Wir alle sind Essen - Gemeinsam für ein friedliches Miteinander

Eindrücke vom 1. Aktionstag und der Demokratiekonferenz

1. Aktionstag und Demokratie­konferenz am 14. Juni 2024

Rund 1.100 Teilnehmende haben über den Tag verteilt am Freitag, 14. Juni 2024, beim 1. Aktionstag "Wir alle sind Essen – Gemeinsam für ein friedliches Miteinander" mitgemacht. Es gab Aktionen an Schulen, der Universität Duisburg-Essen und eine Demokratie­konferenz auf PACT Zollverein.

Der Aktionstag beinhaltete ergänzend zum Programm auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein unter anderem eine Kinder­vorlesung an der Universität Duisburg-Essen zum Thema "Demokratie & Du – Politik im Fokus", an der 220 Grundschul­kinder teilnahmen. Auch ein "Demokratie"-Planspiel absolvierte eine Schulklasse an der eigenen Schule. Bei der Demokratie­konferenz kamen dann Menschen unterschied­lichster Alters­gruppen aus vielen Essener Stadtteilen, Vereinen und Gemein­schaften zusammen. Sie konnten Eindrücke aus 40 Workshops und Dialog­gruppen, bei Vorträgen, auf dem Markt der Möglichkeiten und von dem Abschluss­konzert mitnehmen. Die Teilnehmenden sind miteinander in den Dialog gekommen und setzten gemeinsam ein Zeichen für ein friedliches Miteinander.

"Unsere Demokratie muss jeden Tag neu mit Leben gefüllt werden. Sie braucht Menschen, die sich für sie einsetzen, sie leben, erhalten und gestalten wollen. Demokratie lebt vom Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Ich bin stolz, dass dieses Engagement in Essen groß ist. Ohne dieses Engagement wäre auch die heutige Veranstaltung und die Demokratie­konferenz nicht möglich gewesen. Wir wollen gerade in der aktuellen, angespann­ten Lage gemeinsam ein Zeichen setzen und den Zusammen­halt in der Stadt­gesell­schaft stärken", so Oberbürgermeister Thomas Kufen. "Mein herzlicher Dank geht an alle Referen­tinnen und Referenten, Spon­sorinnen und Sponsoren und alle weiteren Beteiligten und Mitwir­kenden vor und hinter den Kulissen. Es wurden beste Voraus­setzungen geschaffen, um über diesen Tag hinaus Impulse für die Stadt­gesell­schaft zu setzen. Schließlich ist Demokratie das, was wir daraus machen!"

Themen und Beratungsangebote

Die Bandbreite der behandelten Themen bei der Demokratie­konferenz reichte von Antisemitismus und anti-muslimischen Rassismus an Schulen, in den Medien und in der Sprache über die aktuellen Erscheinungs­formen des Rechts­extremismus in Essen bis hin zur Demokratie­bildung. Verschwörungs­theorien wurden analysiert und es wurde unter anderem über Hate Speech im Netz – und was dagegen unter­nommen werden kann – gesprochen. Neben den vielfältigen Workshops gab es Dialog­gruppen, in denen in kleiner Runde die Themen angesprochen werden konnten, die die Teilneh­menden bewegten. Auf dem Markt der Möglichkeiten haben unterschiedliche Essener Projekte und regionale Initiativen, die sich tagtäglich für ein friedliches Miteinander einsetzen, Best-Practice-Beispiele und ihre Beratungs­angebote vorgestellt.

Demokratiekonferenz: Vorträge, Diskussion und Dialog

230 Schüler*innen starteten am Morgen auf PACT Zollverein mit einem Vortrag von Rafid Kabir. Der 21-jährige Content Creator sprach von seinen Erfahrungen in den Sozialen Medien und appellierte, die freiheitliche Demokratie zu wahren und sich als zu beteiligten. Danach besuchten die Schulklassen verschiedene Workshops. Im Laufe des Tages starteten dann die Angebote für Fachkräfte, Multiplikatorin­nen*Multiplika­toren und alle Interessierten. Prof. Dr. Karim Fereidooni referierte zum Thema "Antimus­limischer Rassismus. Eine deutsche Bilanz" und forderte Gelegenheiten, bei denen Menschen aus verschiedenen Communities die Lebens­realitäten der "anderen" kennen­lernen können.

