Die Stadt Essen steht genauso wie andere Kommunen vor der großen Herausforderung in den kommenden Jahren Erzieher*innen zu gewinnen. Dafür hat sie analysiert, welcher Personalbedarf für Erzieher*innen in den Bereichen Stationäre Hilfen bzw. Heime, Kindertageseinrichtungen, in der Offenen Ganztagesschule (OGS) und in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit bis 2030 besteht.
Das Thema Fachkräftemangel im Bereich Kita und OGS wird perspektivisch noch stärker zur gesamtgesellschaftlichen Herausforderung. Viele Kommunen haben bereits im zurückliegenden Winter gesehen, dass einige Kitas und OGS, Stationäre Hilfen und Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit ihre Angebote nicht wie gewohnt anbieten konnten. "Die Stadt Essen hat eine fachbereichsübergreifende Planungsgruppe eingerichtet, um eine Strategie und Antwort für den Fachkräftebedarf zu entwickeln. In dieser Arbeitsgruppe bringen verschiedene Fachbereiche der Verwaltung ihre Kompetenzen mit ein", erklärte Muchtar Al Ghusain, Geschäftsbereichsvorstand Jugend, Bildung und Kultur der Stadt Essen.
Zahlen und Auswirkungen für die einzelnen Bereiche
Die Dringlichkeit des Handlungsbedarfes wird durch die Anzahl der bis 2030 fehlenden Erzieher*innen in Essen deutlich. Durch Personalfluktuation, Renteneintritten und dem Ausbau der Angebote werden in Essen bis zum Jahr 2030 insgesamt rund 2.570 Erzieher*innen benötigt. In den Stationären Hilfen/ der Heimerziehung fehlen bis zum Jahr 2030 voraussichtlich 400 Erzieher*innen.
In der Frühkindlichen Bildung müssen Träger ihre Betreuungszeiten aufgrund von Personalengpässen einschränken. Mittelfristig kann dies im schlimmsten Falle zu einem Abbau statt einem Ausbau der Betreuungsplätze für Kinder im Alter von eins bis sechs Jahren führen. Ohne den entsprechenden Betreuungsplatz können Eltern häufig keine Arbeit aufnehmen oder nicht im gewünschten Stundenumfang arbeiten. In den zurückliegenden Jahren hat der kontinuierliche Ausbau an Betreuungsplätzen zu einem deutlichen Personalmehrbedarf an Erzieherinnen*Erziehern geführt. Seit dem Kita-Jahr 2011/2012 sind in Essen rund 7.500 neue Kitaplätze geschaffen worden, dies entspricht einer Steigerung an Kita-Plätzen von rund 40 Prozent. "Anders als in vielen anderen Kommunen schlägt der Fachkräftemangel bei uns noch nicht so deutlich zu, er wird aber absehbar einen deutlich größeren Raum einnehmen", so Carsten Bluhm, Fachbereichsleiter des Jugendamtes. Bis zum Jahr 2030 fehlen in diesem Bereich voraussichtlich 1.371 Erzieher*innen.
In der Offenen Kinder- und Jugendarbeit reduzieren Einrichtungen ihre Öffnungszeiten oder bleiben zeitweise geschlossen, weil keine Stellennachbesetzungen vorgenommen werden können. Damit droht eine seit Jahrzehnten etablierte feste Säule der außerschulischen und non-formalen Bildung wegzubrechen. Bis zum Jahr 2030 fehlen und voraussichtlich 16 Erzieher*innen.
Auch im Bereich der Offenen Ganztagsschule (OGS) gestaltet sich die Stellen- und Betreuungssituation herausfordernd. "Bereits heute können vakante Stellen nicht immer zeitnah besetzt werden. Mit der ab dem Jahr 2026 beschlossenen schrittweisen Einführung des Rechtsanspruches auf Ganztagsbetreuung wird diese Herausforderung weiter intensiviert", sagte Andrea Schattberg, Leiterin des Fachbereichs Schule. Das Ausführungsgesetz soll spätestens in 2024 beschlossen werden. Die Konsequenzen des Rechtsanspruchs auf den OGS-Betrieb sind noch nicht abschließend einzuschätzen. Der Ausbau des Angebotes scheint aber derzeit kaum umsetzbar. Im Bereich OGS fehlen bis 2030 voraussichtlich 785 Erzieher*innen.
Analyse und Antwort – Essener Weg und Strategie
In den vergangenen Monaten haben sich mit der Analyse und der Antwort auf diese Herausforderung zahlreiche Fachbereiche beschäftigt. Der Essener Weg und die Strategie der Stadt Essen berücksichtigt sämtliche Stellungnahmen und Papiere zum Fachkräftebedarf seitens LVR, Städtetag NRW, der nordrhein-westfälischen Ministerien.
"Gute Lösungen können nur in einem gemeinsamen Agieren von Stadt, Trägern und Land realisiert werden. Der Schulterschluss zum Thema Fachkräfte zwischen dem Städtetag NRW, dem Deutschen Städtetag, den Wohlfahrtsverbänden, den Jugendverbänden, den weiteren freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe, den zuständigen Landesministerien, den Bezirksregierungen und den Landesjugendämtern ist notwendig und muss auch auf kommunaler Ebene erfolgen", so Muchtar Al Ghusain, Geschäftsbereichsvorstand Jugend, Bildung und Kultur der Stadt Essen.
Meilensteine für die kommenden 12 Monate
Um dieses gemeinsame Vorgehen zu initiieren und die Vorschläge für ein mögliches Vorgehen über die Stadtverwaltung hinaus zu konkretisieren sind die folgenden Meilensteine in den kommenden 12 Monaten geplant:
Die umfangreichen und anspruchsvollen Zukunftsaufgaben sollen durch eine "Task Force Fachkräfte" mit drei vollen Personalstellen für den Geschäftsbereich Jugend, Bildung und Kultur vorangebracht werden. Diese Task-Force wird vorrangig in den folgenden Bereichen und Funktionen aktiv:
Erste Vorschläge und Ansatzpunkte, um die notwendige Anzahl an Fachkräften für Essen zu gewinnen
Die Planungsgruppe hat bereits erste Vorschläge und Ansätze für die Gewinnung der notwenigen Anzahl an Fachkräften in Essen entwickelt und arbeitet bereits seit Monaten an Umsetzungsstrategien, die in Teilen aber nur mit Unterstützung anderer Partner, insbesondere des Landes NRW zu realisieren sind.
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