Projekt "ZUSi – Zukunft früh sichern 2.0 – frühkindliche Armutsprävention in Essener Kindertageseinrichtungen"

13.06.2023

Der Jugendhilfeausschuss hat in seiner heutigen (13.06.) Sitzung den Bericht zum Projekt "ZUSi Zukunft früh sichern 2.0 – frühkindliche Armutsprävention in Essener Kindertageseinrichtungen" zur Kenntnis genommen.

Finanzielle Familienarmut ist einer der wesentlichen Risikofaktoren für die Entwicklung von Kindern. In Essen ist rund ein Drittel der Kinder in der Altersgruppe von null bis sechs Jahren von existenzsichernden Leistungen abhängig. Ob und in welchem Umfang Kinder von Armut und Armutsfolgen betroffen sind, hängt zugleich maßgeblich von der individuellen Lebenssituation von Kindern und Familien und deren Teilhabechancen ab. Hier spielen laut Jugendamt insbesondere bei jüngeren Kindern neben den Eltern auch die Kinderbetreuungseinrichtungen eine wesentliche Rolle. Sie sind der Ort, an dem aktiv möglichen Benachteiligungen entgegengewirkt werden kann. Kinder fördern, Eltern stärken und Fachkräfte unterstützen: Hier setzt die seit Jahren mit vielen Akteurinnen*Akteuren umgesetzte Essener Präventionsstrategie für den frühkindlichen Bereich an.

Armutsprävention setzt seit 2014 mit Konzept "plusKITA" in der Kita an

Ein Schwerpunkt der kindbezogenen Armutsprävention bezieht sich daher auf die Möglichkeiten von Kindertageseinrichtungen, die Bildungsprozesse bei Kindern und Familien mit Unterstützungsbedarf besonders zu fördern. Bereits seit 2014 wird hierfür im Rahmen der trägerübergreifenden Gesamtstrategie "plusKITA" ein Konzept des armutssensiblen Handelns in Kindertageseinrichtungen umgesetzt. Die Aufgaben der plusKITA-Einrichtungen sind generell durch das Kinderbildungsgesetzes festgelegt. Das Konzept "plusKITA - der Essener Weg", an dem aktuell 137 Kindertageseinrichtungen beteiligt sind, zeichnet sich darüber hinaus unter anderem durch ein trägerübergreifendes Qualifizierungsangebot für die Kitateams mit Schwerpunkt auf Armutsprävention sowie den Einsatz von Familiencoaches beziehungsweise Familienbegleiter*innen aus.

Projekt "ZUSi" im Kita-Jahr 2022/2023 auf Bochum, Essen und Herne ausgeweitet

Mit einer ähnlichen Zielsetzung und angeregt durch die Essener Umsetzung startete 2018 in Gelsenkirchen-Ückendorf das Modellprojekt "ZUSi – Zukunft früh sichern" mit Unterstützung der RAG-Stiftung. Dort wurden in sieben städtischen Kitas durch zusätzliche pädagogische Fachkräfte, sogenannte Bildungsbegleiter*innen, chancenbenachteiligte Kinder im Alter von vier Jahren bis zum Übergang in die Grundschule in den Bereichen der kognitiven Entwicklung, der Fein- und Grobmotorik sowie der sozialen Kompetenzen gefördert. Mit dem Kitajahr 2022/2023 hat die RAG-Stiftung die Förderung auf die Städte Bochum, Herne und Essen ausgeweitet. Die im Modellprojekt "ZUSi" gewonnenen Erkenntnisse werden im etwas veränderten Nachfolgeprojekt „ZUSi 2.0“ nutzbar gemacht und weiterentwickelt.

Die Projektlaufzeit beträgt drei Jahre (1. August 2022 bis 31. Juli 2025). Teilnehmen können pro Kommune bis zu 14 Kindertageseinrichtungen. Die finanzielle Förderung für die Kitas beträgt 10.000 Euro pro Kitajahr (jeweils vom 1. August bis 31. Juli). Diese Projektmittel können je nach Bedarf in den Kitas für die Umsetzung von kindbezogenen präventiven Angeboten und Maßnahmen, aber auch zum Beispiel für Fortbildungen, Elternbildungsangebote und zur Schaffung zeitlicher Ressourcen im Kitateam verwendet werden. Pro teilnehmender Kommune wird eine halbe Personalstelle (angesiedelt im Jugendamt) finanziert. Die Stelle übernimmt eine Konzepterstellung für das Gesamtprojekt sowie den Konzeptionierungsprozess mit den Projektkitas und begleitet die Kitateams bei der Umsetzung und dem einrichtungsübergreifenden Austausch, der Reflexion, der Vernetzung und bei Bedarf der Organisation weiterer Qualifizierung.

