsprogramm wurden bereits 2011 die Weichen gestellt, erfolgreiche Konzepte im Bereich der Prävention zu entwickeln und im Sinne einer Präventionskette zusammenzuführen. Orientiert an Leitlinien und in definierten Handlungsfeldern wurden, zunächst bezogen auf die Altersgruppen null bis 12 Jahrem Themen identifiziert und bearbeitet. Dabei ging es von Anfang an weniger darum, isolierte Maßnahmen und Projekte zu entwickeln, sondern gute Arbeitsansätze nach Möglichkeit strukturell zu verankern und Handlungsstrategien miteinander zu verknüpfen. Der Bezug zu strategischen Zielen des Programmes "Essen.Großstadt für Kinder" wurde hergestellt; auch das Konzept "Kinderarmut bekämpfen – Teilhabe ermöglichen" zielt auf die Verbesserung der Lebensqualität von Kindern und Familien, stellt aber eher den Bedarf von benachteiligten Zielgruppen in den Mittelpunkt. "Die 2011 formulierten Leitlinien haben bis heute eine hohe Relevanz und sind in unterschiedliche Fachkonzepte eingeflossen. Im weiteren Prozess werden neben der verwaltungsinternen Zusammenarbeit auch freie Träger und weitere Akteure aus der Stadtgesellschaft mit einbezogen", kündigt Sybille Krüger an.

Zum Hintergrund

Im Jahr 2020 hat das Land Nordrhein-Westfalen den auf Dauer angelegten Programmaufruf "kinderstark – NRW schafft Chancen" ins Leben gerufen. Mit "kinderstark" sollen Kommunen bei der Entwicklung einer tragfähigen kommunalen integrierten Präventionsstrategie unterstützt werden, die die Bereiche Jugendhilfe, Bildung, Gesundheit/Sport, Soziales/Teilhabe und Stadtentwicklung dauerhaft vernetzt. Der Qualitätsrahmen von "kinderstark" bildet dabei eine verpflichtende Orientierung für die teilnehmenden Kommunen und nimmt auf Präventionsleitlinien, Wirkungsorientierung und Steuerungskreislauf Bezug.

Die Höhe der Fördersumme pro Kommune orientiert sich an der Anzahl der Kinder/Jugendlichen im Alter von drei bis 17 Jahren im SGB II-Bezug. Für Essen betragen die Fördermittel für das Jahr 2021 insgesamt bis zu 780.885 Euro. Mindestens 20 Prozent der zuwendungsfähigen Gesamtausgaben sind als kommunaler Eigenanteil (maximal 156.171 Euro) zu erbringen. Im Aufruf für 2022 sind für Essen Fördermittel in Höhe von 778.362 Euro (kommunale Eigenmittel maximal 155.672 Euro) vorgesehen. Die Beantragung ist auch in Teilanträgen möglich, um zum Beispiel die Koordinierungsstelle sukzessive aufzubauen.

Das Landesprogramm "kinderstark – NRW schafft Chancen" ist derzeit als Projektförderung angelegt. Die Landesregierung beabsichtigt eine dauerhafte Strukturförderung, sodass mit der Beteiligung der Stadt Essen an diesem Programm für die Planung und Koordination dauerhafte Planstellen eingerichtet werden können.

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