Sachstand zur Umsetzung der Präventionsoffensive für junge Jugendliche im Jugendhilfeausschuss vorgestellt

15.02.2023

In seiner Sitzung am Dienstag (14.02.) nahm der Jugendhilfeausschuss den Bericht zum Sachstand sowie die Maßnahmen zur Umsetzung der Präventionsoffensive für die Zielgruppe der jungen Jugendlichen zur Kenntnis. Bereits im Jahr 2014 hatte der Rat der Stadt Essen beschlossen, die Präventionsoffensive "U12" in der Jugendhilfe auch auf die Zielgruppe der jungen Jugendlichen bis zum Übergang von der Schule in den Beruf oder ins Studium auszuweiten. Für die Implementierung und Erweiterung der Präventionsoffensive bis zum erfolgreichen Schul- oder Ausbildungsabschluss wurden ab dem Jahr 2016 jährlich aufsteigend 250.000 Euro in den städtischen Haushalt eingestellt. Seit 2019 stehen insgesamt pro Jahr eine Million Euro zur Verfügung. Seit 2016 werden die Jugendberufsagentur, die Jugendfarm und das Projekt "NeZa" ("Neue Zukunft aufbauen") auf Grundlage politischer Beschlussfassungen gefördert. Dadurch sind 240.000 Euro dieser Mittel bereits gebunden.

Konzept zur Präventionsoffensive Ü12 mit Handlungsfeldern Persönlichkeitsentwicklung, berufliche Orientierung und Partizipation

Die Jugendhilfeplanung erarbeitete 2017 mit breiter Beteiligung freier Träger der Jugendhilfe und Fachkräften der Sozialen Dienste des Jugendamtes ein Konzept zur Präventionsoffensive Ü12, das vom Jugendhilfeausschuss 2018 beschlossen wurde. Das Konzept legt die Handlungsfelder Persönlichkeitsentwicklung, berufliche Orientierung und Partizipation fest. Es beschreibt Themen für Maßnahmen, Förderkriterien und das Auswahlverfahren. Nach diesem Konzept wurden erstmals Anfang 2018 Maßnahmen bewilligt. Eine Unterarbeitsgruppe der beiden Arbeitsgemeinschaften nach § 78 SGB VIII Jugendförderung und Jugendhilfe setzte bei der Auswahl der vorgelegten Interessensbekundungen im Handlungsfeld Persönlichkeitsentwicklung den Schwerpunkt auf Maßnahmen zur Entwicklung von Medienkompetenz, Extremismusprävention, gewaltfreie Konfliktlösung und Förderung des Basiswissens zu Finanzen. Sehr schnell zeigte sich, dass dies die Bereiche sind, in denen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein außerordentlich hoher Bedarf besteht. So finden seit 2018 weitgehend unverändert die gleichen Maßnahmen statt.

Umgang mit digitalen Medien, Schuldenprävention, gewaltfreier Konfliktlösung und Prävention von religiösem Extremismus die Schwerpunkte der Präventionsoffensive Ü12

Für das Handlungsfeld berufliche Orientierung sollen weiterhin die Jugendberufsagentur, Planspiele zum Thema Übergang Schule/Beruf und "NeZa - Neue Zukunft aufbauen" gefördert werden. Das Handlungsfeld Partizipation wird im Wesentlichen durch das Format "mitWirkung!" bearbeitet. Dieses Beteiligungsformat wird in allen neun Bezirken in unterschiedlicher Ausprägung durchgeführt. In den Bezirken III und VI finden regelmäßig Jugendforen statt. Jugendliche haben die Möglichkeit, ihre Interessen und Anliegen zu benennen. Hier können sie Gleichgesinnte finden und dann gemeinsam an der Erreichung ihrer Ziele arbeiten. Sie erfahren dadurch Selbstwirksamkeit und übernehmen gesellschaftliche Mitverantwortung. Unterstützt werden sie dabei von speziell dafür qualifizierten Demokratie-Scouts (D-Scouts). Nach wie vor bilden der Umgang mit digitalen Medien, Schuldenprävention, Erlernen gewaltfreier Konfliktlösung und Prävention von religiösem Extremismus die Schwerpunkte der Präventionsoffensive Ü12.

Arbeitsgruppe der freien Träger der Jugendhilfe überprüft und überarbeitet Verfahren der Präventionsoffensive Ü12

Im Sommer 2022 wurde eine Unterarbeitsgruppe der Arbeitsgemeinschaften nach § 78 SGB VIII Jugendförderung und Jugendhilfe, der freien Jugendhilfe Träger gebildet, um das Verfahren der Präventionsoffensive Ü12 zu überprüfen und zu überarbeiten. Aktuell befindet sich die Arbeitsgruppe noch im Prozess. Aufgrund des hohen Bedarfs, der sehr guten Annahme der Angebote durch die Jugendlichen und der guten Resonanz der beteiligten Schulen wurde entschieden, alle laufenden Maßnahmen im selben Umfang auch im Jahr 2023 weiterzuführen. Im Laufe des Jahres 2023 soll im Rahmen der Arbeitsgruppe das Verfahren zur Mittelvergabe der Präventionsoffensive Ü12 weiter überarbeitet werden. Die beiden Arbeitsgemeinschaften nach § 78 VIII Jugendförderung und Jugendhilfe haben der Verteilung der Mittel zugestimmt.

