Paul Maik wurde am 24.09.1891 in Golzau in der Nähe von Danzig geboren. Mit 16 Jahren zog er nach Essen, um Arbeit zu suchen. Ab dem Jahr 1919 arbeitete er bis zu seiner Pensionierung bei der Firma Krupp. Über fünfzig Jahre lang verfasste er kurze Notizen zu allem, was ihm bemerkenswert erschien. So stehen persönliche Aufzeichnungen, zum Beispiel über Geburtstage oder Familienfeiern, neben Notizen über aktuelle, vor allem politische Zeitereignisse. Eine wichtige Rolle spielten für Paul Maik offenbar Daten und Zahlen. So hielt er etwa Aufzeichnungen über das Wetter genauso fest wie die Lebensmittelpreise, über die er detaillierte Preisübersichten erstellte. Das vorliegende Exponat bezieht sich auf Ereignisse im Dezember 1940. Auf der linken Seite wird ein Ausschnitt zu den Luftangriffen in Essen präsentiert:
"20.12.40 Fliegerallarm Morgens von 8-8.20
21.12.40 Fliegerallarm von 6-8.15 Morgens. Bomben geworfen in Essen-West, Borbeck, Ellernplatz
[…]
21. auf 22.12. Nachts war 4 mal Fliegerallarm in Essen. Die ganze Nacht konnte man Feindliche Flieger hören u. Flackfeuer
31.12.40 Silvesterabend Zuhause gewesen. 12 Uhr der Nachbarschaft ein Prosit Neujahr gewünscht. Keine Flieger dagewesen."
Auszug aus dem Aufschreibebuch des Kruppfabrikarbeiters Paul Maik (1940).
Signatur: 643
Nr. 1.
Auf der rechten Seite befindet sich ergänzend eine Kriegschronik aus dem Jahr 1940. Das Aufschreibebuch spiegelt das Leben eines Fabrikarbeiters aus dem 20. Jahrhundert wider. Es bildet einen Kontrast zu der zuvor präsentierten bürgerlichen Familie Sölling. Während das Gästebuch die Schwerpunkte Kultur, Musik, Kunst und Schauspiel beinhaltet, werden in dem Aufschreibebuch des Paul Maik das Alltagsleben sowie die Leiden und Freuden eines Menschen aus der Arbeiterklasse thematisiert.
Siehe auch die Quellenedition: Berger, Stefan, Steuwer, Janosch, Wisotzky, Klaus, Zur Erinnerung. Das Aufschreibebuch des Krupparbeiters Paul Maik, Münster 2021