Die Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages zwischen Essen und Nischni Nowgorod geht in besonderer Weise auf die Initiative der Deutsch-Russischen Gesellschaft in Essen zurück. Im Jahr 1991 war diese Initiative für die russische Partnerstadt der erste Schritt in eine neue Zukunft heraus aus der Isolation, in der sie sich jahrzehntelang befunden hatte.
Damals: eine geschlossene Stadt
Ihren Aufschwung erlebte die Stadt Anfang des 19. Jahrhunderts, als die Messe von Makarjew, eine der größten Handelsmärkte der damaligen Welt, hierher verlagert wurde. Dies zog weitere Wirtschaftsakteure an, so dass die Stadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem der wichtigsten Industriezentren des Landes wurde. Somit entwickelte sie sich zu einem Treffpunkt der Kaufleute zwischen Westeuropa und dem Fernen Osten. 1932 wurde die Stadt nach dem dort geborenen Schriftsteller Maxim Gorki benannt und bekam bis 1991 den Status einer geschlossenen Stadt, die von Ausländern nicht besucht werden durfte. Grund dafür war die hier ansässige Rüstungsindustrie, die rund 70 Prozent der russischen Rüstungsgüter produzierte, darunter auch Atom-U-Boote und Kampfflugzeuge. Überdies wurde hierher verbannt, wer im System unangenehm aufgefallen war. Berühmte Dissidenten wie der Literaturnobelpreisträger Solschenizyn und der Atomphysiker und ebenfalls Nobelpreisträger Sacharow waren hier zwangsbeheimatet.
Heute: architektonisch beeindruckende Altstadt
Neben dem Nischni Nowgoroder Kreml und der Oper glänzt die Stadt heute wieder mit einer architektonisch beeindruckenden Altstadt, prachtvollen Kunstwerken unterschiedlichster Stilepochen und einer der bedeutendsten Universitätsbibliotheken der Welt.
Gesten der Menschlichkeit
Obwohl immerhin fast 3.000 km zwischen Essen und der Partnerschaftsgemeinde liegen, erscheint die Reise in die etwa 400 km östlich von Moskau gelegene Stadt weder den offiziellen Delegationen noch den zahlreichen Schülern, Studierenden oder Kulturschaffenden zu weit. Eine stabile Grundlage für Vertrauen und Freundschaft schufen auch die zahlreichen Spenden und Sachleistungen, die von der Essener Bevölkerung seit 1992 erbracht wurden. Diese Geste der Menschlichkeit wirkt auch heute noch immer nach.