Fundstücke aus dem Archiv

Pessach

22.04.2024

In der Essener Synagoge waren die großen Buntglasfenster auf der Empore jüdischen Festen gewidmet. Eines der Fenster zeigte Symbole für das Pessach-Fest, das an die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei und ihren Auszug aus Ägypten erinnert.

„Das vierte Fenster ist dem Passahfest gewidmet: seine Symbole sind zerbrochene Ketten, junge grüne Ähren mit Frühlingsblumen in einer Vase, die Turteltaube und zwei Verlobungsringe."

Der Sinn der Symbole: Passah ist der Erinnerungstag der Befreiung vom Joche der Ägypter. „Und ich zerbrach die Stangen eures Joches und die Ketten und ließ euch aufrecht gehen.“ - Passah ist auch das Auferstehungsfest in der Natur. Und Gott der Herr befahl, daß man „eine Garbe der Erstlinge der Ernte zum Priester bringe“. „Omer“ heißt die für den Tag bestellte Vase, in der man die Ähren und Blumen auf dem Altar des Herrn darbrachte. „Beachte den Ährenmonat, daß Du Passah in ihm feierst.“ - „Die Zeit der Lieder ist jetzt gekommen und das Turteltäubchen hört man im Lande.“ Das Turteltäubchen des Hohen Liedes Salomons ist das Volk Israel. - Der Lenz ist die Zeit der Liebe. Daher die beiden Verlobungsringe. Der Bräutigam ist Jehova und seine Braut heißt Israel.“

Richard Klapheck zum Pessach-Fenster, in: Die Neue Synagoge in Essen, in: Zeitschrift des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz, Essener Heft, 1928, S. 115f.

Pessach wird acht Tage lang, vom 15. bis zum 22. Nissan, gefeiert. Eines seiner wichtigsten Merkmale ist das Essen von Matzen, dünner Brotfladen, wegen des Verbots, an diesen Tagen Gesäuertes zu sich zu nehmen, also Getreideprodukte, die in irgendeinem Stadium, durch die Einwirkung von Fermenten, Feuchtigkeit oder Hitze einen Gärungsprozess durchgemacht haben. Am Vorabend des Festes wird der Seder (hebr. Ordnung) gefeiert, ein Fest für Familie und Gäste. Die Pessach-Haggadah, eine Erzählung, in der Texte über den Auszug aus Ägypten enthalten sind, wird gemeinsam gelesen, Lieder werden gesungen und symbolische Speisen und Getränke genossen.

2024 beginnt Pessach am Abend des 22. April.

Purim

24.03.2024

Das Fest Purim erinnert an das biblische Buch Ester, in dem berichtet wird, wie Königin Ester die Juden des Persischen Reichs vor der Ermordung rettete. Deshalb ist Purim ein Freudenfest, es gibt Süßigkeiten und Geschenke, und viele Kinder verkleiden sich als Helden aus dieser Geschichte und nehmen an karnevalsähnlichen Umzügen und Theateraufführungen (Purim-Spielen) teil.

1936 verfasste die 10jährige Anneliese Katz ein „Purim-Spiel in 10 Bildern“, das dreimal mit großem Erfolg im Jüdischen Jugendheim aufgeführt wurde. Auf dem Foto stehen die Hauptdarstellerinnen und Hauptdarsteller auf dem Hof der Jüdischen Volksschule in der Sachsenstraße - Anneliese Katz selbst als Königin Ester verkleidet. Eine Kopie des Manuskripts dieses Purim-Spiels ist erhalten und wird in unserem Archiv aufbewahrt.

Anneliese Katz (1925-2016) war die einzige Tochter von Emil und Anna Amalie Katz. Sie erlebte während des Novemberpogroms 1938 in Essen, wie ihr Vater verhaftet und die elterliche Wohnung verwüstet wurde. Einige Monate später schickten ihre Eltern sie zu entfernten Verwandten nach England und retteten so ihr Leben. Sie selbst wurden 1941 ins Ghetto Litzmannstadt deportiert und ermordet. Anneliese Katz heiratete später in London den singhalesischen Arzt Dr. Abraham Ranasinghe und zog mit ihm in seine Heimat Sri Lanka. Dort wurde sie als Anne Ranasinghe die berühmteste Schriftstellerin des Landes.

Purim fällt in diesem Jahr auf den 24. März.

Am 17. März laden wir zum Purim-Familientag in die Alte Synagoge ein!

Lichterfest Chanukka

08.12.2023

Das Foto wurde ca. 1925 aufgenommen und zeigt verkleidete Kinder der Jüdischen Volksschule Essen während der Chanukka-Feier der Jüdischen Gemeinde. Diese Feier fand im Städtischen Saalbau statt. In einem Zeitungsartikel wurde berichtet, dass neben dem dramatischen Märchen, das die Kinder aufführten, auch Gedichte, Lichtanzünden, eine Ansprache des Rabbiners, Turnen, Reigen, ein Festspiel und „allerlei scherzhafte Einlagen“ zum Programm gehörten. In der Mitte stehen hinter einem Chanukka-Leuchter acht weiß gekleidete Kinder mit Kerzen in der Hand, die die acht Tage des Festes symbolisieren.

Chanukka bedeutet „Einweihung“. Das Fest erinnert an die Wiedereinweihung des Jerusalemer Tempels, die im 1. Buch der Makkabäer beschrieben wird. Für den Leuchter im Tempel war nur noch ein Kännchen rituell reines Öl übriggeblieben, dessen Menge üblicherweise nur für einen Tag ausreicht. Dennoch brrannte es jedoch acht Tage lang, bis neues Öl vorhanden war.

Deshalb wird Chanukka acht Tage lang gefeiert. Zum Fest gehört ein spezieller Leuchter mit acht Armen und einem zusätzlichen Arm, dem „Diener“, den man zum Anzünden der anderen Kerzen verwendet. Jeden Tag wird ein Licht mehr angezündet, bis am achten Tag alle Lichter gleichzeitig brennen.

In diesem Jahr beginnt am 8. Dezember das Lichterfest Chanukka.

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