Von der Corona-Pandemie lernen: Entwicklung eines Pandemieplans für die Stadt Essen

17.09.2024

Die Corona-Pandemie hat deutlich gemacht, dass eine pandemische Krise die Gesellschaft, das Gesundheitssystem und die Stadtverwaltung vor große Herausforderungen stellen kann. Zwar hat die Stadt Essen die zurückliegende Corona-Pandemie gut bewältigen können, dennoch wurde dabei deutlich, dass für künftige Pandemien ein ausgereifterer Pandemieplan nötig ist. Daher wurde im Gesundheitsamt ein Pandemiestab aus Naturwissenschaftlerinnen*Naturwissenschaftlern, einem Mediziner und einer Verwaltungskraft gegründet. Der Pandemiestab soll in erster Linie einen nachhaltigen, möglichst umfassenden und sich dynamisch fortentwickelnden Pandemieplan für die Stadt Essen erstellen. Dazu wird analysiert, welche Erfahrungen aus der Vergangenheit bei der Bekämpfung und Eindämmung zukünftiger Pandemien wertvoll sein werden. Während der Corona-Pandemie konnten das Lagezentrum untere Gesundheitsbehörde (LZ UGB) und das Gesundheitsamt bereits viele wichtige Erfahrungen sammeln, die in einem ersten Schritt ausgewertet wurden und werden und als Grundlage für den modularen Pandemieplan fungieren. Darüber wurde heute (17.09.) der Ausschuss für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Integration in Kenntnis gesetzt.

Vorbereitende Schritte zur Erstellung des Pandemieplans

Zunächst einmal wird es eine systematische Auswertung und Weiterentwicklung bewährter Verfahren und Strukturen geben. Dazu werden verschiedene Projekte zur Evaluation der Pandemie initiiert und begleitet. So wurden zum Beispiel im Rahmen einer Evaluation der Erfahrungen aller Mitarbeitenden des LZ UGB wertvolle Erkenntnisse aus Sicht der Belegschaft gewonnen. Erste Ergebnisse haben bereits Einfluss in die geplanten Strukturen und Prozesse gefunden. Ein zweites bereits laufendes Evaluationsprojekt richtete sich an öffentliche Einrichtungen, die im Laufe der vergangenen Pandemie intensiv mit dem LZ UGB zusammengearbeitet haben. Dabei wurden in einem ersten Durchgang alle 17 Krankenhäuser und etwa 100 Seniorenpflegeeinrichtungen aufgerufen, ihre Sicht auf die Zusammenarbeit mitzuteilen. Ein ähnliches Evaluationsprojekt richtet sich an alle insgesamt etwa 470 Essen Schulen und Kitas und ihre Erfahrungen.

Zudem liegt ein besonderer Fokus auf der Digitalisierung. Während der Pandemie eingesetzte Lösungen werden weiterentwickelt und neue geprüft. So beteiligt sich der Pandemiestab auch an der Ausschreibung für eine neue Software-Gesamtlösung im Rahmen der Digitalisierung des Gesundheitsamtes der Stadt Essen. Darüber hinaus unterstützen die Mitarbeiter*innen gemeinsam mit anderen Gesundheitsämtern das Robert Koch-Institut (RKI) bei der Entwicklung der neuen Kernanwendung für den Infektionsschutz in Gesundheitsämtern namens EMIGA (Elektronisches Melde- und Informationssystem für Gesundheitsämter).

Vorbereitung auf unterschiedliche Erreger

Da nicht vorhersehbar ist, wann eine neue Pandemie mit welchen Erregern entsteht, müssen im Pandemieplan verschiedene Erregerszenarien Berücksichtigung finden. Um eine sinnvolle Auswahl solcher Szenarien zusammenzustellen, enthält der Plan Krankheiten wie SARS und MERS, über Parasiten übertragene Erkrankungen wie das Krim-Kongo-Fieber und das Zikafieber, aber auch Tropenkrankheiten wie Ebola, da diese von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als besonders relevant im Kontext mit Pandemien eingeschätzt werden. Zudem werden auch Krankheiten bedacht, die nach Einschätzung des Gesundheitsamtes und externen Fachleuten ein potentieller Auslöser für eine gesundheitliche Ausnahmesituation in der Stadt Essen sein könnten.

Um in möglichen Krisenlagen optimal vorbereitet zu sein, greift das Gesundheitsamt auf eine Vielzahl von Quellen wie epidemiologische Lageberichte des RKI, wissenschaftliche Artikel, Abwasserdaten etc. zu.

Erweiterung des Kernplans zum Pandemieplan

Das Gesundheitsamt erarbeitet aktuell kurzfristig einen Kernplan (K-Plan). Dieser enthält unabhängig vom Erreger die grundlegende Planung für den Fall einer neuen Pandemie und befähigt die Stadt dazu, schnell zu handeln. Er enthält die notwendigen Maßnahmen, um in den entsprechenden Phasen der Ausbreitung bereits die relevanten Vorbereitungen zu treffen.

Ausgehend von den Erfahrungen der vergangenen Pandemie enthält der K-Plan folgende Maßnahmen:

  • Maßnahmen in Bezug zu den jeweiligen pandemischen Phasen
  • Struktur und Prozesse eines im Ernstfall zu gründenden Lagezentrums inkl. Leitung und Koordination
  • Kooperationen mit wichtigen stadtinternen Schnittstellen
  • Betriebliche und personelle Planung
  • Maßnahmen zur Bereitstellung technischer Ausstattung und Software

Der K-Plan wird voraussichtlich ab Ende 2024 verfügbar sein und soll modular zum vollumfassenden Pandemieplan bis zum Ende des dritten Quartals 2025 erweitert werden. Die bedeutendste Ergänzung des K-Planes erfolgt ab Mitte 2025 durch die Ergänzung ausgewählter Erregerszenarien. In einem ersten Schritt werden die zum entsprechenden Zeitpunkt relevantesten möglichen pandemischen Erreger betrachtet und Maßnahmen erarbeitet, die spezifisch für das jeweilige Szenario in Betracht zu ziehen sind. Der Pandemieplan soll dann anlassbezogen stetig um neue Erregerszenarien erweitert, kontinuierlich getestet, evaluiert und weiterentwickelt werden.

Fazit

Im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit, zeigen andere Kommunen bereits jetzt Interesse am Essener Vorgehen. Im Oktober 2024 werden daher die bisherigen Maßnahmen und Pläne im Rahmen einer Veranstaltung des Deutschen Institutes für Urbanistik präsentiert. Es zeichnet sich ab, dass Essen mit dem eingeschlagenen Weg zukünftig eine Vorreiterrolle hinsichtlich der Frage einnehmen wird, wie der öffentliche Gesundheitsdienst sich zukünftig auf pandemische Ereignisse vorbereitet.

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