Zentrale Maßnahmen im Überblick

Schuldnerhilfe Essen gGmbH, Schuldenprävention: Jugendliche lernen, worauf sie beim Umgang mit Geld, insbesondere bei Vertragsabschlüssen (z. B. Handyverträge), achten müssen. Materialentwicklung und Schulung von Multiplikatorinnen*Multiplikatoren. Zusätzlich werden Multiplikatorinnen*Multiplikatoren für den Umgang mit bereits bestehenden Schulden geschult, um so zu verhindern, dass bereits junge Menschen in die Überschuldung geraten. Die beantragten Mittel sollen für die Entwicklung und Herstellung des Schulungsmaterials, für die Schulungen und wieder für die Produktion des Materials zur finanziellen Allgemeinbildung verwendet werden. Dies wurde in einem deutlich höheren Maß nachgefragt als erwartet.

Arbeitskreis Jugend Essen, mitWirkung!/Jugendforen: In zwei weiteren Bezirken werden Jugendforen geplant und durchgeführt.

Arbeitskreis Jugend Essen: Ausbildung Deeskalationstrainer*innen: Vorbereitung und Durchführung einer zweiten Ausbildungsreihe für weitere 20 Personen.

CVJM, Planspiel: Mit Schülerinnen*Schülern von Haupt- und Förderschulen wird an vielen Stationen der Weg zu Ausbildung und Arbeit simuliert.

Medienzentrum Ruhr e.V., Medienkompetenz: Das Medienzentrum führt vor allem in den Bezirken, in denen kein Träger ein entsprechendes Angebot vorhält, die Vermittlung von Medienkompetenz durch. Das sind die Bezirke IV, V, und IX.

cse gGmbH: Bei der Bedarfserhebung ist in allen Bezirken und im Rahmen der Schulsozialarbeit zum Ausdruck gekommen, dass Jugendliche ihre Smartphones zwar bedienen können, jedoch kein Wissen darüber haben, was erlaubt ist (z. B. das Recht am eigenen Bild, Besitz und Verbreitung von Gewaltfilmen etc.). Um dies zu ändern, führt die cse gGmbH in den Bezirken I, VII und VIII in Kooperation mit Schulen Workshops und Trainings zu dem Thema durch. Diese Maßnahme wird weiterhin in der 7. Jahrgangsstufe der beteiligten Schulen durchgeführt.

Maßnahmen, die bereits seit mehreren Jahren durchgeführt und weitergeführt werden im Überblick

Jugendberufsagentur: Im Fokus sind Schüler*innen der Förder- und Hauptschulen. Sie sollen gestärkt und intensiv auf den Übergang "Schule Beruf" vorbereitet werden. Darüber hinaus soll der Kontakt zu entkoppelten Jugendlichen wiederhergestellt und mit ihnen eine Perspektive erarbeitet werden.

Jugendberufshilfe Essen gGmbH, NeZa - Neue Zukunft aufbauen: Junge geflüchtete Mädchen und Frauen werden mit dem deutschen Berufsbildungssystem vertraut gemacht und erhalten Unterstützung bei der Orientierung und Qualifizierung sowohl in beruflicher Hinsicht als auch zu den Werten und Normen der Gesellschaft. Die anfänglich aufsuchende Arbeit findet derzeit nicht statt, weil sie nicht mehr notwendig ist. Über Mund-zu-Mund-Information kommen so viele junge Frauen, dass es schwierig wird, sie mit der gewohnten Intensität zu begleiten.

Jugendhilfe Essen gGmbH, Jugendfarm (Bezirk V): Jugendliche lernen im Umgang mit Tieren, rücksichtsvoll miteinander und den Tieren umzugehen. Sie lernen darüber hinaus, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen.

AKJ-Quotierung: Nach Beschluss des Jugendhilfeausschusses werden diese 250.000 Euro nicht über das im Konzept beschlossene Verfahren verteilt, sondern über die AKJ-Quotierung.

Inhaltlich genügen alle Maßnahmen den im Konzept festgelegten Kriterien. Zusätzlich gibt es noch zahlreiche bezirkliche Maßnahmen.

Herausgegeben von:

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Moderatorin Nefissa Rami (links) und Workshopleiter Ayob El Ouriachi beim Workshop "Kolonialismus und seine Spuren" der Jugendkonferenz.
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