Der Gründer des Recherche­netzwerks Correctiv, David Schraven, sprach sich dafür aus, die Demokratie wehrhaft zu verteidigen: "Wichtig sind Aufklärung, Information, Beteiligung – und Mut, sich Konflikten zu stellen und hinzuschauen, was die Menschen bewegt." Beiträge mit Inhalten gruppenbezogener Diskriminierung und Menschen­feindlichkeit in sozialen Medien würden sehr schnell viral gehen und benötigen staatliche Regulierung und Verpflichtungen. Jörg Rensmann, Projektleiter der Recherche- und Informations­stelle Antisemitismus in NRW (RIAS) stellte Erkenntnisse aus dem neuen RIAS-Jahresbericht vor: "Antisemitismus betrifft alle Milieus und ist ein gesamt­gesellschaft­liches Problem." Dem sei mithilfe didaktischer, faktenbasierter Maßnahmen beizukommen.

Zusammenfassung und Ausblick

Am Abend wurde in einem Abschluss­plenum mit Muchtar Al Ghusain, Geschäftsbereichs­vorstand für Jugend, Bildung und Kultur, Dr. Diana Matut, Leiterin Alte Synagoge Essen, Marion Greve, Superintendentin des Kirchen­kreises Essen und Sprecherin der Essener Allianz für Weltoffen­heit, sowie Dr. Christian Drepper, E.ON SE, der Tag im Plenum zusammengefasst und mit allen Anwesenden reflektiert.

Muchtar Al Ghusain bedankte sich für die ernsthaften Dialoge in den Workshops und Dialog­gruppen: "Ich freue mich, dass unser Konzept aufgegangen ist, zahlreiche junge und erwachsene Bürgerinnen und Bürger aus den unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen zur Teilnahme zu motivieren." Marion Greve wies auf die riesigen Heraus­forderun­gen für unsere Demokratie von innen und außen hin, der sich die Allianz für Weltoffen­heit auch stellen müsse und warb um Solidarität untereinander. Mehr Räume für Begegnung und offene Türen wünschte sich Dr. Diana Matut, die weiter mit ihrem Team im Rahmen der Bildungsarbeit die jüdische Kultur in die Stadt tragen will. Dr. Christian Drepper verwies darauf, dass Unternehmen Labore für Demokratie seien: Bildung, Offenheit für Integration und Begegnung finde am Arbeitsplatz statt. Respekt füreinander sei Grundlage von Demokratie, gemeinsames Tun sei Grundlage für Respekt.

Der Aktionstag bildete den Auftakt zu einem systema­tischeren Dialog und zur Weiter­führung der Aktion "Wir alle sind Essen – Gemeinsam für ein friedliches Miteinander“. Anregungen der Teilnehmen­den für künftige Veranstal­tungen, wie die Einbindung anderer Diversity-Perspektiven, wurden aufgenommen. Den Abschluss der Demokratie­konferenz bildete das Konzert der israelisch-iranischen Gruppe SISTANAGILA mit der Künstlerin Nora Thiele.

Initiiert hat diesen Tag der Zusammen­schluss der Stadt Essen mit der Essener Allianz für Weltoffenheit sowie PACT Zollverein, mit Unterstützung der E.ON SE. Damit wurde der Startschuss für ein nachhaltiges Aktions­programm gegeben. Ziel der Initiative ist es, den Zusammen­halt in der Stadt zu stärken und gemeinsam ein Zeichen für ein friedliches Miteinander zu setzten.

