Am 23. Mai 1949 trat mit dem "Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland" unsere bis heute gültige Verfassung in Kraft. Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums im vergangenen Jahr hat das Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv (HdEG) eine Ausstellung erarbeitet, die erstmals die bislang unbekannten stadtgeschichtlichen Bezüge bei der Entstehung der Bundesrepublik aufdeckt und vermittelt.
Denn mit dem ehemaligen Essener Oberbürgermeister Heinz Renner (KPD), der katholischen Frauenrechtlerin und Sozialpolitikerin Helene Weber (CDU) und dem Stadtdirektor Friedrich Wolff (SPD) lebten damals drei Mitglieder des Parlamentarischen Rates in Essen. Vermittelt über ihre Biographien rekonstruiert die Ausstellung die historischen Rahmenbedingungen der Entstehung unserer Verfassung und schafft hier einen persönlichen Zugang. Dabei wird das Grundgesetz als historische Errungenschaft von höchster Aktualität und existenzieller Bedeutung für unseren demokratischen Staat und unsere freiheitliche Gesellschaft dargestellt. Besonderes Augenmerk wird auf die Grundrechte gelegt.
Die 11 Roll-Ups (H x B 200 x 100 cm) umfassende Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert, deren Inhalte nicht an das Jubiläumsjahr gebunden sind. Sie soll an möglichst vielen Orten in der gesamten Stadt Essen gezeigt und einem möglichst breiten Adressatenkreis zugänglich gemacht werden. Hauptzielgruppe sind jedoch die weiterführenden Schulen in Essen, welche die Ausstellung und das Begleitprogramm in den Unterricht einbinden können.
Insgesamt gibt es fünf Ausstellungs-Sets, so dass die Ausstellung an maximal fünf Orten gleichzeitig gezeigt werden kann. Ein Set ist dauerhaft im Foyer des HdEG aufgestellt. Die Ausstellung kann hier während der Öffnungszeiten (Di, Mi 9:00-15:30 Uhr, Do 9:00-18:00 Uhr) besucht werden. Kostenlose Führungen durch die Ausstellung können ebenfalls gebucht werden.
Die übrigen Sets können von Interessierten für einen Leihzeitraum von mindestens zwei Wochen von Selbstabholern kostenfrei im HdEG ausgeliehen werden.
Das archivpädagogische Begleitprogramm
Um gezielt Schülerinnen und Schüler anzusprechen, wurde ein digitales archivpädagogisches Begleitprogramm zur Ausstellung entwickelt, das im Sinne demokratischer Teilhabe auf Partizipation und Dialog abzielt. Das Grundgesetz und die hier verankerten Grundrechte sind eine Reaktion auf das Scheitern der Weimarer Republik und die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten. Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich jeweils mit einzelnen Grundrechten und arbeiten anhand von Quellen aus dem HdEG konkrete Themen und Beispiele auf. Diese zeigen, wie die Nationalsozialisten auch in unserer Stadt die Grundrechte missachtet und systematisch ausgehebelt haben.
Ihre Ergebnisse bereiten die Schülerinnen und Schüler multimedial auf und veröffentlichen sie auf der digitalen Pinnwand Task Cards. Nach und nach füllt sich diese mit unterschiedlichsten Beispielen aus der Essener Stadtgeschichte und es entsteht begleitend eine kollaborative, von den Schülerinnen und Schülern selbst erarbeitete Ausstellung zur NS-Erinnerungskultur.
Bislang haben bereits ca. 150 Schülerinnen und Schüler aus den folgenden Schulen an dem Programm teilgenommen: Don-Bosco-Gymnasium, Gymnasium Borbeck, Mädchengymnasium Borbeck, Gymnasium am Stoppenberg, Gustav-Heinemann-Gesamtschule.