Das KlimaQuartier Katernberg-Beisen in Essen steht exemplarisch für eine innovative und nachhaltige Quartiersentwicklung und knüpft an die Erfahrungen aus dem KlimaQuartier Bochold an. Finanziert durch das KfW Förderprogramm 432 "Energetische Stadtsanierung" , setzt das Projekt Maßstäbe in den Bereichen Klimaschutz, Energieeffizienz, Klimaanpassung und Bürgerbeteiligung.
Das Quartier wird im Wettbewerb "Prima. Klima. Ruhrmetropole" entwickelt. Im Rahmen des vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen (MHKBD.NRW) ausgerufenen Wettbewerbs konnte sich das Essener KlimaQuartier als ein Gewinnerbeitrag durchsetzen. Aktuell werden acht Energiequartiere erarbeitet. Die Projektskizze zum KlimaQuartier Katernberg-Beisen hat sich mit den Themen Klimaanpassung und Partizipation abgehoben.
Möglichkeiten der Klimaanpassung ist beispielsweise die Einbindung von grüner Infrastruktur - wie Bäume und Grünflächen. Dies wirkt sich nicht nur positiv auf die lokale Biodiverstität aus, sondern senkt auch das Risiko von Hitzeinseln in städtischem Gebiet.
Die Partizipation ist bei allen Maßnahmen ein maßgebliches Standbein, um die Bürger*innen am Prozess zu beteiligen und ein gemeinsames Verständnis zu schaffen. Die diversen Gruppen des Quartiers sollen hierbei auf unterschiedliche Weise adressiert werden.
Auch bereits existierende und laufende Klimaprojekte der Stadtverwaltung Essen fließen in das Konzept ein. Darunter fallen unter anderem das Integrierte Energie- und Klimakonzept der Stadt Essen (IEKK), die Klimaanalyse, das Projekt Dynamikol sowie der Mobilitätsplan. Diese Vorgehensweise wurde bereits bei dem Quartierskonzept für das Eltingviertel erfolgreich umgesetzt.
Projektgebiet
Das Projektgebiet im KlimaQuartier Katernberg-Beisen umfasst 83 Hektar. Auf dieser Fläche leben etwa 4.930 Einwohner*innen. Das Quartier beinhaltet hauptsächlich Wohngebiete und wird um eine Fläche mit Gewerbenutzung erweitert.
Das Gebiet ist unterschiedlich bebaut und wird vielfältig genutzt. Es umfasst neben Ein- und Zweifamilienhaussiedlungen auch Mehrfamilienhäuser, Hochhäuser sowie das erwähnte Gewerbegebiet. Aus dieser Zusammensetzung und der sehr diversen Bewohnerstruktur ergeben sich unterschiedliche Herausforderungen und Potenziale. Diese wirken sich auf die genannten Schwerpunktbereiche des Klimaschutzes, der Energieeffizienz, der Klimaanpassung und der Bürgerbeteiligung aus.
Beteiligung von Bewohner*innen und Akteur*innen
Die Bürgerbeteiligung ist für das Projekt "KlimaQuartier Katernberg-Beisen“ ein wesentlicher Bestandteil. Zur Konzepterstellung ist es wichtig, möglichst viel über den Zustand der Gebäude und die Pläne zur energetischen Sanierung im Projektgebiet zu erfahren. Entsprechende Bedarfe sollen in enger Abstimmung mit den Bürger*innen ermittelt werden. Gerade die diverse Struktur der Bewohner*innen wird dabei besondere Berücksichtigung finden.
Eine Besonderheit, welche sich durch die Teilnahme am "Prima.Klima.Ruhrmetropole" Wettbewerb ergeben hat, ist die Voraussetzung, mit einer Wohnungsbaugesellschaft zu kooperieren. Hierfür hat sich die Vonovia als passend erwiesen. Diese Kooperation hat die energetische Ertüchtigung der Gebäude der Vonovia zum Ziel. Weitere Kooperationspartner sind die Bonnekamp Stiftung und der Ernährungsrat. Mit diesen sollen Maßnahmen zur Umweltbildung und Partizipation umgesetzt werden. Beispielsweise das Prinzip der "Essbaren Stadt" bietet hier interessante Möglichkeiten.
Die "Essbare Stadt" verbindet Stadtentwicklung mit nachhaltiger Ernährung. Dabei geht es um die Schaffung von urbanen Anbauflächen und die Förderung von lokalen Lebensmittelkreisläufen. Das KlimaQuartier Katernberg-Beisen zielt darauf ab, dieses Prinzip in enger Zusammenarbeit mit der Bürgerschaft umzusetzen.
Ausblick
Im Wettbewerb Prima. Klima. Ruhrmetropole hat die Stadt Essen gemeinsam mit der LEAD-Kommune Gelsenkirchen, aufgrund der räumlichen Nähe der beiden Quartiere, eingereicht. Gemeinsam wird daher in den komenden Monaten ein Kurzkonzept erstellt. Im direkten Anschluss ist ein lokales Sanierungsmanagement für das Projektgebiet geplant. Das Sanierungsmanagement dient dazu, die Maßnahmen aus dem Konzept aufeinander abgestimmt umzusetzen. Um die Bocholder*innen bei Fragen und Beratungsbedarfen direkt vor Ort unterstützen zu können, wird eine Anlaufstelle im Quartier eingerichtet. Ein*e Sanierungsmanager*in wird dann für drei bis maximal fünf Jahre die Arbeit vor Ort aufnehmen und die Bewohner*innen persönlich beraten.
Es ist zudem geplant, das Projekt der KlimaQuartiere in weiteren Stadtteilen umzusetzen. In den nächsten Jahren sollen jährlich zwei Quartiere in den Fokus gerückt werden. Auch dort ist vorgesehen, energetische Quartierskonzepte zu erstellen und im Nachgang konkrete Maßnahmen umzusetzen. Die folgenden KlimaQuartiere sowie das Sanierungsmanagement sollen ebenfalls über das KfW-Programm 432 gefördert werden
Hintergrund
Die Stadt Essen hat mit Ratsbeschluss vom 25.08.2021 beschlossen, zwischen 2030 und 2040 klimaneutral zu werden. Die dafür notwendigen Maßnahmen sind im Sustainable Energy and Climate Action Plan (SECAP) der Stadt aufgelistet. Der SECAP ist der Aktionsplan Klima und umfasst konkrete Maßnahmen-empfehlungen für Klimaschutz und Klimaanpassung.
Für die Koordination und Umsetzung dieser Maßnahmen ist die Grüne Hauptstadt Agentur (GHA) der Stadt Essen zuständig. Eine der zentralen Säulen des SECAP bildet die energetische Stadtsanierung. Der Energiebedarf der privaten Haushalte in Essen macht ein Drittel des Gesamtverbrauchs in Essen aus. Daher ist die Reduzierung des Energieverbrauchs sowie die Steigerung der Energieeffizienz von Wohngebäuden von großer Relevanz. So können klimaneutrale, nachhaltige und lebenswerte Quartiere in Essen geschaffen und gesichert werden.