Umsetzung ZUSi 2.0 in Essen in Verknüpfung mit den bestehenden Präventionskonzepten "plusKITA" und Präventionsoffensive "Elternbildung"

Bei der Implementierung des Projekts "ZUSi 2.0" konnte die in Essen bereits etablierte Struktur plusKITA genutzt werden. Hier kooperieren seit 2014 im Thema "Armutssensibles Handeln in Kindertageseinrichtungen" die Träger der plusKITAs und Vertreterinnen und Vertreter der Systeme Familienbildung, Erziehungsberatung und Soziale Dienste. Gesteuert wird die Umsetzung durch die Regiestelle "kinderstark" im Jugendamt. Die Auswahl der 14 ZUSi 2.0-Kitas erfolgte, vergleichbar zur jährlichen Auswahl neuer Familienzentren, gemeinsam durch die Kitaträger und die Jugendhilfeplanung orientiert an sozialräumlichen Kriterien. Dabei wurden die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen zugrunde gelegt.

Die 14 ZUSi-Kitas sind:

  • Ostviertel
    Kindertageseinrichtung der Stadt Essen, Lysegang 18
    Kindertageseinrichtung der Stadt Essen, Elisenstraße 70-72
  • Huttrop
    Kindertageseinrichtung des VKJ, Ruhrallee 75
  • Nordviertel
    Kindertageseinrichtung der AWO KV Essen, Grillostraße 37
    Kindertageseinrichtung der Stadt Essen, Helen-Keller-Straße 8
  • Südostviertel
    Kindertageseinrichtung der cse gGmbH, Belfortstraße 27
  • Altendorf
    Kindertageseinrichtung des Mehrgenerationenhaus Essen, Grieperstraße 17
    Kindertageseinrichtung des Ev. Kindertagesstättenverband, Ohmstraße 7
  • Altenessen-Süd
    Kindertageseinrichtung der Stadt Essen, Krablerstraße 35a
    Kindertageseinrichtung des KiTa Zweckverband, Westerdorfstraße32
  • Karnap
    Kindertageseinrichtung des DKSB, Spakenbroich 69
  • Freisenbruch
    Kindertageseinrichtung des VKJ, Märkische Straße 27-29
    Kindertageseinrichtung des Diakoniewerk, Jaspersweg 12
  • Kray
    Kindertageseinrichtung Ev. Kirchengemeinde, Leither Straße 38

Jährlich werden stadtweit, finanziert über die Präventionsoffensive, circa 750 bis 800 wohnortnahe, für Eltern kostenfreie oder kostengünstige Angebote durchgeführt. Davon finden circa 75 Prozent in Kitas und Familienzentren statt. Ziel ist im Sinne des Kinder- und Jugendhilfegesetzes die "Unterstützung der Erziehung in der Familie". Vielfältige Angebote ermöglichen Eltern so eine Teilhabe an Bildung, schaffen soziale Kontakte, bieten Anregung und Entlastung und erweitern gleichzeitig das Profil der Kindertageseinrichtung im Bereich der Elternarbeit. Konkrete Angebote im Rahmen der Präventionsoffensive sind beispielsweise Elternkompetenzkurse für unterschiedliche Zielgruppen, niederschwellige Sprachförderkurse für Eltern und Kinder, Einzelaktivitäten (beispielsweise Informationsveranstaltungen zu Themen wie Gesundheit und Ernährung), Eltern-Kind-Projekte und Wochenendseminare, offene Elterntreffs sowie Bewegungsangebote. Daneben zielen auch die an über 40 Kitas installierten Rucksack-Gruppen sowie die Programme "Gemeinsam Sprache Lernen" und "StartPunkt" mit dem Schwerpunkt auf arabischsprachige Mütter auf die Förderung von Elternkompetenz und Mehrsprachigkeit ab.

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