Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UmF) im Jahr 2024: Entwicklungen und Herausforderungen

11.03.2025

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Rückgang um 52 Prozent: Im Jahr 2023 mussten noch 300 UmF in Obhut genommen werden, im Jahr 2024 waren es nur noch 143 UmF - ein Rückgang von 52 Prozent.
  • Heterogene Herkunftsländer: Die Herkunftsländer der UmF sind weiterhin heterogen, mit einer signifikanten Anzahl aus Guinea, Marokko und der Ukraine. Die größte Gruppe unter den UmF bilden junge Menschen aus Syrien.
  • Veränderte Altersstruktur: Während im Jahr 2016 nur fünf Prozent der UmF unter 14 Jahre alt waren, ist dieser Anteil im Jahr 2024 auf zwölf Prozent gestiegen.

Am Dienstag (11.03.) wurde im Jugendhilfeausschuss der Stadt Essen ein Bericht über den Zuzug Unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge im Jahr 2024 vorgestellt. Auch im Jahr 2024 verzeichnete Deutschland, insbesondere Nordrhein-Westfalen (NRW) und Essen, einen verstärkten Zuzug von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Die Anzahl der zu versorgenden UmF in NRW stieg von 10.197 im Januar 2024 auf 11.220 im Dezember 2024. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Zuzug jedoch deutlich verlangsamt. Während 2023 noch ein Anstieg von 3.104 neuen UmF verzeichnet wurde, fiel dieser Anstieg im Jahr 2024 auf lediglich 1.083 UmF.

Rückgang Unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge um 52 Prozent

In Essen spiegelt sich dieser Trend wider: Mussten im Jahr 2023 noch 300 UmF in Obhut genommen werden, waren es im Jahr 2024 nur noch 143 UmF - ein Rückgang von 52 Prozent. Von diesen 143 UmF wurden 49 aufgrund von Verwandtschaftsbezügen nach Essen zugewiesen. Im gesamten Jahr 2024 war die Stadt Essen ein abgebendes Jugendamt, und die in Essen aufgenommenen jungen Menschen wurden in andere Kommunen umverteilt oder waren abgängig, hauptsächlich aus Marokko und Algerien. Die Fachgruppe UmF des Jugendamtes Essen ist verpflichtet, alle Prozesse im Rahmen der vorläufigen Inobhutnahme durchzuführen und für die vorübergehende Unterbringung im Rahmen der Jugendhilfe zu sorgen.

Heterogene Herkunftsländer - größte Gruppe aus Syrien

Die Herkunftsländer der UmF sind weiterhin heterogen, mit einer signifikanten Anzahl aus Guinea, Marokko und der Ukraine. Die Fluchtmigration aus der Ukraine hatte im Jahr 2024 keinen überdurchschnittlichen Einfluss auf den Arbeitsbereich UmF. Die größte Gruppe unter den UmF bilden junge Menschen aus Syrien (155). Aufgrund familiärer Bezüge ist zu erwarten, dass weiterhin UmF aus Syrien nach Essen kommen werden. Dabei ist ausschlaggebend wie sich die Situation nach dem Sturz von Baschar Hafiz al-Assad weiterentwickelt. Aufgrund des besonderen Schutzstatus vom UmF ist eine ungewollte Rückführung Minderjähriger gegen ihren Willen rechtlich ausgeschlossen. Die Entwicklungen in Syrien und die damit verbundenen Ängste der jungen Menschen müssen pädagogisch begleitet werden, um Retraumatisierungen vorzubeugen. Mit dem Anstieg der Quote bis Ende 2024 wuchs auch die Anzahl der jungen Menschen, die dauerhaft in Essen verbleiben werden. Dies führte zu einer hohen Auslastung der Aufnahmekapazitäten im Bereich der stationären Jugendhilfe und der Schulen. Im Januar 2025 wurden jedoch nur zwei UmF in Obhut genommen, was den niedrigsten Wert seit Beginn der verstärkten Zuwanderung darstellt.

Veränderte Altersstruktur – zwölf Prozent unter 14 Jahren mit geringer Schulbildung

Die Altersstruktur der UmF hat sich ebenfalls verändert: Während im Jahr 2016 nur fünf Prozent der UmF unter 14 Jahre alt waren, ist dieser Anteil im Jahr 2024 auf zwölf Prozent gestiegen. Das hat Auswirkungen auf die zeitliche Perspektive des Verbleibs in der Jugendhilfe und im Schulsystem. Um den Herausforderungen gerecht zu werden, wurden 2024 zusätzliche Platzkapazitäten geschaffen, einschließlich Überbrückungsplätzen, um die große Anzahl junger Menschen adäquat unterzubringen und pädagogisch begleiten zu können. Eine besondere Auffälligkeit gab es 2024: Bei neu hinzugekommenen UmF aus 2023 und 2024 hat sich herausgestellt, dass 87 Prozent eine geringe Schulbildung vorweisen oder überhaupt noch nie beschult wurden. In absoluten Zahlen entspricht das aktuell 231 UmF. Von den genannten 231 UmF zeigen bereits 99 eine tendenziell negative Schulentwicklung mit intensivem Förderbedarf und Tendenzen zur Schulverweigerung. Im Facharbeitskreis Integration wurde vereinbart gemeinsam mit dem Fachbereich Schule nach Lösungen für die jungen Menschen zu suchen und den geschilderten Herausforderungen zu begegnen. Die Entwicklungen in Essen decken sich mit landes- sowie bundesweiten Entwicklungen im Bereich Unbegleiteten minderjährige Flüchtlinge. Ersetzende tagesstrukturierende Maßnahmen wie zum Beispiel ein Sprachcafé und ein Werkstattangebot wurden seit der letzten Berichterstattung kontinuierlich fortgeführt und sollen perspektivisch verstetigt werden. Ergänzende Zielsetzung ist die Förderung des Spracherwerbs. Zusätzlich prüft die Fachgruppe UmF eine Angebotserweiterung in diesem Bereich.

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