Noch immer sind die deutsch-israelischen Beziehungen geprägt von den Erinnerungen an die Gräueltaten der Nazi-Diktatur. So war Essen auch erst die vierte deutsche Stadt, die 1991 eine offizielle Verbindung mit einer israelischen Gemeinde einging. Die Furcht, unbeabsichtigt an alte Wunden zu rühren, sorgte auch bei den nachfolgenden Generationen zunächst für Scheu und Zurückhaltung im Umgang miteinander. Dass die Kontakte zwischen Essen und Tel Aviv-Yafo dennoch intensiv und störungsfrei verliefen, liegt maßgeblich an der Mitwirkung der Alten Synagoge. Als Essener Gedenkstätte und historisch-politisches Dokumentationsforum arbeitet sie daran, die Erinnerungen wachzuhalten und gleichzeitig den Menschen den Weg in eine Zukunft ohne Vorbehalte, Diskriminierungen und Gewalt zu weisen. Auch die Jüdische Kultusgemeinde Essen und die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit setzten sich aktiv für eine Partnerschaft zwischen Essen und einer israelischen Stadt ein.
Metropolregion am Mittelmeer
2011 wurde in Essen der "Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft zwischen den Städten Essen und Tel Aviv" gegründet. Außerdem gibt es einen regen Austausch im Jugend- und Kulturbereich, und je selbstverständlicher die Begegnungen werden, desto mehr treten die geographischen, architektonischen und kulturellen Besonderheiten der Mittelmeerstadt mit ihren mehr als 400.000 Einwohnern in den Vordergrund. Wie Essen und das Ruhrgebiet liegt Tel Aviv in einer Metropolregion: 1909 wurde die Stadt als erste jüdische Stadt der Neuzeit gegründet und 1949 mit der Stadt Jaffa (Yafo) vereinigt. So leben heute im Großraum Tel Aviv knapp 3,8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner.
Bedeutendster Bildungsstandort Israels
Neben einem stark ausgeprägten Dienstleistungssektor floriert in Tel Aviv-Yafo die Textil- und Chemieindustrie. Dort befinden sich auch die israelische Börse und mehrere große Banken. Wichtig für die städtische und staatliche Wirtschaft sind der internationale Flughafen Ben Gurion, die Messe und ein Überseehafen für den Export in alle Welt. Mit vier Universitäten, darunter die größte Universität Israels, und einem Dutzend weiteren Hochschulen ist die Stadt außerdem der bedeutendste Bildungsstandort des Landes. Herausragend ist außerdem die sogenannte Weiße Stadt, die in den 1930er Jahren überwiegend im Bauhaus- und Internationalen Stil errichtet wurde.