Wir alle sind Essen - Gemeinsam für ein friedliches Miteinander

"Menschenwürde, Demokratie und Rechtsstaat sind unverhandel­bar! Wir stehen ein für eine Gesellschaft, die in gegenseitigem Respekt friedlich zusammen­leben will – auf der Basis unserer freiheitlich-demokratischen Grund­ordnung." – Thomas Kufen, Oberbürgermeister der Stadt Essen
"Demokratie bedeutet für mich, in Gesprächen gut zuzuhören, Stellung zu beziehen und nach Kompromissen zu suchen." – Marion Greve, Superintendentin des Kirchen­kreises Essen und Sprecherin der Essener Allianz für Weltoffenheit
"Demokratie ist kein Geschenk des Himmels, sondern ein Auftrag an uns alle, sie zu verteidigen und täglich zu leben." – Muchtar Al Ghusain, Beigeordneter für Jugend, Bildung und Kultur der Stadt Essen
"In der heutigen Zeit, in der die Demokratie weltweit zunehmend bedroht wird, ist es umso wichtiger, dass wir gemeinsam unsere demokra­tischen Werte und unsere Freiheit verteidigen. Nur Miteinander und mit gesellschaftlichem Zusammen­halt können wir erfolgreich unseren Frieden und somit unsere Zukunft und die Zukunft unserer Kinder in einer demokra­tischen Welt sichern."
– Galina Borchers, Leiterin des Kommunalen Integrations­zentrums der Stadt Essen
"Weltoffenheit und Toleranz sind Grundpfeiler der Werte der Universität Duisburg-Essen, die sich dem Leitspruch "offen im Denken" verpflichtet fühlt. Das friedliche Miteinander von Menschen unterschiedlicher Nationalität, Religion, ethnischer Zugehörigkeit und Orientierung ist hierbei Wesensmerkmal von Forschung und Lehre." – Prof. Dr. Stefan Rumann, Prorektor für Studium, Lehre und Bildung der Universität Duisbug-Essen
"Die vorurteilsfreie Begegnung der Menschen und das Respektieren von unterschiedlichen Meinungen sind wichtige Pfeiler unserer Demokratie. Daher setzte ich mich für das friedvolle Zusammenleben der Kulturen und Religionen in Essen ein."– Yilmaz Agirman, Vorstandsmitglied des Essener Verbund der Immigrantenvereine e.V.

Wie geht es weiter?

Ziel des Aktionstages ist es, Impulse in die Stadt­gesell­schaft zu geben, wie wir den Zusammen­halt in Essen stärken können und wie ein friedliches Miteinander gelingen kann. Dieses wollen wir gemeinsam mit Hilfe aller gesell­schaft­lichen Akteure weiter­verfolgen.

Hintergrund

In einer Zeit, in der die Grundwerte der Demokratie zunehmend heraus­gefor­dert werden, ist es entscheidend, sich gemeinsam für die Stärkung demokra­tischer Prinzipien einzusetzen – für eine Kultur des Respekts, des Dialogs und der Zusammen­arbeit. Diskriminierung und jegliche Form von Menschen­feindlich­keit dürfen in Essen keinen Platz haben.
Die seit dem 7. Oktober 2023 zunehmende Eskalation des Nahost­konfliktes und die Vielzahl ziviler Opfer auf beiden Seiten ruft weltweit starke Reaktionen hervor und beschäftigt viele Menschen in Essen. Zusätzlich beunruhigen weitere gesell­schaft­liche und politische Entwick­lungen in Deutschland die Menschen. Es wird daher immer wichtiger, sich für Menschen­rechte und gegen jede Form von Rassismus und Diskrimi­nierung zu wenden und sich insbesondere mit Themen wie Antisemitismus, anti-muslimischer Rassismus, aber auch Rechts­extremismus noch intensiver und kontinuierlicher aus­einander­zusetzen. Aus diesem Grund hat die Stadt Essen gemeinsam mit allen Mitglieds­organisatio­nen der Essener Allianz für Weltoffenheit, Solidarität, Demokratie und Rechtsstaat – gegen Intoleranz, Menschen­feindlich­keit und Gewalt sowie PACT Zollverein die Initiative "Wir alle sind Essen – Gemeinsam für ein friedliches Miteinander" gegründet.


Im PACT Zollverein fand am 14. Juni 2024 die Demokratie­konferenz statt.


Oberbürgermeister Thomas Kufen beim 1. Aktionstag "Wir alle sind Essen - Gemeinsam für ein friedliches Miteinander".


Eröffnung der Demokratie­konferenz auf PACT Zollverein mit (v.r.n.l.) Oberbürgermeister Thomas Kufen, Jürgen Schmidt, Stadtdechant Bistum Essen, Marion Greve, Superintendentin des Kirchen­kreises Essen und Sprecherin der Essener Allianz für Weltoffen­heit, Dirk Mrosek, Deutscher Gewerk­schafts­bund Region Mülheim-Essen-Oberhausen, und Muchtar Al Ghusain, Geschäfts­bereichs­vorstand für Jugend, Bildung und Kultur.

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