Oberbürgermeister Thomas Kufen erinnerte am Dienstag (09.11.) gemeinsam mit Vertreter*innen der jüdischen Kultus-Gemeinde Essen und zahlreichen Gästen an die Opfer der Reichspogromnacht. Der 9. November 1938 gilt als der Untergang des deutschen Judentums.
Bereits zuvor hat in der Altkatholischen Friedenskirche ein ökumenischer Gottesdienst, an dem Oberbürgermeister Kufen ebenfalls teilnahm, den Auftakt zur Erinnerung an die Ereignisse vor 84 Jahren gebildet. "Die Ereignisse jener Nacht markierten eine Zäsur. Sie sind End- und Anfangspunkt einer grauenhaften Entwicklung", so Thomas Kufen. "Wurden jüdische Deutsche bis zu diesem Tag diskriminiert, benachteiligt oder ausgegrenzt, wandelte sich der Umgang zu weit schlimmerem." Nach 1945 lebten von ursprünglich 500.000 deutschen Juden nur noch 15.000.
Zur vertiefenden Erinnerung daran trugen Schüler*innen der Gustav Heinemann Gesamtschule Statements aus ihrer Gedenkfahrt in das Konzentrationslager Auschwitz vor. "Um Antisemitismus zu bekämpfen, muss man die Vergangenheit kennen und wissen, wie irrationaler Menschenhass entsteht und wohin er führen kann. Der heutige Tag erinnert uns daran, dass wir für die religiöse und kulturelle Vielfalt und das friedliche Miteinander jeden Tag bewusst eintreten müssen", so Thomas Kufen, der die Beiträge der Schüler*innen wertschätzte. "Gemeinsam muss die Gesellschaft, müssen wir alle die freiheitlichen und demokratischen Werte verteidigen und jedem entschlossen entgegentreten, der diese Werte nicht teilt und missachtet."
"Es ist ein kleines Wunder und ein großes Glück, dass es 84 Jahre später wieder jüdisches Leben in Deutschland und auch hier in Essen gibt", so Thomas Kufen. "Die Mitglieder der jüdischen Gemeinde sind ein fester und unverzichtbarer Teil unserer Stadtgesellschaft. Die Gemeinde hilft der Stadt zurzeit sehr mit ihren Übersetzungsdiensten und bei der Betreuung von Geflüchteten aus der Ukraine. Dafür danke ich im Namen der Stadt sehr herzlich!“ Zudem sei die in diesem Jahr und damit erstmals seit dem zweiten Weltkrieg in Essen fertiggeschrieben und feierlich eingeweihte Tora ein Beleg hierfür. „Damit feierten die jüdische Gemeinde und unsere Stadt zusammen die Bekräftigung der Rückkehr jüdischen Lebens. Wir müssen alles tun, um dieses zu bewahren“, so der Oberbürgermeister.
Vor dem Hintergrund aktueller Ereignisse, wie der Debatte über antisemitische Hetzbilder auf der diesjährigen Documenta, wies Oberbürgermeister Kufen auf den gegenwärtig immer noch vorkommenden Antisemitismus hin. „Judenfeindlichkeit hat gerade in der Corona-Pandemie zugenommen und Verschwörungstheorien stellen Juden immer wieder als Drahtzieher der Krise dar. Für Antisemitismus in Deutschland kann es keine Ausrede oder mildernde Umstände geben. Das gilt für Neonazismus genauso wie das Missbrauchen der künstlerischen Freiheit oder falsch verstandene Toleranz gegenüber Personen mit anderer Herkunft oder kulturellem Hintergrund“, so Thomas Kufen. „Wenn es also eine Lehre aus dem 9. November 1938 gibt, dann die, früh einzuschreiten und zu unterbinden, und nicht zu warten, bis das Übel durch langes Zögern erstarkt ist. Dabei ist es nicht nur die Aufgabe des Staates Antisemitismus entgegen zu treten. Es ist unser aller Aufgabe!" Abschließend dankte der Oberbürgermeister allen an Organisation und Durchführung der Gedenkveranstaltungen Beteiligten.
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