Die Jungbaumpflege hat das Ziel einen Baum zu etablieren, der schön und sicher sowie alt werden kann. Er soll einen hohen Kronenaufbau und eine bruchsichere Kronenarchitektur aufweisen, um in Zukunft wenig Risiko zu verursachen.
Die Jungbäume sollten so wenig wie möglich, aber frühzeitig und gezielt geschnitten werden, damit nur kleine, vollständig verheilende Wunden entstehen. Nur durch dieses stetige und sanfte Eingreifen können ungünstige Entwicklungen verhindert werden, welche eine Gefahr für das Umfeld und für die Gesundheit des Baumes darstellen könnten. Die Grundlage dafür wird bereits in der Baumschule gelegt.
Insgesamt werden in der Stadt Essen zur Zeit 8803 Jungbäume gepflegt, wobei die Anzahl von Jahr zu Jahr weiter steigt. Diese Zahl bezieht sich auf Bäume, die in den Jahren 2010 bis 2019 gepflanzt wurden.
Vorgaben und Leitlinien bei der Jungbaumpflege
Bei der Jungbaumpflege werden unter anderem tote, kranke oder reibende Äste nach bestimmten Vorgaben und Leitlinien geschnitten und Mängel am Baum oder in dessen Umgebung beseitigt. So wird der Baum nach und nach behutsam an seine Funktion herangeführt.
Eine wichtige Rolle spielt hierbei auch das Lichtraumprofil. Das Lichtraumprofil ist derjenige Bereich an Straßen, der freigehalten werden muss, damit sowohl normale PKWs als auch große Fahrzeuge, wie die der Müllabfuhr, ohne Probleme die Straßen befahren können. Damit die Bäume nicht in diesen Bereich hineinwachsen, gibt es den sogenannten Erziehungsschnitt. Hierbei werden rechtzeitig die noch dünnen Äste des Baumes geschnitten, welche voraussichtlich in das Lichtraumprofil hineinwachsen werden. Dadurch, entsteht nur eine kleine Wunde am Baum, die nur ein geringes Risiko für einen Schädlingsbefall birgt. Würde man den Ast schneiden, wenn der Baum bereits ausgewachsen ist, wäre das Risiko viel höher und der Baum würde zu lange brauchen, um sich regenerieren zu können.
Die Jungbaumpflege findet in einem kurzen Turnus statt. Welcher Baum wann, in welchen Umfang und durch wen kontrolliert und bearbeitet wurde, wird lückenlos und fortlaufend dokumentiert, sodass kein Baum vergessen wird.
Der Baum befindet sich so lange in der Jungbaumphase, bis er seine Funktionen am Standort erfüllt. Anschließend verlängert sich das Pflegeintervall. In der Regel wird der Baum in einem Alter von 25 Jahren in die normale Baumpflege übergeben.
Die Jungbaumpflege ist wichtig, um zukünftige Probleme wie zum Beispiel Schädlingsbefall, hervorgerufen durch größere Schnittmaßnahmen, verhindern zu können.
Wässerung von Jungbäumen
Anders als die gut eingewachsenen älteren Bäume haben Jungbäume nach der Pflanzung noch keine eigenen Wurzeln im Wurzelraum außerhalb der Pflanzgrube gebildet, so dass sie sich in Trockenphasen noch nicht selbständig und auskömmlich mit Wasser versorgen können.
Der Klimawandel mit zunehmenden Hitze- und Dürrephasen wie in den zurückliegenden Dürrejahren von 2018-2020 verstärkt die Gefährdung durch Wassermangel.
Zur Sicherung des Anwuchserfolges werden daher alle Jungbäume an Straßen nach der Pflanzung regelmäßig gewässert. Hierzu werden sie mit einer sogenannten Gießmanschette (siehe Foto) ausgestattet. Hierbei handelt es sich um eine ca. 30 cm breite Kunststoffbahn mit 80-100 cm Durchmesser, die um das Stämmchen des Jungbaums eingebaut wird. Für die fachgerechte Montage wird das Bodensubstrat rund um das Stämmchen des Jungbaumes Montage freigelegt und die Gießmanschette montiert.
Die Gießränder sind für die Jungbäume wichtig, damit die rund 100 l je Durchgang benötigte Wassermenge bis zur vollständigen Versickerung in der Pflanzgrube gehalten wird und nicht oberflächig anderweitig abfließen kann. Eine Bepflanzung des Gießkragens ist nicht vorgesehen und auch nicht hilfreich.