Försterin Sally Retz befindet sich im Wald Schetters Busch in Essen und möchte die Gründe und Hintergründe der Waldpflege in unseren städtischen Wäldern beispielhaft erklären.
Welche Maßnahmen sind geplant und warum überhaupt?
Die Bäume stehen sehr dicht – deswegen ist eine Durchforstung geplant. Das Ziel der Waldpflege in Essen ist, die Wälder als naturnahe Ökosysteme weiter zu erhalten und zu gestalten. Das wurde auch in einem Bürger*innenbeteiligungsformat festgelegt. Vielschichtige Waldbestände mit unterschiedlich alten Bäumen sind am widerstandsfähigsten gegenüber Herausforderungen des Klimawandels. Hier befinden sich jedoch nur gleichaltrige Bestände – an den Böden wachsen nur Brombeeren und Hartriegel. Deshalb werden nun erste Lücken geschaffen, um kräftigen Bäumen die Möglichkeit zu geben, stabile Kronen auszubilden und um Licht an die Böden zu lassen, damit sich die neue Waldgeneration ansiedeln kann.
Nach welchen Kriterien werden Bäume ausgewählt?
Weiße Punkte kennzeichnen die Gerüstbäume, die ausgewählt wurden, weil sie besonders vital und stabil sowie im Bereich der Krone gut gewachsen sind. Bäume, die entnommen werden, bedrängen diese Gerüstbäume und nehmen ihnen z.B. Licht weg. Qualität für die Holzverarbeitung spielt keine Rolle. Hier wurde eine Eiche als Gerüstbaum ausgewählt.
Welchen Beitrag leistet der Essener Wald für den Klimaschutz?
Luftreinhaltung, Kühlung, Bodenschutz u.a. an den Hängen, Wasserschutz und -reinigung, Biotop und Artenschutz leisten die Essener Wälder. Und natürlich spielt auch die Erholungsfunktion für Bürger*innen eine große Rolle.
Was sind allgemein die Prinzipien der Waldpflege in Essen?
Folgende Prinzipien gelten für die Essener Wälder: das Dauerwaldprinzip, das Mischwaldprinzip, das Prinzip der Chemiefreiheit, die größtmögliche Bestands- und Bodenschonung und das Prinzip des Vorrangs der Naturverjüngung vor Neupflanzungen. Zudem gibt es Flächen, die aus der Waldpflege herausgenommen wurden, damit sie sich ohne Einfluss der Menschen eigenständig entwickeln, und Waldabschnitte, in denen nach dem Habitat- und Totholzkonzept gearbeitet wird und wo wertvolle Habitate für Käferarten oder Vögel entstehen.
Wird die Waldpflege extern geprüft?
Die Wälder der Stadt Essen tragen das FSC-Siegel und die Einhaltung der Prinzipien wird jährlich durch einen externen Gutachter überprüft.