Planungsaufgabe
Die Stadt Essen beabsichtigt auf dem Grundstück des bestehenden Leibniz-Gymnasiums an der Stankeitstraße 22 einen Erweiterungsneubau und zwei Zweifeld-Sporthallen zu errichten. Der Unterricht des Gymnasiums findet zurzeit an zwei Standorten statt. Die Jahrgangsstufen 7 bis 10 und die Sekundarstufe II sind am Hauptstandort an der Stankeitstraße untergebracht. Die Jahrgänge 5 und 6 werden am Abzweig an der Mallinckrodtstraße 11 unterrichtet. Durch die Neuorganisation des Schulgeländes und die bevorstehende Erweiterung können alle Jahrgangsstufen an einem Standort unterrichtet werden.
Die Neubauten werden im laufenden Schulbetrieb errichtet. Die Bestandsgebäude auf dem Schulgelände werden bis auf das Hauptschulgebäude abgebrochen. Die freiwerdenden Flächen werden für den Erweiterungsschulbau und die zwei Doppelsporthallen genutzt. Auf dem Nachbargrundstück an der Waisenstraße sollen das Umkleidegebäude für die sportlichen Nutzungen und die Freilufthalle ersetzt werden.
Die Erweiterung wird nach den Essener Schulbauleitlinien geplant. Das Gymnasium wird für 1.200 Schüler*innen, 110 Lehrende und Beschäftigte ausgelegt sein. Der Neubau soll nachhaltig sein und das Zertifikat „Silber“ gemäß Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) des Bundes erhalten.
Im Wettbewerbsverfahren wurden Fachplanungsteams aus den Bereichen Architektur und Landschaftsarchitektur in einer europaweiten Bekanntmachung zur Teilnahme am Verhandlungsverfahren mit vorgelagertem Planungswettbewerb aufgefordert. Der Wettbewerb wurde als nichtoffener, anonymer Realisierungswettbewerb nach den Regeln für Planungswettbewerbe (RPW 2013) durchgeführt. Aus den 147 eingegangenen Bewerbungen wurden zunächst 20 Arbeitsgemeinschaften aus Architekten und Architektinnen sowie Landschaftsarchitekten und Landschaftsarchitektinnen als Teilnehmende des Realisierungswettbewerbs ausgewählt. Insgesamt 18 Teilnehmende am Wettbewerb haben Entwürfe eingereicht. Für Preise und Anerkennungen standen dem Preisgericht insgesamt 270.000 Euro exklusiv Mehrwertsteuer als Wettbewerbssumme zur Verfügung. Davon erhielten die Teilnehmenden als Aufwandsentschädigung für eine fristgerecht eingereichte und vom Preisgericht zugelassene Arbeit jeweils netto 5.556 Euro. Mit dem Wettbewerbsmanagement wurde das Büro Hille Tesch Architekten und Stadtplaner PartGmbB aus Ingelheim beauftragt.
Der erste Preis
Der Entwurf des Planungsteams karlundp Gesellschaft von Architekten mbH, München mit TOPOS Stadtplanung Landschaftsplanung Stadtforschung, konnte das Preisgericht unter Vorsitz des Kölner Architekten Martin Halfmann mit großer Mehrheit überzeugen und wurde mit dem 1. Preis ausgezeichnet, der mit 80.000 Euro exklusiv Mehrwertsteuer dotiert war.
Dem Planungsteam gelang es nach Meinung des Preisgerichts in hervorragender Weise die unterschiedlichen Anforderungen der Planungsaufgabe umzusetzen:
„Die Erweiterung des Neubaus und der direkte Anschluss an den Altbau über das verklinkerte Sockelgeschoss ist nachvollziehbar und kann den städtebaulichen Bezug zum Ort aufbauen. Die Setzung der beiden Baukörper auf dem Sockelgeschoss nimmt dem Volumen seine Dominanz und fügt es somit gut in die städtebauliche Struktur ein. Die Grundstruktur des Gebäudeentwurfs mit den nebeneinanderliegenden Sporthallen, die nur mit ihren Prallwänden im Boden eingebaut sind, kann überzeugen. Die Zugangssituation über den kleinen Eingangshof ist gut proportioniert. Das Grundlayout der Schule ist gut entworfen. Der Bezug zu den nutzbaren Dachterrassen verspricht weitere Qualitäten. Bibliothek und Lehrerzimmer sind gut positioniert. Die Erschließung des Neubaus wird über zwei großzügige Treppenhäuser gut gelöst. Die autarke Erschließung der Sportbereiche ist gesichert. Über ein leichtes neues Dach wird das Vereinsheim mit seinen Nebenräumen zu einem Ensemble zusammengefasst.
Insgesamt verfügt die Arbeit über einen geringen Energiebedarf im Vergleich des Entwurfsfeldes. Die Nutzungen sind durch den angemessenen Fensterflächenanteil, den gut proportionierten Lichthöfen und der gleichmäßigen Fassadenausbildung gut mit Tageslicht versorgt. Auch die Lüftungsquerschnitte und ihre Anordnung sind positiv zu beurteilen und begünstigen die natürliche Belüftung.
Jedoch entsteht durch die Eingrabung der zwei Sporthallen und dem aufgesetzten Schulbaukörper ein großer Ressourcenverbrauch und somit hohe Treibhausgasemissionen in der Herstellung. Auch bedingt die getrennte Anordnung der Sporthallen eine hohe Flächenversieglung, welche eine klimaresiliente Außenraumgestaltung erschwert und den Baumbestand übergeht. Der Schulbaukörper in Holzmassivbauweise versucht dem Ressourcenverbrauch entgegenzuwirken. Die großzügigen Dachflächen in Kombination mit dem geringen Energiebedarf führen zu einem hohen Strom-Eigendeckungsgrad und kann die Treibhausgasemissionen im Betrieb reduzieren. Der Entwurf stellt einen sehr guten Beitrag im Wettbewerb dar."
Der zweite Preis
Der zweite Preis und ein Preisgeld von 50.000 Euro ging an das Team Farwick Grote Partner Architekten BDA Stadtplaner PartmbB aus Ahaus mit Chora Blau Landschaftsarchitektur Bodem Cordes Ney Schmidt PartG mbB aus Hannover.
Anerkennung
Jeweils 20.000 Euro erhielten die Teams LH Architekten Landwehr Henke + Partner mbB, Hamburg mit GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB, Kassel,
sowie röcker gork architekten partgmbb, Stuttgart mit RSP Freiraum GmbH, Dresden für ihre mit zwei gleichwertigen Anerkennungen ausgezeichneten Entwürfe.