Amtsbücher aus dem
Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv

Bereits im Spätmittelalter wurden von der Stadt Essen Aufzeichnungen in gehefteter oder gebundener Form – häufig jahrgangsweise – geführt, die sog. Amtsbücher. Im Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv sind seit Mitte des 14. Jahrhunderts mehrere Amtsbuchserien überliefert, deren Quellenwert aufgrund ihres massenhaft gleichförmigen Charakters lange verkannt wurde, die aber für die stadtgeschichtliche Forschung von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind. Die ältesten Amtsbücher im Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv sind die Stadtrechnungen, die 1350 einsetzen und von 1450 bis 1800 nahezu vollständig überliefert sind. Sie verzeichnen die städtischen Einnahmen und Ausgaben und sind damit grundlegende Quellen für die Sozial-, Wirtschafts-, Verwaltungs- und Finanzgeschichte des Mittelalters und der frühen Neuzeit.

Der Rentmeister

Oberster städtischer Finanzbeamter war der Rentmeister, ein Amt, das bis 1480 einer der beiden Bürgermeister ausübte. Seitdem wurde für dieses Amt jeweils ein Ratsherr bestimmt. Die Rechnungslegung geschah im Frühjahr vor dem Rat und den sog. Vierundzwanzigern, eine Art Finanzausschuss unter Beteiligung der Mittelschicht, der seit dem frühen 15. Jahrhundert in Essen nachweisbar ist und die Kontrolle des Rates beanspruchte.

Die Rechnungsbücher wurden meist vom Stadtschreiber geführt.

Erbkaufbücher

Eine weitere, bedeutende Amtsbuchserie im Stadtarchiv Essen bilden die Erbkaufbücher, deren Überlieferung im Jahr 1450 beginnt und im Jahr 1801 endet. Die als Erbkaufbücher bezeichneten chronologisch angelegten Register sind privatrechtliche Amtsbücher der Ratskanzlei, die Einträge über Rechtsgeschäfte Essener Bürger vor dem Rat (vor allem Haus- und Grundstückskäufe) enthalten. Ähnlich wie die berühmten Kölner Schreinsbücher, die bereits im 12. Jahrhundert einsetzen, sind die Erbkaufprotokolle Vorläufer der heutigen Grundbücher. Mit Hilfe der Erbkaufbücher lassen sich die Besitzverhältnisse und -verschiebungen in der Stadt Essen seit dem späten Mittelalter bis zum Ende des Alten Reiches nachvollziehen.

Stadtrechnung

Die Stadtrechnung des Jahres 1381/82 ist quasi die erste Erwähnung des Stadtarchivs. Dort wird die Ausgabe von zwei Pfennigen vermerkt "vor eyne dose to breyven" (ein Behältnis für die Briefe). Der Rat der Stadt Essen hat also bereits vor fast 740 Jahren eine Archivtruhe für die langfristige, sichere Aufbewahrung der städtischen Urkunden im Rathaus angeschafft. Die Keimzelle für das heutige Stadtarchiv, das heute noch städtische Urkunden aus der Zeit des Mittelalters bewahrt, wurde hier gelegt.

Stadtrechnung des Jahres 1381/82
Signatur: Rep. 100 Nr. 860, Bl. 9r. Erbkaufbuch (1497-1520).
Signatur: Rep. 100 Nr. 315

Das Erbkaufbuch aus dem Zeitraum 1497 bis 1520 war im Lauf der Zeit schwer beschädigt worden. Der Einband war zerrissen und das Buch konnte nicht mehr genutzt werden. In mühevoller, zeitaufwändiger Kleinarbeit ist das Erbkaufbuch von der Restauratorin im Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv restauriert worden. Dabei hat es unter Verwendung der ursprünglichen Schließen einen neuen Ledereinband erhalten.

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