Erasmus+ - Aufenthalt in Danzig (Polen)

Elena Sophie Schiffers, Auszubildende der Stadt Essen, berichtet über ihren Aufenthalt in Danzig im Rahmen von "Essen Goes Global"

Im Rahmen meiner Ausbildung hatte ich die Möglichkeit vom 16. - 27.03.2025 am Erasmus+-Austauschprogramm in der Stadtverwaltung von Danzig teilzunehmen. Ziel des Aufenthalts war es, die polnische Verwaltungsstruktur kennenzulernen, sie mit der deutschen zu vergleichen und wertvolle interkulturelle Erfahrungen zu sammeln. Diese Zeit war geprägt von interessanten Einblicken, lehrreichen Gesprächen und dem Austausch mit polnischen Kollegen. Nachfolgend werde ich meine Erlebnisse und Erkenntnisse ausführlich schildern.

Sonntag, 16.03. – Anreise und erste Eindrücke

Am Sonntag reiste ich gemeinsam mit Maximilian Strehlau mit dem Flugzeug nach Danzig. Nach der Ankunft nutzte ich die Zeit, um mich in der Stadt zu orientieren und erste Eindrücke zu gewinnen. Die historische Altstadt mit ihrer beeindruckenden Architektur vermittelte sofort ein Gefühl der kulturellen Tiefe dieser Stadt.

Montag, 17.03. – Formalitäten und Stadtrundgang

Der erste Tag begann mit organisatorischen Formalitäten im Urząd Miejski (Stadtamt Danzig). Katarzyna Komenda, meine Ansprechpartnerin, führte mich durch den Prozess und stellte sicher, dass ich alle notwendigen Informationen erhielt. Anschließend nahm ich an einer 3,5-stündigen Stadtführung teil, bei der mir die Geschichte Danzigs sowie die wichtigsten Sehenswürdigkeiten nähergebracht wurden. Dies half mir, ein besseres Verständnis für den kulturellen Hintergrund der Stadt zu entwickeln. 

Dienstag, 18.03. – Verwaltungsstrukturen und Unterschiede zwischen Deutschland und Polen

An diesem Tag hatte ich die Möglichkeit, an einem Meeting mit den Abteilungsleitungen der Stadtverwaltung teilzunehmen. Hier wurden die Aufgaben des Bürgeramts in Essen und die Tätigkeiten in der polnischen Verwaltung verglichen. Besonders spannend war die Analyse der Unterschiede in den Verwaltungsstrukturen beider Länder. Im Anschluss folgte ein Rundgang durch das Stadtamt, bei dem alle Abteilungen und deren Zuständigkeitsbereiche vorgestellt wurden.

Mittwoch, 19.03. – Einblicke in das Meldewesen und Archivarbeit

Ich hatte die Gelegenheit, die Abteilung für Personalausweise zu besuchen. Dabei konnte ich die Abläufe sowohl im Front Office als auch im Back Office beobachten. Hier zeigte sich ein deutlicher Unterschied zur deutschen Arbeitsweise, insbesondere hinsichtlich der digitalen Prozesse. Ein weiteres Highlight des Tages war der Besuch des Archivs, wo ich alte Akten von 1935 bis 2016 einsehen konnte. Dies ermöglichte mir, die Entwicklung des polnischen Personalausweises über die Jahrzehnte hinweg nachzuvollziehen.

Donnerstag, 20.03. – Vergleich des Meldewesens

Ich verbrachte den Tag in der Abteilung für Meldewesen und konnte die Prozesse zur Anmeldung und Adressverwaltung in Polen näher kennenlernen. Ein wesentlicher Unterschied zur deutschen Praxis besteht darin, dass Ummeldungen in Polen selten erfolgen und Bürger mehrere Adressen gleichzeitig haben können. Die Abmeldung von Amts wegen gestaltet sich in Polen als besonders schwierig, da sie oft einen langen juristischen Prozess erfordert.

Freitag, 21.03. – Bürgerkommunikation und Krisenmanagement

Ich besuchte das Gdańskie Centrum Kontaktu, welches rund um die Uhr Bürgeranliegen entgegennimmt und an die zuständigen Stellen weiterleitet. Besonders eindrucksvoll war das Videoüberwachungskoordinierungszentrum, in dem der Straßenverkehr beobachtet und Ampelschaltungen angepasst werden, um Staus zu vermeiden. Hier zeigte sich eine starke Verzahnung von Verwaltung und moderner Technologie.

Montag, 24.03. – Kulturelle Einblicke: Shakespeare-Theater

Ein kulturelles Highlight war die Führung durch das Shakespeare-Theater in Danzig. Besonders faszinierend war das aufklappbare Dach, das Open-Air-Aufführungen ermöglicht. Das Theater verbindet moderne Technik mit historischer Tradition, was ein eindrucksvolles Zusammenspiel aus Vergangenheit und Gegenwart darstellt. Später nahm ich an einem Meeting zur Stadtverwaltung von Danzig und Essen teil, bei dem erneut strukturelle und organisatorische Unterschiede beleuchtet wurden.

Dienstag, 25.03. – Internationaler Austausch und Projektreflexion

Ich hatte die Gelegenheit, mit Herrn Maciej Buczkowski, dem stellvertretenden Direktor des Präsidialamtes, zu sprechen. Unser Gespräch drehte sich um die internationalen Kooperationen Danzigs und die Partnerschaften mit anderen Städten. Dabei reflektierten wir gemeinsam meine bisherigen Erfahrungen und diskutierten, welche Aspekte mich besonders überrascht oder beeindruckt haben. Dies war eine wertvolle Gelegenheit, um ein tieferes Verständnis für interkommunale Zusammenarbeit zu gewinnen.

Mittwoch, 26.03. – Präsentation und Abschlusszeremonie

Am vorletzten Tag hielt ich eine PowerPoint-Präsentation über die Stadt Essen, das Bürgeramt und die Unterschiede zur Stadtverwaltung in Danzig. Dabei konnte ich meine Erkenntnisse aus dem Austausch präsentieren und mit den Zuhörern diskutieren. Zum Abschluss des Programms fand eine feierliche Verabschiedung statt, bei der Gastgeschenke der Stadt Essen überreicht wurden. Ich bedankte mich für die herzliche Aufnahme und die spannenden Einblicke in die polnische Verwaltung.

Donnerstag, 27.03. – Rückreise nach Deutschland

Nach einem erkenntnisreichen Aufenthalt kehrte ich nach Deutschland zurück. Die gesammelten Erfahrungen werden mir nicht nur fachlich, sondern auch persönlich von großem Nutzen sein.

Mein Aufenthalt in Danzig war eine äußerst bereichernde Erfahrung. Ich konnte nicht nur wertvolle Einblicke in die polnische Verwaltungsstruktur gewinnen, sondern auch interkulturelle Kompetenzen ausbauen. Der Austausch mit den polnischen Kollegen hat mir verdeutlicht, wie unterschiedlich Verwaltungsprozesse in verschiedenen Ländern gestaltet sein können und welche Herausforderungen damit verbunden sind. Besonders beeindruckt haben mich die Offenheit und Gastfreundschaft meiner polnischen Gastgeber sowie die Innovationskraft der Stadtverwaltung Danzig. Ich bin dankbar für diese Möglichkeit und werde die gewonnenen Erkenntnisse in meiner weiteren beruflichen Laufbahn nutzen.

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